Erste Unterstützung in den schwersten Stunden

Die Mitarbeiter der Krisenintervention versuchen unter anderem durch Rituale Struktur und Sicherheit zu geben. | Foto: Rotes Kreuz Ried
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BEZIRK (kat). Eine Tragödie, bei der ein geliebter Mensch ums Leben kommt. Ein Hochwasser, das die Existenz gefährdet. Ein schwerer Unfall, den man selbst unverletzt überlebt hat. Bei all diesen tragischen und psychisch belastenden Ereignissen sind sie da: die Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams des Roten Kreuzes Ried. Sie stehen den Menschen in den schweren Stunden zur Seite. "Die Krisenintervention versteht sich als vorbeugende Maßnahme gegen möglicherweise auftretende Belastungsstörungen, die schwere gesundheitliche Schäden mit sich bringen können", erklärt Bezirksgeschäftsleiter Josef Frauscher.

Psychologische Erste "Hilfe"

Seit 1999 stehen dem Roten Kreuz psychologisch geschulte Kriseninterventionsmitarbeiter und psychosoziale Fachkräfte sowie Seelsorger zur Verfügung. 13 Mitarbeiter sind derzeit in diesem Bereich tätig. Sie haben im Vorjahr 24 Einsätze im Bezirk Ried geleistet, 79 Menschen wurden dabei betreut. Angefordert von den Einsatzkräften, leisten sie unmittelbar nach dem tragischen Ereignis psychologische Erste Hilfe am Ort des Geschehens. "Es geht dabei um die Wiedergewinnung der Handlungsfähigkeit oder um eine erste Unterstützung im emotionalen Chaos", erklärt Frauscher. Vom einfachen Zuhören bis hin zum Zulassen aller aufkommenden Emotionen – die Helfer unterstützen die Betroffenen dabei, das Geschehene zu begreifen sowie Auffangnetze aufzubauen. Sollte eine längere Betreuung nötig sein, kooperieren die Mitarbeiter mit der Krisenhilfe Oberösterreich.

Unterstützung im Chaos

Guntram Zauner aus Hohenzell ist seit 1999 in diesem Bereich tätig. Er war für den Aufbau des Kriseninterventionsteams in Grieskirchen verantwortlich und leitet seit 2015 das Kriseninterventionsteam Ried. "Als ehrenamtlicher Rettungssanitäter habe ich bemerkt, dass sich die medizinische Handlung so sehr auf den Notfallpatienten fokussiert, dass für den Rundumblick – also die Betreuung und Unterstützung der Angehörigen – kaum Zeit und Energie bleibt. Dass aber die Menschen, die unverletzt vor Ort 'übrig' bleiben, in ihrem Chaos Unterstützung brauchen, ist eine Notwendigkeit, die ich sehr oft erfahren habe", erklärt der 46-Jährige sein Engagement in diesem Bereich.

Mitgefühl oder Mitleid

Wie schwer solche Einsätze für die Mitarbeiter sind, weiß Gisela Dallinger. Die Mental- und Burnout-Präventionstrainerin aus Ried hat vor kurzem einen Vortrag an der Rot Kreuz-Ortsstelle Obernberg gehalten. Neben Konflikten, Selbstachtung oder Mut war dabei auch das Abschalten in schwierigen Situationen Thema. "Um solche fordernden Aufgaben bewältigen zu können, ist es für die Personen wichtig, zwischen Mitgefühl und Mitleid zu unterscheiden. Gut ist, wenn sie dem Positiven in ihrem privaten Umfeld Achtsamkeit schenken, denn das gibt Kraft und Stärke für die schwierigen Situationen", sagt Dallinger.

Um die Einsätze zu verarbeiten, haben die Mitarbeiter die Möglichkeit der Psychohygiene innerhalb des Teams und außerhalb durch psychosoziale Fachkräfte. So gibt es im Roten Kreuz das SvE-Team. Die Einheit zur Stressverarbeitung nach belastenden Situationen unterstützt Kollegen nach fordernden Einsätzen. "Unsere Aufgabe verlangt von den Mitarbeitern eine hohe psychische Stabilität und Sicherheit. Eine gute 'Vorselektion', ein gründliches Auswahlverfahren sowie eine gut reflektierende Ausbildung sind dafür ein Garant", erklärt Zauner.

Voraussetzungen

"Die Freiwilligenarbeit im Kriseninterventionsteam erfordert ein hohes Maß an fachlicher Qualität, Empathie und psychischer Stabilität", erklärt Josef Frauscher, Bezirksgeschäftsleiter des Roten Kreuzes Ried. Daher gibt es einige Voraussetzungen:

- Die Mitarbeiter müssen eine psychosoziale Grundausbildung mitbringen (Psychologen, Sozialarbeiter, Diplomiertes Gesundheits- und Pflegepersonal, Lehrer, etc.). Zudem müssen sie zwei Jahre in diesem Bereich oder seit mindestens drei Jahren beim Roten Kreuz tätig gewesen sein.

- Für alle gilt ein Mindestalter von 30 Jahren.

- Die Ausbildung für die Krisenintervention selbst umfasst 120 Einheiten, in denen die Interessenten für diese sensible und verantwortungsvolle Aufgabe geschult werden. Die Zulassung dazu erfolgt über ein zentrales Auswahlverfahren beim Roten Kreuz.

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