Cityoutlet wird kein Selbstläufer

Die Gemeindevertreter verfolgten die Ausführungen gespannt. Links: Bgm. Luis Oberer
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  • Die Gemeindevertreter verfolgten die Ausführungen gespannt. Links: Bgm. Luis Oberer
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Dem Reuttener Gemeinderat wurde am Donnerstag das Konzept für ein Cityoutlet vorgelegt.

REUTTE (rei). Joachim Will, Geschäftsführer der Fa. ecostra, die sich auf Wirtschafts-, Standort- und Strategieberatungen in Europa spezialisiert hat, durchleuchtete, ob ein Cityoutlet in Reutte Sinn macht.

Weg von "Reste-Rampen"

Will erläuterte zunächst, wie sich Outletcenter definieren, was deren Besonderheit ist und durch was sich wiederum Cityoutlets von den „üblichen“ Outletcentern unterscheiden. „Immer mehr wollen weg von den ‚Reste-Rampen“, erläuterte Will. Das schafft man mit Cityoutlet besser, aber „man darf sich nicht erwarten, dass Prada oder Gucci nach Reutte kommen.“

Nische in der Nische

Cityoutlets sieht Will als „Nische in der Nische“. In Österreich werde es davon nur eine Handvoll geben. Reutte als möglichen Standort hält Will für möglich, aber es wird schwierig. Reutte hat derzeit eine Belegung der Geschäftsflächen von nahezu 90 Prozent. Damit ein Cityoutlet aber attraktiv ist, braucht es viele freie Flächen, „je mehr, desto besser.“
Was im ersten Moment dennoch gut klingt, hat aber auch einen riesigen Haken, es braucht Investoren und Hausbesitzer, die mitmachen.
Will geht davon aus, dass man durchaus Füssener anlocken kann, wenn man 15 Geschäfte als Outlets ansiedelt. Aber das ist zuwenig. Kommt man auf 50 Geschäfte, würde man auch für Kemptener interessant.

Start im Untermarkt?

Die Analyse des Reuttener Zentrums hat für Will ergeben, dass in der Startphase nur der Untermarkt in Frage kommt. Er müsse den Kern des Cityoutlets bilden. Da es hier jedoch zuwenig freie Geschäftsflächen gibt, wäre es sinnvoll bestehende Freiflächen zu bebauen. Eine Fläche, die sich dafür anbieten würde, wäre der „Hirschenparkplatz“.
Die Frage, welche Geschäftsflächen überhaupt zu bekommen wären und ob sich jemand findet, der Freiflächen verkauft bzw. bebaut, wurde nicht hinterfragt. Vom Untermarkt ausgehend könnte sich das Cityoutlet weiterentwickeln. Aber nur in Zentrumsnähe. Neue Geschäfte etwa am RTW-Areal spielen für ein Cityoutlet keine Rolle.

Voll durchstarten, sonst geht es nicht

Was absolut nicht gehe, sei ein Start mit zwei bis drei Geschäften, die Outlet-Ware anbieten. „Der Ruf ist rasch ruiniert“, warnte Will vor einem solchen Start. Wenn dann müsse man von Beginn an voll durchstarten.
Die Kaufkraft dafür wäre nach Ansicht Wills durchaus im relevanten Einzugsgebiet vorhanden. Nach seinen Berechnungen ist es realistisch, aus dem Naheinzugsgebiet etwa fünf Prozent der Ausgaben für Bekleidung und andere typische Outletwaren zu lukrieren, also rund fünf von 100 Euro, die man z.B. für Gewand ausgibt.
Daraus ergibt sich eine Gesamtumsatzerwartung von 22 Millionen Euro im Jahr, bei einer angenommenen Verkaufsfläche von 8500 Quadratmetern. „Wer jetzt bereits Dollarzeichen in den Augen hat, den möchte ich kurieren. Die Luft ist dünn!“, warnte Will vor allzugroßen Erwartungen.

Jetzt wird diskutiert

Sein Fazit: „Ein Cityoutlet in Reutte ist möglich. Aber es ist kein Selbstläufer.“
Die Gemeinde als Auftraggeber der Studie will mit den weiteren Partnern, darunter die Kaufmannschaft, nun diskutieren, wie es weitergehen soll. „Aber jetzt wissen wir wenigstens, woran wir sind“, meinte Bürgermeister Luis Oberer.

http://www.meinbezirk.at/reutte/wirtschaft/city-outlet-reutte-prueft-moeglichkeiten-d1483740.htmlLesen Sie mehr

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