Universitätsprofessor über die Flora und Fauna im Wienerwald

PURKERSDORF. (an).

Wie beschreiben Sie als Biologe die Flora und Fauna im Wienerwald?

KLAUS HACKLÄNDER: Wenn man die Tierwelt und Pflanzenwelt von einer Region beschreiben möchte, muss man sich erst mal die groben klimatischen, biologischen Situationen ansehen. Wir im Wienerwald haben einen ganz typischen europäischen Waldtyp. Wir haben einen buchendominierten Wald. Ganz anders als wir das sonst zum Beispiel aus den Alpen kennen, wo der Nadelwald dominiert. Mit Fichte zum Beispiel.

Was sind die Besonderheiten der Flora und Fauna im Wienerwald?

Der Wald bei uns ist besonders durch den hohen Laubwaldanteil, wobei die Buchen dominieren. Was wir im Wienerwald auch noch besonders haben ist die große Anzahl an alten Bäumen. Alte, große Bäume bedeuten immer auch viel mehr Möglichkeiten für Tiere, Lebensraum anzufinden. Ein typisches Tier im Wienerwald ist der Schwarzstorch. Er brütet in großen Baumkronen, er möchte hoch hinaus mit seinem Nest.
Je größer ein Baum, desto mehr altes oder auch totes Holz sind an ihm zu finden.. Das wiederum bedeutet mehr Möglichkeiten für Spechte, Höhlen zu zimmern.
Durch die Nähe zum Wienerwald ist Wien übrigens die Hauptstadt der Spechte. Keine andere Großstadt kann von sich behaupten, dass man neun Spechtarten finden kann. Und das liegt am Wienerwald!

Was zeichnet den Wienerwald aus und was unterscheidet ihn von anderen Wäldern in Österreich?

Der Unterschied vom Buchen- zum Nadelwald ist, dass wir im Herbst viel Laubfall haben. Das heißt wir haben im Frühjahr am Boden Licht. Dadurch, dass am Boden Licht ist, kommen Pflanzen vor, die noch vor dem Laubausschlage der Buchen am Boden gedeihen. Zum Beispiel Bärlauch oder Buschwindröschen. Sobald die Bäume selbst ausschlagen ist am Boden die Vegetation schon über den Zenit und hat die Blühphase schon hinter sich.

Auf was für besondere Tiere stößt man im Wienerwald?

Der Wienerwald als Ökosystem bietet sehr viele Möglichkeiten, für verschiedene Tierarten ihren Spezialbereich zu finden, den nur sie nutzen können und andere nicht. Deshalb haben wir hier so viele Spechtarten. Der wichtigste Specht ist der Schwarzspecht. Er ist gleichzeitig auch der größte Specht in Europa und baut große Höhlen. Wenn der Schwarzspecht nicht mehr in der Höhle brütet, finden andere Tiere dort die Möglichkeit zu brüten. Zum Beispiel Käuze, aber auch Säugetiere wie Baummarder oder Fledermäuse. Die Spechte sind also sozusagen die Schlüsselarten im Lebensraum. Mit ihrer Bautätigkeit ermöglichen sie eine Vielfalt von anderen Arten.

Auf was für besondere Pflanzen stößt man im Wienerwald?

Es kommt natürlich immer darauf an wen man fragt. (lacht). Es gibt viele Menschen die sind fasziniert von Orchideen. Da gibt es im Wienerwald Plätze wo man Orchideen finden kann. Was ich dafür brauche ist eine zurückhaltende Nutzung von Wiesen und feuchte oder auch sehr trockene Wiesen. Es gibt einen hohen Orchideenanteil am Rand des Wienerwaldes. Dort wo der Wald runter geht ins Wiener Becken. Zum Beispiel auf der Perchtoldsdorfer Heide.

Gibt es Tiere und Pflanzen bei uns in der Umgebung die besonders gefährlich sind?

Die größte Schlange im Wienerwald ist die Äskulapnatter, die tut aber nichts. Die schluckt nur ihre kleine Beute, z.B. Nestlinge der Kohlmeise. Ganz selten, aber eher in den höheren Lagen finden wir die Kreuzotter. Die kann schon für Kleinkinder oder sensible Personen schmerzhaft und auch gefährlich werden. Die sind aber sehr selten. Wir haben heuer auch wieder ein sehr starkes Zeckenjahr. Der Winter war sehr mild und viele von den Zeckennymphen haben überlegt.
Was abseits der Wege gefährlich werden kann ist wenn man auf eine Bache trifft. Also auf ein weibliches Wildschwein, das gerade Frischlinge hat. Wenn die Bache sich in eine Ecke gedrängt fühlt, kann es schon mal sein, dass sie zum Angriff über geht. Das kann gefährlich werden. Das Beste ist aber, ich bleibe einfach auf dem Weg. Die Sau weiß genau wo der Weg ist.

Stichwort „Biologie für Anfänger“ – haben Sie einen Tipp was man tun kann, damit einem besondere Tiere und Pflanzen auffallen.

Wir haben ja leider etwas verlernt unsere Sinne zu schärfen. Manchmal sieht man nichts, weil man seine Antennen nicht ausgefahren hat. Ich muss mich ja nur im Wienerwald auf eine Bank setzen und einfach mal hören. Es gibt verschiedene Rufe, Gesänge von verschiedenen Vogelarten. Dann denke ich mir „Ich habe zwar noch keine Idee was es sein könnte, aber ich werde mir bewusst, dass es diese Unterschiede gibt.“ Der Trick ist nur mal runterzukommen, sich hinzusetzen und einfach nur zu sehen, zu hören und vielleicht sogar zu riechen. Das haben wir einfach verloren, diese Muse fehlt uns.

Wo liegen die Gefahren für die Flora und Fauna im Wienerwald und was können wir als Purkersdorfer tun um die Artenvielfalt zu schützen?

Der Wienerwald ist ein Biossphärenpark, was super ist. Es wird also schon vermieden, dass der Wald gerodet wird, dass Grünland zu Bauland umgewidmet wird.
Im Moment sind die energetischen Kosten für Muttertiere im Wald sehr groß. Sie müssen ihre Energie dafür aufwenden, sich um ihre Jungen zu kümmern. Deshalb sollte man sie dabei nicht stören. Deshalb mein Tipp: Auf den Wegen bleiben und auch Hunde an die Leine nehmen. Wenn ein Hund die Witterung aufnimmt, kann er auch mal einem Reh hetzen. Man kann ruhig singen, man kann lachen, man kann auch mitnehmen, was man am Wegesrand so findet.
Aber gerade jetzt, wo eine sensible Zeit ist für die Tiere, sollten sie die Chance haben, diese Zeit ohne große Störungen des Menschen zu verbringen. Bleiben Sie auf den Wegen.
Wenn der Mensch im Wohnzimmer des Wildes unterwegs ist, dann muss er sich als Gast verhalten.

Vielen Dank für das interessante Interview!

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