„Mir Besenbinder san eine aussterbende Rass'“

Das Zusammenbinden der Büschel erfordert akrobatisches Können. "Die erst Schlinge muss sitzen, sonst kannst wieder von vorne anfangen", sagt der Besenbinder Franz Fraundorfer.
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  • Das Zusammenbinden der Büschel erfordert akrobatisches Können. "Die erst Schlinge muss sitzen, sonst kannst wieder von vorne anfangen", sagt der Besenbinder Franz Fraundorfer.
  • hochgeladen von Helmut Eder

ST. MARTIN (hed). Ein Spätwinternachmittag. Franz Fraundorfer (77) sitzt am „Schusterbankerl“ in seiner Werkstätte. Wie so oft im Winter. In der Hand ein Büschl Birkenreisig. Mit Fingerspitzengefühl zupft er herum, richtet es zurecht und wie von Geisterhand geführt bindet er es zusammen. „Jetzt kommst eh grad recht. Das erste ,Büschl' is fertig.“ Drei brauche man für einen Besen.

Zeit nehmen dafür
„Aber wenig Zeit muast schon haben fürs Besenmachen“, schmunzelt er. „Zwoa Besen moch i am Tag, früher waren es drei – im Alter geht's langsamer“. 60 Besen habe er in Spitzenzeiten jährlich gemacht, auf 50 komme er heute. Abgeschaut habe er sich das Handwerk von seinem Vater. Im Alter von 20 Jahren auch das Rechenmachen. „So jetzt machen wir das zweite Büschel. Das Birkenreisig muss man schon ab Herbst ausschneiden. Früh genug, ehe wieder der Saft im Baum ist.“ Als „Wied“ (gespaltene Weidenrute) nehme er nur Zweige vom Felbererstock. Die werden durch Schaben geschmeidig gemacht.

Kein künstliches Klumpat
„Viele nehmen zum Zusammenbinden Draht. Des is a künstliches ,Klumpat' – und umweltfreundlich ist es auch nicht“, schimpft er. Plötzlich springt er auf. Mit drei fertigen Büschl steht er mitten im Raum. In der Hand ein Seil mit einem Eisenring an einem Ende. Das Seil wird rasch um die Büschl geschlungen. Mit einem Fuß im Ring wird eine Schlinge gemacht. Wie ein Seiltänzer zieht er die drei Büschl zusammen. „Der erste Knopf muss sitzen, dann hält der Besen. Das muss blitzschnell gehen, sonst kannst wieder von vorne anfangen.“

Holzarbeit aus Leidenschaft
Nun kehrt er zurück zum „Schusterbankerl“. Aber Halt – was hat ein „Schusterbankerl“ eigentlich bei einem Besenbinder zu suchen? Eigentlich habe er ja Schuster gelernt und später noch Drechsler. Das Bankerl ist von von der Schusterei übriggeblieben. Die Holzarbeit betreibt er seit seiner Pension aus Leidenschaft. Er macht auch Rechen, Laternen und Ratschen. Nun wird der Besenkopf zurechtgeschnitten, der Besen „ausgeputzt“ und zuletzt der vorgefertigte Stiel eingesetzt. Fertig ist der Reisigbesen.

Viel Arbeit, wenig Lohn
"Eigentlich san mir Besenbinder und Rechenmacher ja eine aussterbende Rasse“, bedauert Fraundorfer. Voriges Jahr sei einmal ein junger Bursch aus Aigen-Schlägl zu ihm in die Werkstatt gekommen, um das Handwerk zu lernen. Er habe ihm gesagt, was er im Herbst alles vorbereiten muss, wenn er im Winter zur Arbeit wiederkomme. Seitdem hab ich ihn nicht mehr gesehen. „Wahrscheinlich legt er sich lieber auf die Sof“, lacht er. Die Arbeit sei schon mühsam, reich werde man nicht. „Wannst wiederkummst mach ma an Rechen“, verabschiedet sich Fraundorfer. „Aber da must da mehr Zeit nehmen wia heit!“

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Foto: amixstudio/stock.adobe.com
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