Offener Brief von Fachärzten aus der Region zur Situation psychisch kranker Menschen im "Innergebirg"

Vier Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin aus dem Pinzgau und aus dem Pongau verfassten einen offenen Brief an die Landesregierung. | Foto: BB
  • Vier Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin aus dem Pinzgau und aus dem Pongau verfassten einen offenen Brief an die Landesregierung.
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Sehr geehrte Damen und Herren der Salzburger Landesregierung !

Bezugnehmend auf die vollständige Presseaussendung des Krankenhaus Schwarzach (http://www.pressefach.info/khschwarzach/201610-khschwarzach-psychiatrie.htm) vom 3. Oktober 2016 erlauben wir uns folgende Stellungnahme:

Als im außerstationären Bereich tätige Fachärzte nehmen wir seit vielen Jahren die Nöte der tausenden psychisch leidenden Menschen und Angehörigen Innergebirg wahr und versuchen so gut es geht zu helfen; In Zusammenarbeit mit Allgemeinmedizinern, Psychotherapeuten , Psychologen und psychosozialen Einrichtungen wird immer aufs neue nach Möglichkeiten gesucht, Chronifizierung zu verhindern Heilung, Linderung und Reintegration in Arbeitsplatz und Gesellschaft zu ermöglichen.

Dazu gibt es heute eine Reihe von wissenschaftlich erprobten und wirksamen Methoden – psychotherapeutische, psychopharmakologische und moderne multiprofessionelle aufsuchende Therapiesysteme.
Leider stehen viele dieser Möglichkeiten den Betroffenen und Helfern Innergebirg nicht zur Verfügung obwohl diese seit über 10 Jahren bereits in der Planungsphase der Psychiatrischen Abteilung in Schwarzach von uns gefordert wurden.

Die Folgen sind fatal:
•Vermeidbar lange Leidenszustände bis hin zu Chronifizierung mit unnötigen Pensionierungen und Sozialhilfeunterstützungen.
•Zur Verhinderung von katastropalen Verläufen mangels menschlicher Ressourcen erhöhte Medikamentendosierungen mit negativen Langzeitfolgen
•Überlastung der Angebote in den psychiatrischen Praxen
•Vermehrte stationäre Behandlungsaufenthalte mangels außerstationärer Behandlungsalternativen.
•Folglich Überlastung der stationären Einrichtungen und Personalmangel durch
Abgang von Personal
•Mangel an Nachwuchs durch abschreckende Arbeitsbedingungen

Nachweislich wurden Politiker und Beamte im Gesundheits- und Sozialbereich über folgende Dinge unterrichtet:
•Mindestens 83 Betten/ Behandlungsplätze mit ausreichendem Raumangebot für die spezifischen Behandlungserfordernisse (inklusive Tageklinik etc.) am Schwerpunktkrankenhaus Schwarzach wären nötig, um die notwendige Antistigmatisierung zu ermöglichen und eine ökonomisch und personell sparsame und fachgerechte Behandlung zu ermöglichen.
•Die Notwendigkeit, parallel zum stationären Ausbau in Schwarzach ein effizientes außerstationäres integriertes Behandlungssystem für komplex psychisch Kranke Menschen mitaufzubauen.
•Fachleute mit Betroffenen und Angehörigen erarbeiten seit über 10 Jahren nach ökonomischen und fachlich effizienten Vorbildern Konzepte für die Region.

Die vorgeschlagene Lösung von LH-Stv. Christian Stöckl ist nicht einmal der berühmte „Tropfen auf den heißen Stein“ und zeigt eine schmerzliche Uninformiertheit über die Problematik auf. Wir fordern deshalb die verantwortlichen Landespolitiker, Beamten und Sozialversicherungen auf, endlich angemessen - zeitnah und effizient - auf die katastrophale Situation zu reagieren, das heißt:

1. Ein erprobtes Gesamtversorgungskonzept im stationären und außerstationären Rahmen nach dem Grundsätzen der integrierten Versorgung umzusetzen und die gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen.
2. Als gute Vorbilder dies baldmöglichst zu tun, um die nach wie vor bestehende schwere Benachteiligung und damit Stigmatisierung der Betroffenen abzubauen.

Die Unterzeichneten

Dr. Kurt Latzelsberger
FA f. Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin
Saalfelden

Dr. Michael Lederer
FA f. Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin
Gutachter und Berater in Schwarzach(KH), Bischofshofen

Dr. Markus Masoner
FA f. Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin
St. Johann im Pongau

Dr.Ingolf Bühler
FA f. Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin
Mittersill

Unter folgendem Link findet sich eine Stellungnahme von LH-Stv. Christian Stöckl:
http://www.meinbezirk.at/pinzgau/politik/kritischer-brief-von-innergebirg-psychologen-an-die-landesregierung-lh-stv-christian-stoeckl-kontert-d1908869.html

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