Brand des Asylwerberheimes in Altenfelden: 200 Personen befragt, noch kein konkreter Verdächtiger

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ALTENFELDEN. Viele Gerüchte um den Brand des unbewohnten Asylwerberheimes in Altenfelden sind derzeit im Umlauf. Um diesen entgegen zu wirken, wurde ein Pressegespräch der Landespolizeidirektion Oberösterreich organisiert. Ein konkreter Täter wurde dabei noch nicht präsentiert. "Wir sind noch mitten in den Ermittlungen und ermitteln in alle Richtungen", sagt Landespolizeidirektor Andreas Pilsl.

Aufklärung gestaltet sich schwierig

Brände seien laut Gottfried Mitterlehner, dem Leiter des Landeskriminalamtes, eine der herausfordernsten Deliktformen überhaupt. Die Aufklärung gestalte sich sehr schwierig. "In Altenfelden kommt noch dazu, dass mitten in der Nacht so gut wie nichts los ist und die Witterung sehr schlecht war, es hat sehr stark geregnet", berichtet Mitterlehner. Die Spurensuche wird durch solche Umstände noch erschwert. Im Einsatz war eine achtköpfige Ermittlungsgruppe, die vor allem aus Beamten der Kriminalpolizei und dem Verfassungsschutz bestand. Dieses Team wurde von den Beamten der örtlichen Polizeiinspektion, die über die nötigen Ortskenntnisse verfügen, sehr gut unterstützt. Auch Spürhunde wurden eingesetzt.

Hinweise völlig abgeebt

Unmittelbar nach der Tat wurden 5000 Euro Belohnung angesetzt, um Hinweise aus der Bevölkerung zu bekommen. "Es gingen nur sehr wenige Hinweise ein, mittlerweile sind sie völlig abgeebbt. Das Landeskriminalamt hat sämtlich Nachbarn überprüft und kontaktiert. In unmittelbarer Nähe befinden sich aber fast nur Firmengebäude, weswegen auch alle Hausbewohner mit Sichtkontakt zum Objekt befragt wurden. Zudem haben wir alle Videoüberwachungsanlagen in Altenfelden gesichtet und Lokale, Cafés und Tankstellen, die an diesem Abend geöffnet waren, wurden überprüft", informiert Mitterlehner. Das heißt, es wurde nachgefragt, wer sich in welchem Lokal befand und wann die Gäste wohin aufgebrochen sind.
Wichtig ist der Landespolizeidirektion auch die Klarstellung, dass Befragte nicht mit Verdächtigen gleichzusetzen sind. Routinemäßig werden auch alle Firmen befragt, die an der Errichtung des Asylwerberheims beteiligt waren. Hier sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen. "Weiters vernetzten wir uns mit örtlichen Funktionsträgern, um etwa Hinweise zu bekommen, ob Personen kürzlich dramatische Bescheide vom Amt erhalten haben und deshalb vielleicht große Frustration herrscht", so Mitterlehner weiter.
Auch die Liste der Unterschriftenaktion gegen eine Asylwerberunterkunft, welche Anfang des Jahres durchgeführt worden war, wurde überprüft, auch wenn sie sich auf einen anderen Standort für ein Heim bezog. Auf dieser Liste standen 150 Personen

Kein konkreter Verdächtiger

"Wenn ein Asylantenheim brennt, ist es klar, dass die Frage nach einem rechtsextremen Hintergrund auftaucht", sagt Michael Tischlinger, Leiter des Landesamtes für Verfassungsschutz und ergänzt: "Wir haben daher in den ersten beiden Tagen nach der Tat insgesamt 18 Personen dieser Szene überprüft." Bis dato gibt es aber keine konkreten Hinweise, dass der Täter aus diesem Kreis stammt. Im Gesamten wurden bislang etwa 200 Personen überprüft. Einen konkreten Verdächtigen gibt es aber noch nicht.
Bürgermeister Klaus Gattringer habe einige Mails von Personen bekommen, die sich gegen ein Asylwerberheim ausgesprochen haben. Auch diese hat die Polizei berichts gesichtet. "Es war eine Mail dabei, die als kritisch einzustufen ist, auch wenn der Inhalt keine strafrechtlichen Passagen enthält. Der Verfasser ist uns bekannt und wir werden uns mit ihm in Verbindung setzen", gibt Mitterlehner Auskunft. Die gesamte Bevölkerung sei erschüttert und schockiert. "Auch jene, die vorher gegen das Quartier Stellung bezogen haben, haben sich davon distanziert. Wir können derzeit gar nichts ausschließen. Auch ein Pyromane wäre möglich", so Mitterlehner weiter.

Kompetenz- und Lagezentrum Migration

In Bezug auf das generelle Thema Asylwerberquartiere und Ausländerkriminalität sagt Pilsl: "Wir haben das Projekt 'Kompetenz- und Lagezentrum Migration' ins Leben gerufen. 180 Beamte wurden bisher schon speziell geschult. Wir sind dabei, für jedes Quartier ein Profil zu erstellen und eine Gefährdungseinschätzung zu machen." Aus Altenfelden habe man gelernt, dass auch das Umfeld zu beleuchten sei, was man künftig bei allen Quartieren anwenden will. "Von 168 Quartieren wissen wir schon genau, wo es Probleme gibt. Drei sind als kritisch einzustufen.", informiert Pilsl. Ein Problem sei die Zusammensetzung bei der Belegung, etwa was verfeindete Nationalitäten angeht. "Da müssen wir uns schon im Vorfeld anschauen, ob man etwas anders machen kann. Dazu gibt es sogenannte Normverdeutlichungsgespräche. Wenn Menschen aus einem anderen Kulturkreis kommen, wissen sie ja oft nicht, was bei uns geht und was nicht. Das führt oft zu Unmut. Viel kann man schon im Vorfeld abfangen. Wenn das nicht funktioniert, landet das Thema irgendwann bei der Polizei – entweder in Form von Gewaltkriminalität oder Extremismus."

Polizei will mehr Präsenz zeigen

Die Gesellschaft wandle sich maßgeblich, die Mitte rücke Richtung rechts. Das heiße aber nicht, dass jeder gleich zum Gewalttäter wird und ein Objekt anzündet. "Wir versuchen, diese Leute abzufangen. Ich habe ein sehr gutes Gefühl, was die Bereitschaft der Polizei angeht und es gibt, im Gegensatz zu früher, auch eine große Unterstützung von seiten der Politik. Künftig sind jedoch einige Gesetzesänderungen nötig – das Sicherheitspolizeigesetz etwa muss so verändert werden, dass offensives Verhalten gegenüber einem Beamten einfach nicht geht. Wegweisungen müssen leichter werden, etwa in Parks. Und wir überlegen eine Meldepflicht für Sexualstraftäter, wie es sie etwa für Fußball-Rowdys bereits gibt", so Pilsl. Wichtig sei es der Polizei, Präsenz zu zeigen. "Die Leute vor Ort werden die Polizei spüren. Niemand muss das Gefühl haben, etwas selbst in die Hand zu nehmen", sagt PIlsl abschließend.

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