Dem Burnout die Stirn bieten
Vor einem Jahr zog Andi Haitzer die Reißleine. Heute ist er zurück in (s)einem erfüllten Leben.
SCHWARZACH (ap). Es ist genau zwölf Monate her, dass es zum Paukenschlag in der Salzburger Politik kam: "Drohendes Burn-out. Landtagsabgeordneter und Zukunftshoffnung der SPÖ, Andreas Haitzer, legt alle seine Ämter nieder", titelten die Medien.
Der fleißige "Vereinsmeier"
Es war der Gipfel einer Zeit, in der der Schwarzacher Bürgermeister an seine persönlichen Grenzen stieß. "Ich war der typische Vereinsmeier. Neben dem Bürgermeisteramt – das mit Funktionen im Regionalverband, Abfallwirtschaftsverband und dem Aufsichtsrat in der ZEMKA – einherging, war ich auch noch Landesvorsitzender der Naturfreunde, ASKÖ-Vizepräsident, stellvertretender Vorsitzender im Bezirksparteivorstand, war im Landesparteivorstand, im Vorstand der ASG, im Vorstand des Salzburger Gemeindeverbandes – und achja, auch noch Landtagsabgeordneter", zählt Haitzer nur einige seiner damaligen Funktionen auf.
Wenn das eine Wort fehlt
Im Nachhinein weiß er – es war die Mischung aus "das mache ich eh gerne" und Pflichtbewusstsein, welche das Wörtchen "Nein" für ihn nicht zuließ. "Mein Terminkalender war voll, ich hatte abends Sitzungen und musste danach noch den kommenden Tag vorbereiten. Irgendwann fehlt der Schlaf, du wirst gereizter und weniger leistungsfähig", erinnert sich Haitzer. Und nachdem keine Zeit für Familie und Hobbys blieb, gab es kaum mehr Situationen, um die Akkus wieder aufzuladen. Schon von der Zeit als Eisenbahner war ihm Burnout-Prävention bekannt und auch Bürgermeisterseminare vom "Fonds gesundes Österreich" hat Haitzer besucht: "Ich wusste also, wohin diese Erschöpfung führt. Wann man sich es selbst eingesteht, ist aber die andere Frage".
"Habe die Reißleine gezogen"
Diese schwierige Phase der zunehmenden Überlastung – dem drohenden Burnout – zog sich über ein halbes Jahr. Begleitet von seiner Frau Elke suchte er nach Lösungen. Bis es nach den Semesterferien einfach nicht mehr ging.
Und dann kam der Mittwochmorgen des 5. März 2015. "Vor der Landtagssitzung verkündete ich Parteichef Walter Steidl, dass ich alle Ämter – außer jenes des Bürgermeisters – mit sofortiger Wirkung zurücklege. Im ersten Moment war er überrascht, reagierte aber mit wohlwollendem Verständnis. Damit habe ich die Reißleine gezogen", erinnert sich Haitzer an den "notwendigen Befreiungsschlag".
"Bin sehr gern Bürgermeister"
Auf die Frage hin, ob nicht auch die Belastungen als Ortschef und die riesigen Fußstapfen, die ihm sein Vorgänger Bgm.a.D. Hermann Steinlechner hinterließ, zu viel Druck machten, fällt Haitzer sofort ins Wort: "Nein, ich bin extrem gerne Bürgermeister. Der Job ist spannend und fordernd, aber er überlastet mich nicht. Natürlich hat Hermann Steinlechner die Latte sehr hoch gelegt, aber die Bevölkerung hat mit der Wahl auch mir einen Vertrauensvorschuss gegeben. Das ehrt mich und signalisiert einen gewissen Auftrag", betont der zweifache Vater, während sein Handy klingelt. Es ist seine Frau Elke. "Für sie habe ich jetzt auch wieder Zeit. Zum Spazierengehen und Schwammerlsuchen", strahlt Haitzer abschließend.
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