Psychisch krank (im Pinzgau) - was tun?

Dr. Arno Brugger ist der Pinzgauer Amtsarzt. Er gibt einen kompakten und kompetenten Überblick zum Thema. | Foto: Christa Nothdurfter
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PINZGAU (cn). Die Initialzündung für diesen Bericht erfolgte durch Silvia Thöne. Die Mühlbacherin macht eine Ausbildung zur Psychologischen Beraterin - die Diplomarbeit ist bereits im Entstehen - und spricht aus Erfahrung, wenn sie sagt: "Beim Thema ,Psychische Erkrankung' kennen sich viele Leute nicht aus bzw. wird vieles miteinander vermischt. Ein Satz, den ich so oder ähnlich schon öfters zu hören bekam: ,Psychiatrie, Psychologie, Kinesiologie, Energetik, Coaching - das ist doch eh alles dasselbe".

"Psychische Krankheiten sind gut behandelbar..."

Zwecks Objektivität haben wir vom Bezirksblatt beim Pinzgauer Amtsarzt Dr. Arno Brugger nachgefragt. Er bestätigt, dass psychische Krankheiten grundsätzlich gut behandelbar sind, aber dass es natürlich wichtig sei, den richtigen Ansprechpartner bzw. die jeweils richtige Behandlungsmethode zu finden. "Dafür stehen Psychiater, Psychologen, Psychotherapeuten (Anmerkung der Redaktion: Erklärung siehe unten) und psychologische Berater zur Verfügung. Letztere können Menschen in schwierigen Lebensphasen begleiten und gemeinsam mit ihnen Lösungen erarbeiten. Auch ausgebildete Mediatoren oder Supervisoren fallen in diesen Bereich."

Erste Adresse: Der Hausarzt

Der Amtsarzt: "Am besten ist es, bei psychischen Problemen zunächst mit dem Hausarzt zu sprechen. Etliche Pinzgauer Allgemeinmediziner haben selber diesbezügliche Zusatzausbildungen absolviert bzw. helfen sie dabei, den richtigen Ansprechpartner zu finden. Die Angebots-Situation hat sich im Pinzgau enorm verbessert. Es gibt einen Psychiater in Mittersill, in Saalfelden und in Zell am See. Dazu kommen noch etliche Psychologen und Psychotherapeuten. Außerdem gibt es im Bezirk den Psychosozialen Dienst, der kostenlos Unterstützung, Beratung und Information anbietet. Es gab in der Region auch ein umfangreiches Suizidpräventionsprojekt, das gewirkt hat. Die Anzahl der Selbstmorde ist im Pinzgau bei Weitem nicht mehr so hoch wie früher."

Verständigung der Polizei: Auch bei Selbstgefährdung

Apropos Selbstmord: Was kann man im akuten Notfall tun? Wenn man das Gefühl hat, den Kranken nicht mehr aus den Augen lassen zu können? Arno Brugger: "So wie bei Fremdgefährdung kann man auch bei Selbstgefährdung die Polizei anrufen. Die Beamten werden einen Sprengelarzt oder den Amtsarzt hinzuholen und dieser kann den Betroffenen auch gegen seinen Willen in die Psychiatrie - entweder im KH Schwarzach oder in die Christian-Doppler-Klinik in Salzburg - einweisen."

"Vorsichtig sein, wenn schnelle Hilfe mit einfachen Methoden versprochen wird!"

Nichts hält Arno Brugger von Angeboten im esoterischen Bereich oder von anderen nicht anerkannten Methoden: "Besonders vorsichtig sollte man sein, wenn rasche Hilfe mit einfachen Mitteln versprochen wird. Es kommt hier auch öfters zu Anzeigen wegen Kurpfuscherei. Bitte auch solche Dinge im Vorfeld mit dem Hausarzt besprechen!"

Kontakt-Infos:
Krisenhotline Pinzgau (rund um die Uhr): 06542-72600
Psychosozialer Dienst Pinzgau: 0662-8042-3599
Eine hilfreiche Website: www.besthelp.at

Psychiater, Psychologe, Psychotherapeut - was ist der Unterschied?

Psychiater: Nur diese Fachärzte dürfen den Patienten Psychopharmaka (Medikamente zur Behandlung von psychischen Störungen) verschreiben. Viele Psychiater haben auch eine zusätzliche Ausbildung als Psychologe bzw. als Psychotherapeut.

Psychologe: Innerhalb des Psychologie-Studiums gibt es vielfältige Bereiche (Sport-, Wirtschafts-, Rechtspsychologie usw). Nur wer die Zusatzausbildung des Klinischen Psychologen und Gesundheitspsychologen abgeschlossen hat, darf selbständig psychisch kranke Menschen untersuchen bzw. behandeln.

Psychotherapeut: Diese Ausbildung ist nicht ausschließlich Akademikern zugänglich. Auch Sozialarbeiter, Krankenschwestern, Kindergärtnerinnen, Lehrer usw. können diese Ausbildung absolvieren. Es gibt mehrere therapeutische Richtungen. Die häufigsten Formen: Verhaltenstherapie, Psychoanalyse (Aufarbeitung der Vergangenheit), Systematische Therapie.

Lebenskrise oder psychisch krank?

Wem beispielsweise ein geliebter Mensch weggestorben ist oder wer vom Partner verlassen wurde, der hat berechtigten Grund zum Trauern und ist deshalb nicht psychisch krank. Solche Krisenzeiten, die auch in anderen Lebensbereichen (Beruf, Soziales, Erziehung usw.) eintreten können, können aber auch gesunden Menschen heftig zusetzen. Hier leisten Psychologische Berater, Supervisoren oder Mediatoren mit staatlich anerkanntem Diplom gute Dienste. Anders ist es, wenn sich das Verhalten/die Persönlichkeit von jemandem komplett verändert oder wenn sich ein Realitätsverlust einstellt. In solchen Fällen kann/muss man als Angehöriger, Arbeitskollege usw. von einer psychischen Erkrankung ausgehen.

Folgender Link führt zu einem Kommentar der Redakteurin:
http://www.meinbezirk.at/pinzgau/lokales/psychische-erkrankungen-es-gibt-hilfe-bitte-annehmen-d1623101.html

Als Reaktion auf diesen Bericht erhielt die Redaktion folgenden Leserbrief:
http://www.meinbezirk.at/pinzgau/lokales/leserbrief-psychische-erkrankungen-stigmatisierung-und-ausgrenzung-d1626312.html

Dr. Arno Brugger ist der Pinzgauer Amtsarzt. Er gibt einen kompakten und kompetenten Überblick zum Thema. | Foto: Christa Nothdurfter
Betroffene und Angehörige haben viele Fragen", das weiß auch Silvia Thöne aus Mühlbach. Sie ist bald diplomierte psychologische Beraterin. | Foto: Christa Nothdurfter
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