Pilotprojekt: Schulsozialarbeit erreicht Berufsschule
RIED (kat). Familiäre Konflikte, Gewalt, Cybermobbing, Schulden. Jugendliche können mit vielen Problemen und Herausforderungen konfrontiert sein. Die Pädagogen der Berufsschule Ried haben es sich zur Aufgabe gemacht, die jungen Menschen in diesen schwierigen Situationen zu unterstützen und initiierten das Pilotprojekt "Schulsozialarbeit an der Berufsschule Ried". Seit 28. April 2014 sind nun eine Sozialarbeiterin und ein Sozialarbeiter vom Verein "Neustart" an der Berufsschule im Einsatz. Sie stehen den Schülern als Ansprechpartner zur Verfügung. Auch eine Mailadresse wurde geschaffen – so wird den Schülern auch dann geholfen, wenn die Betreuungspersonen nicht im Haus sind. "Wir haben das Pilotprojekt im Rahmen der sogenannten QualitätsInitiative BerufsBildung (QIBB) – die es an jeder oberösterreichischen Berufsschule gibt – entwickelt. Unser Motto ist, den Schüler ganzheitlich zu sehen. Um die Jugendlichen zu unterstützen, hatten wir Vertrauenslehrer an unserer Schule. Da wir aber keine ausgebildeten Sozialarbeiter sind, kam es oft vor, dass wir an unsere Grenzen gestoßen sind und zum Teil schlaflose Nächte hatten. Der Ruf nach professioneller Hilfe wurde immer lauter", erklärt Gabriele Luschner, Berufsschullehrerin und Rieder Stadträtin, die Anfänge.
Begleiten und stärken
Unterstützt wird das Pilotprojekt vom Land Oberösterreich. 50.000 Euro werden für die "Schulsozialarbeit an der Berufsschule Ried" bereitgestellt. "In Pflichtschulen gibt es das Programm bereits, jetzt kommt es auch in die Berufsschule. Konflikte und Probleme können auch dazu beitragen, dass Lehrlinge ihre Ausbildung nicht erfolgreich abschließen können. Die Sozialarbeiter wollen die Schüler bei ihren Problemen begleiten, sie betreuen und sie stärken", so Bildungslandesrätin Doris Hummer. Die psychosoziale Unterstützung soll zum einen die erfolgreiche Absolvierung der Lehre ermöglichen, zum anderen aber auch nachhaltig wirken. So werden Schüler, die eine längere Betreuung brauchen, an geeignete Einrichtungen vermittelt. "Es war der richtige Schritt, um den Jugendlichen in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung weiterzuhelfen", ist sich Berufsschuldirektor Reinhold Sickinger sicher. Konzipiert ist das Projekt bis Dezember 2015. Laufende Evaluationen sowie ein Abschlussbericht sollen dann darüber Auskunft geben, ob die Schulsozialarbeit weitergeführt, ob sie auch in anderen Berufsschulen eingeführt oder ob sie abgeschafft werden soll.
Schon jetzt ein Erfolg
Und schon jetzt, wenige Wochen nach dem Start, kann das Pilotprojekt als Erfolg und Gewinn bezeichnet werden. "Gleich am ersten Tag hatten wir zehn Beratungen. Die Schüler suchen aktiv die Unterstützung unserer Sozialarbeiter. Es ist zwar bedauerlich, dass die Jugendlichen Probleme haben, aber toll, dass sie unsere Hilfe annehmen", meint Lukas Schmid, Leiter von Neustart Oberösterreich. Der Verein ist seit 57 Jahren im Bereich Sozialarbeit tätig, seit zehn Jahren wird auch mit Schulen zusammengearbeitet. "Natürlich ist eine Berufsschule wieder eine neue Herausforderung. Aber wir haben ein breites methodisches Repertoire, das wir an den Schüler und die jeweilige Situation anpassen können", berichtet Schmid. Auch Rudolf Riegler von der Wirtschaftskammer Oberösterreich ist begeistert vom Projekt: "Wer schnell hilft, hilft doppelt. Hilfseinrichtungen gibt es viele, aber bis die Schüler dort landen, ist das Jahr vorbei. Hier wird direkt vor Ort geholfen, aus diesem Grund bin ich so begeistert von diesem Pilotprojekt."
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