Explosives Material lauert auf den Bergen

7,5 cm Sprenggranate - ein Blindgänger - der deutschen Wehrmacht. Ein Fund beim sog. „Leutascher Plattl“, ca. 500 m nördlich Söller Pass. | Foto: Lackner
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  • 7,5 cm Sprenggranate - ein Blindgänger - der deutschen Wehrmacht. Ein Fund beim sog. „Leutascher Plattl“, ca. 500 m nördlich Söller Pass.
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REGION. Mit Fotos und GPS-Daten vom Fundort der Kriegsrelikte im Leutascher Gebirge auf 2100 m hat der einheimische Wanderer der Polizei nicht nur sehr geholfen, die sofortige Meldung solcher Funde ist gesetzlich vorgeschrieben. "Das wissen leider nicht alle", erklärt Obstlt. Hubert Rimml, sprengkundiger Beamte in der Landespolizeidirektion, dem BEZIRKSBLATT auf die "Frage der Woche" hin: "Durch seine gute ‚Vorarbeit‘ hat der Finder die Vernichtung der Kriegsrelikte durch den Entschärfungsdienst ermöglicht. Jeder, der so etwas findet, muss unverzüglich, ohne Aufschub, den Fund der Polizei melden, andernfalls macht er sich gerichtlich strafbar", mahnt der Experte: "Zuerst in Urlaub fahren und erst dann melden wäre strafbar und keine Ausrede."

Auch wenn das Kriegsrelikt Jahrzehntelang liegt: Wird es gefunden, muss das tödliche Material sofort unschädlich gemacht werden. "Wichtig bei solchen Funden: Keinesfalls angreifen, aufheben, bewegen, oder gar mit einem Werkzeug säubern oder etwa einen Stein drauf hauen: Solche Blindgänger sind auch nach 70 Jahren scharf und könnten sofort detonieren", erklärt Rimml: "In Leutasch handelte es sich um eine 7,5 cm Sprenggranate der deutschen Wehrmacht, ein Blindgänger, der vermutlich bei Kampfhandlungen im 2. Weltkrieg dort gelandet ist, war entsichert, nicht detoniert. Der zweite Fund war ungefährlich: ein Flügel-Stabilisator einer 8 cm Wurfgranate."
Rimml ist einer der Experten und Anlaufstelle, wenn in Tirol solche Funde gemeldet werden. Sie stellen fest um welches Relikt es sich handelt, welche Gefahr davon ausgeht und entscheiden, welche Sofortmaßnahmen zu treffen sind, ob Entschärfer des Bundesministeriums für Landesverteidigung verständigt werden. In Leutasch war bald nach der Alarmierung der Polizeihubschrauber zur Fundstelle unterwegs, zwei Beamte des Entminungsdienstes haben die Granate durch eine gezielte Sprengung vernichtet. "Beim Fund in Leutasch war schnell klar, dass vor Ort gesprengt werden muss, ein Transport wäre zu gefährlich gewesen, hätte eine Detontion auslösen können", so Rimml.

Gemäß § 50 des Waffengesetzes ist der illegale Erwerb, der illegale Besitz von Kriegsmaterial oder gar der Handel (Internet-Plattformen) strafbar! Strafbar ist auch, wenn jemand z. B. am Dachboden solche gefährlichen Kriegserinnerungen findet, sie behält und das nicht meldet. Auch das ist sofort und ohne unnötigen Aufschub zu melden. Wer solches Material legal besitzen will, braucht dazu eine spezielle Bewilligung. Und: Egal, wo das gefährliche Material liegt, die Kosten für Bergung, Entsorgung oder Entschärfung übernimmt in jedem Fall die Republik. Auf den Grundbesitzer oder den Finder kommen keine Kosten zu, stellt Rimml klar.

Gefahr lauert ...

Obstlt. Hubert Rimml, der sprengkundige Beamte in der Landespolizeidirektion, weiß nur vereinzelte Funde, die gelegentlich in Tirol gemacht werden: "Solche Kriegsrelikte finden sich bei ehemaligen Truppenübungsplätzen, etwa in Gnadenwald, da tauchen im Frühjahr immer wieder solche Relikte aus dem Weltkrieg auf. Auch an im 2. WK umkämpften Stellen und strategisch wichtigen Punkten wie z. B. Eisenbahnbrücken bei der Karwendelbahn, über die Ötztaler Ache, über den Inn oder in Reith b.S., am Flughafen oder am Zirler Berg (im Zuge des Straßenbaues vor 20 Jahren). Oder auch in der Nähe von Stellen, wo früher nach dem 2. WK Granaten in Erdmulden gesammelt und gesprengt wurden, etwa in der Wiesengasse in Innsbruck. Da kam es vor, dass Kriegsrelikte bei der Sprengung ausgeworfen und in einem Acker landeten, nicht detonierten, dort bis heute bei unsachgemäßer Handhabung eine große Gefahr darstellen."

Zur Polizeimeldung - explosiver Fund in Leutasch:
http://goo.gl/HpZlfs

7,5 cm Sprenggranate - ein Blindgänger - der deutschen Wehrmacht. Ein Fund beim sog. „Leutascher Plattl“, ca. 500 m nördlich Söller Pass. | Foto: Lackner
Flügelstab-Stabilisator einer 8 cm Wurfgranate, gefunden im Gemeindegebiet Leutasch auf 2100 m Seehöhe. | Foto: Lackner
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