Gretl hatte die Haare schön

Noch heute gefällt Georg Steinbacher die Frisur seiner Greti, die er sich ohne Gretlfrisur gar nicht vorstellen kann. | Foto: Mike Vogl
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  • Noch heute gefällt Georg Steinbacher die Frisur seiner Greti, die er sich ohne Gretlfrisur gar nicht vorstellen kann.
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"Mei, das war schön bei den jungen Mädchen, wenn sie mit ihrer Gretlfrisur und den Dirndl-Gwandln über den Marktplatz spaziert sind. Da haben wir Burschen was zum Schauen gehabt. Auch meine Greti hat mir so den Kopf verdreht“, lächelt Georg Steinbacher und tätschelt seiner Margarethe die Hand. Seine 70-jährige Gattin trägt die Gretlfrisur immer noch. „Dass sie sich ihre langen Haare abschneidet, nein, das kann ich mir nicht vorstellen“, sagt der Hinterreitbauer aus Wagrain. Schließlich kennt er seine Greti nur mit Gretlfrisur.

Gretlfrisur über Generationen

„Seit dem 17. Lebensjahr trage ich meine Haare zum Kranz geflochten. Das habe ich mir von meiner Mama abgeschaut und die hat es von meiner Großmutter gelernt“, erzählt Margarethe Steinbacher. „Damals hatten alle jungen Mädchen aus dem bäuerlichen Milieu Gretlfrisuren. Das war eine Haartracht zum Arbeiten, aber auch zum Feiern und Tanzen gehen. So haben uns die Haare nie gestört und wir haben immer frisch frisiert ausgesehen.“

Tradition, die verloren geht

Heute tragen nur noch wenige ältere Damen diese traditionelle Flechtfrisur. Kurzhaarschnitte bei älteren Frauen werden immer moderner und bald wird diese Art der Haarkunst wohl verloren gehen. „Das hätten wir uns damals nicht gedacht, dass die jungen Frauen ihre Haare irgendwann einmal nicht mehr zopfen würden. Dabei ist die Frisur so einfach und man spart sich den Haarschneider“, sagt Margarethe Steinbacher. Seit 50 Jahren war die Wagrainer Bäuerin schon nicht mehr beim Friseur.

Zwei Zöpfe – ein Kranz

Alles, was Greti Steinbacher für die Gretlfrisur braucht, sind Haarnadeln, ein Haarnetz und zwei kleine Haargummis. „Zuerst flechte ich links und rechts Zöpfe aus drei Teilen – ganz normal, wie bei einem Milchbrot“, lacht Greti. Spiegel braucht sie dafür schon lange keinen mehr. „Beginnen tu ich ca. auf Höhe des Ohrs. Am Ende wird der Zopf mit einem Haargummi umwickelt. Genauso geht es auf der anderen Seite weiter. Die Zöpfe müssen schon 70 Zentimeter lang werden, dass sie den Kopf umwickeln können. „Wer selbst keine so langen Haare hat, der kann sich mit einem ,falschen Zopf‘ behelfen. Dieser wird ebenfalls gezopft und mit einer Haarnadel am Hinterkopf fixiert. „Wenn ich die beiden Zöpfe fertig habe, lege ich sie hinten über kreuz und fixiere sie unten mit Haarnadeln. Dann wird der erste Zopf über den Oberkopf gelegt und wieder mit Haarnadeln festgemacht. Der zweite Zopf wird über den ersten gelegt.“

Liegender oder stehender Zopf

Dabei gibt es zwei Varianten. Greti bevorzugt es, den zweiten Zopf aufzustellen, sodass man von vorne das Geflecht sieht. Der Zopf kann aber auch hingelegt werden. „Wer mag, kann dann ein Haarnetz drüber legen. Aber auch das muss nicht sein“, erklärt Greti. Fünf Minuten hat sie für die Frisur gebraucht, die jeden Tag neu gemacht wird. Schlafen tut sie aber trotzdem mit zwei Zöpfen: „So sehe ich schon beim Aufstehen frisiert aus“, lacht Greti und ihr Georg kann das nur bestätigen.

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