Unterschätzte Gefahr: Legionellen im Warmwasser

Experte Milo Halabi ist Normausschuss-Vorsitzender der ÖNORM B5019, die sich mit Legionellen im Wasser beschäftigt. | Foto: RFS
2Bilder
  • Experte Milo Halabi ist Normausschuss-Vorsitzender der ÖNORM B5019, die sich mit Legionellen im Wasser beschäftigt.
  • Foto: RFS
  • hochgeladen von Linda Lenzenweger

BezirksRundschau: Sie beschäftigen sich seit Jahren mit dem Thema der Legionellen in Warmwasseranlagen. Was genau hat es mit diesen Legionellen auf sich?
Halabi:
Legionellen sind Bakterien, die sich gerne in Warmwasser bei Temperaturen zwischen 30 und 50 Grad vermehren und eine schwere Lungenentzündung verursachen können. Sie können zum Beispiel über feinste Wassertröpfchen, sogenannte Aerosole, eingeatmet oder beim Trinken von Warmwasser in die „falsche Röhre“ aufgenommen werden. Gerade für abwehrgeschwächte Menschen kann diese Lungenentzündung tödlich verlaufen.

Nun atmet ja man normalerweise nicht Wassertröpfchen ein oder trinkt Warmwasser….
Jeder von uns „verschluckt“ sich unbemerkt unzählige Male am Tag. Viele trinken auch warmes Wasser aus der Leitung, da kann es dann schon mal passieren, dass man Warmwasser in die Luftröhre bekommt. Beim Duschen hingegen atmet man ungewollt die feinen Aerosole ein, die durch das Versprühen durch den Brausekopf entstehen. Diese Aerosole gelangen dann in die Lunge und verursachen dort die Lungenentzündung.

Muss man sich nun beim Duschen fürchten? Was kann man dagegen tun?
Niemand, der sein Warmwassersystem ordentlich wartet, muss sich fürchten. Deshalb sollte man regelmäßig, vielleicht einmal im Jahr, seinen Duschschlauch wechseln. Es lagert sich einiges ab auf den Kunststoffinnenoberflächen, sogenannter Biofilm, der wiederum wie ein Schlaraffenland für diese Bakterien ist. Wenn das Wasser auch noch recht kalkhaltig ist, kommt es zu einer recht kuriosen Mischung aus Biofilm und weißlichem „Kalkgatsch“ – eine ideale Brutstätte für Legionellen.

Wie gefährlich ist diese Infektion wirklich? Kann man sie therapieren?
Jährlich erkranken in Österreich über hundert Menschen an dieser außergewöhnlich schweren Infektion, etwa 25 davon sterben. Die Dunkelziffer an Erkrankungen ist laut deutschen Quellen allerdings für unsere Breiten 100-mal höher. Daher ist mit dieser Gefahr nicht zu spaßen, wenngleich die Infektion mit Antibiotika therapiert werden kann. Das Gemeine ist: Vor allem in öffentlichen Gebäuden kann man die Gefahr nicht selbst kontrollieren und ist der Gefährdung durch Legionellen somit theoretisch ausgesetzt. Da fällt mir der Fall von zwei schweren Legionellen-Infektionen auf einem Campingplatz im Süden Österreichs ein – Ursache: Der Betreiber hatte die Warmwassertemperatur aus Energiespargründen auf 45 Grad gedrosselt. Für einen der beiden Erkrankten ging dies tödlich aus.

Was kann der Einzelne tun, damit er auf der sicheren Seite ist?
Wichtig ist die Betriebstemperatur der Warmwasseranlage, des Boilers. Diese sollte 60 Grad am Auslauf aus dem Speicher betragen und darf nicht unter 55 Grad fallen. Ab einer Temperatur von 60 Grad werden Legionellen im Warmwasser abgetötet. Verkalkte Armaturen und Brauseköpfe müssen häufig entkalkt werden. Sollte man einen „schlatzigen“ Belag entdecken, dann gehört der Brauseschlauch gleich entfernt. Wenn man längere Zeit nicht zu Hause war, dann das Wasser bei maximaler Temperatur einmal ordentlich ablaufen lassen. Aus meiner Sicht ist es zwar energiesparend, das Warmwasser bei 45 Grad zu temperieren, aber dafür möglicherweise gesundheitsschädlich. Man betreibt ja den Kühlschrank zu Hause auch nicht aus Energiespargründen bei 20 Grad.

Letzte Frage: Kann man Legionellen im Wasser nachweisen?
Jedes dafür akkreditierte Labor kann Legionellen im Wasser nachweisen, man muss sich dort nach den Abnahme- und Transportmodalitäten erkundigen.

Experte Milo Halabi ist Normausschuss-Vorsitzender der ÖNORM B5019, die sich mit Legionellen im Wasser beschäftigt. | Foto: RFS
Heimtückische Bakterien: Legionellen auf einer Agarplatte. | Foto: Halabi
Anzeige
Foto: Cityfoto
8

Innovationen von morgen
"Lange Nacht der Forschung“ am 24. Mai

Unter dem bundesweiten Motto „Mitmachen. Staunen. Entdecken.“ bietet Oberösterreich bei der elften Auflage der Langen Nacht der Forschung 2024 (#LNF24) am Freitag, 24. Mai 2024 von 17 bis 23 Uhr ein breit gespanntes LIVE-Programm. In zehn Regionen in Oberösterreich laden rund 140 Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Technologiezentren und innovative Unternehmen dazu ein, einen Blick in die faszinierende Welt der Forschung zu werfen. Auf Entdecker:innen jeden Alters wartet ein...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Ried auf MeinBezirk.at/Ried

Neuigkeiten aus Ried als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Ried auf Facebook: MeinBezirk.at/Ried - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Ried und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.