Rotkreuz-Kommandant im Interview: Abschied vom Bezirkskommando

v.l.n.r: BezKdt Michael Kirschka (Bezirksstelle Schwechat), S3 Markus Ulreich (Bezirksstelle Purkersdorf), CdS Thomas Wordie (Bezirksstelle Klosterneuburg) | Foto: Rotes Kreuz | Schwechat
  • v.l.n.r: BezKdt Michael Kirschka (Bezirksstelle Schwechat), S3 Markus Ulreich (Bezirksstelle Purkersdorf), CdS Thomas Wordie (Bezirksstelle Klosterneuburg)
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BEZIRK WIEN-UMGEBUNG (red). Mit 01.01.2017 wurde, auf Grundlage eines Beschlusses der Landesregierung Niederösterreich, der politische Bezirk Wien-Umgebung aufgelöst. Davon sind auch das ehemalige Bezirkskommando Wien-Umgebung des Roten Kreuzes sowie die zugehörigen Bezirks- und Ortsstellen betroffen. Was dies für die Rettungsorganisationen und die Bevölkerung bedeutet, wird in einem Interview mit Markus Ulreich, Bezirksstellenkommandant der Bezirksstelle Purkersdorf-Gablitz und ehemals Mitglied des Bezirkskommandos Wien-Umgebung, näher erläutert.

Was sind die Aufgaben eines Bezirkskommandos des Roten Kreuzes?
MARKUS ULREICH: "Generell gehört die Koordination aller größeren und überregionalen Einsätze, die über die Kapazitäten einer einzelnen Bezirksstelle hinausgehen, zu den Aufgaben eines Bezirkskommandos. Hierzu zählen beispielsweise Unterstützung bei Hochwasserkatastrophen oder die Hilfeleistung beim Schneechaos in Ungarn 2013. Im Großschadens- und Katastrophenfall übernimmt das Bezirkskommando die Einsatzleitung der eingesetzten Rotkreuz-Kräfte im jeweiligen Bezirk. In unserem Fall handelte es sich um die drei Bezirksstellen Klosterneuburg, Schwechat und Purkersdorf-Gablitz."

Welcher Einsatz war Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung des Bezirkskommandos Wien-Umgebung im vergangenen Jahrzehnt?
"Jeder Einsatz bringt seine Besonderheiten mit sich. Herausfordernd war sicherlich die übernationale Unterstützung beim Schneechaos in Ungarn 2013, weil wir hier auf fremdem Staatsgebiet tätig waren und uns erst mit den rettungstechnischen Standards in Ungarn vertraut machen mussten. Aber auch der Einsatz für Menschen auf der Flucht im Jahr 2015 war sehr fordernd, insbesondere weil dieser Einsatz monatelang dauerte und sehr viel an personellen und materiellen Mitteln und Ressourcen erforderte. Dank der Einsatzbereitschaft aller Rotkreuz-Kräfte, egal ob ehrenamtlich, hauptberuflich oder Zivildiener, konnten wir diese Einsätze zum Wohle der Bevölkerung professionell bewältigen."

Wie hat die Zusammenarbeit im Bezirkskommando Wien-Umgebung innerhalb der drei Bezirksstellen ausgesehen?
"Die Zusammenarbeit hat bisher ausgezeichnet funktioniert. Wir sind zwar aus geografischer Sicht zerstreut, aber die drei Bezirksstellen sind ähnlich strukturiert und ungefähr gleich groß hinsichtlich Mitarbeiter/innen und Aufgabenbereichen. Über die letzten zehn Jahre sind die drei Bezirksstellen eng zusammengewachsen, was sich auf die Bewältigung von Großschadensereignissen besonders gut auswirkte. Daher finde ich es schade ist, dass diese gut funktioniere Einheit nun aufgelöst wurde. Dennoch werden wir weiterhin miteinander zusammenarbeiten, gemeinsame Übungen abhalten und uns gegenseitig unterstützen."

Der politische Bezirk Wien-Umgebung wurde mit Jahresbeginn 2017 aufgelöst. Was wird sich dadurch verändern?
"Für das Bezirkskommando wird es dahingehend Veränderungen geben, weil wir uns in das neue Kommando von St. Pölten Land eingliedern. Diesbezüglich werden derzeit Gespräche geführt, ob die bisherigen Mitarbeiter in ihren bisherigen Funktionen übernommen werden, oder andere Aufgabenbereiche übernehmen. Dies wird jedoch für den Regelrettungsdienst und die Mannschaft unbemerkt bleiben."

Welche Veränderungen des Regelrettungsdienstes wird es für die Bevölkerung geben, wie sehen diese aus?
"Aus rettungstechnischer Sicht wird es keine Änderungen für die Bevölkerung geben. Die Einsatzalarmierungen erfolgen wie gehabt über Notruf 144 Niederösterreich. Im Bedarfsfall wird wie bislang das schnellst verfügbare Einsatzmittel beim Patienten eintreffen."

ZUR PERSON:

Markus Ulreich ist bereits seit mehr als zehn Jahren ehrenamtlicher Mitarbeiter des Roten Kreuzes, knapp zehn Jahre lang Mitglied im Bezirkskommando Wien-Umgebung (für Einsatzführung und Koordination zuständig) und seit Herbst 2016 Bezirksstellenkommandant der Bezirksstelle Purkersdorf-Gablitz.

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