"St. Aegyd war die Hölle auf Erden"

Rajmund Pajer bei einer Gedenkfeier in Mauthausen im Gespräch mit Bundespräsident Heinz Fischer. | Foto: C. Rabl
  • Rajmund Pajer bei einer Gedenkfeier in Mauthausen im Gespräch mit Bundespräsident Heinz Fischer.
  • Foto: C. Rabl
  • hochgeladen von Markus Gretzl

ST. AEGYD (mg). Das Außenlager des KZ Mauthausen in St. Aegyd war für ihn die Hölle auf Erden. Trotzdem möchte Häftling I 69186, alias Rajmund Pajer, im Gedenkjahr 2015 an diese Stätte zurückkehren. Der 84-Jährige ist der letzte noch lebende Häftling des St. Aegyder Lagers. Er lebt heute in Montreal. Den Bezirksblättern stand er vergangene Woche in Kanada Rede und Antwort.

Langer Leidensweg
Anfang 1944 wurde der damals 14-Jährige von slowenischen Partisanen zwangsrekrutiert. Nach seiner Gefangennahme kam Pajer nach Mauthausen, wo er, obgleich italienischer Schutzhäftling, im Spanierblock untergebracht wurde und als Leichenträger arbeitete. Im Februar 1945 wurde er ins Außenlager nach St. Aegyd überstellt. Hier erlebte er die schwierigste Zeit, geprägt von harter Zwangsarbeit im Lageraufbau, eiskalter Witterung und brutaler Häftlingsbehandlung durch die Waffen-SS. "Ein Trick war, den SS-Leuten nie in die Augen zu sehen, um sie nicht zu provozieren", erinnert sich Rajmund Pajer. Angesprochen auf die Verpflegung erzählt der letzte Überlebende des St. Aegyder Lagers: "Wir bekamen sehr wenig, manchmal nichts. Bestenfalls jedoch eine ekelhaft stinkende Brühe, welche wohl Schweine im Futtertrog nicht anrühren würden", erzählt der ehemalige KZ-Häftling.

Der lange (Todes-) Marsch
Es folgte der mehrtägige Evakuierungsmarsch von St. Aegyd nach Mauthausen. "Wir bekamen eine karge Ration Brot für den Marsch", erinnert sich Pajer. Häftlinge, die körperlich noch in einem vergleichsweise guten Zustand waren, stahlen ihren schwächeren Mitgefangenen diese Nahrung. "Mir ging es gesundheitlich relativ gut, doch das bisschen Brot war bereits bevor wir St. Pölten erreichten verzehrt, um bei Kräften zu bleiben", so Rajmund Pajer.

Typhus zu Kriegsende
Pajer hatte in seinem Leben viel Glück, wie er selbst sagt. Eine Typhus-Erkankung im KZ Mauthausen bedeutete in den meisten Fällen das Todesurteil. Er selbst erkrankte erst spät und konnte gerettet werden. Nach Kriegsende erfuhr er, dass sein Vater in einem Dachauer Außenlager ums Leben gekommen war. Der 15-Jährige kehrte in seine Heimatstadt Triest zurück, wanderte später nach Kanada aus, wo er seit den 50er Jahren mit seiner Familie lebt. Regelmäßig kehrt Pajer nach Österreich zurück. Es ist ihm ein großes Anliegen, die Erinnerung wachzuhalten: "Ich erlebte meine schlimmste Zeit in St. Aegyd. Trotzdem liebe ich den Ort."

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

4:00

Wassermann – Glückskind des Monats
So wird das Horoskop im April

Alle zwölf Sternzeichen sind schon gespannt, was Astrologe Wilfried Weilandt zu berichten hat. Wie der April wird, wollt ihr wissen? Werft einfach einen Blick ins aktuelle Horoskop! ÖSTERREICH. Der April macht, was er will, das sagt uns schon der Volksmund. Damit es aber nicht ganz so turbulent wird, schauen Astrologe Wilfried Weilandt und Moderatorin Sandra Schütz wieder in die Sterne. Und so viel sei vorweg verraten: Der Wassermann ist das Glückskind des Monats, tapfer müssen hingegen die...

Hier findest du die billigsten Tankstellen in Niederösterreich.
4

Benzin- und Dieselpreise
Die billigsten Tankstellen in Niederösterreich

Hier erfährst du täglich, wo die billigsten Tankstellen in Niederösterreich sind, wie man günstig tankt und auch, wie man am Besten Sprit sparen kann. NÖ. In ganz Österreich ist es am günstigsten Vormittags zu tanken, da die Tankstellen nur einmal täglich, um 12 Uhr, die Spritpreise erhöhen dürfen. Preissenkungen sind jedoch jederzeit und in unbegrenztem Ausmaß möglich. Wir aktualisieren die Liste der günstigsten Tankstellen in Niederösterreich täglich mit den aktuell gültigen Preisen. Die...

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Niederösterreich auf MeinBezirk.at/Niederösterreich

Neuigkeiten aus Niederösterreich als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Bezirksblätter auf Facebook: MeinBezirk.at/Niederösterreich

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Niederösterreich und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.