Sie geben alten Kleidern eine neue Chance

Janett Sumbera in ihrer Werkstatt in der Haydngasse 4.
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  • Janett Sumbera in ihrer Werkstatt in der Haydngasse 4.
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"Der Textilkonsum ist – so wie heute in unserer globalen Welt produziert wird – menschlich nicht vertretbar", sagt Janett Sumbera. Und sie meint damit sowohl die Ausbeutung von Arbeitskräften in so genannten Billiglohnländern als auch die chemischen Behandlungen, denen die Kleidungsstücke unterzogen werden. "Das Problem ist, egal, ob ich teure oder billige Kleidungsstücke kaufe, egal, ob es Markenware ist oder nicht: Das alles ist kein Maßstab für Qualität und ich muss davon ausgehen, dass die Sachen unter fragwürdigen Umständen entstanden sind."

Damit wollte sich die ehemalige Tänzerin, die später viele Kostüme für den Bühnenbereich entworfen und genäht hat, nicht länger abfinden. Sie "upcycelt" Kleidungsstücke, das bedeutet, dass sie diese nicht nur recycelt, sondern auch noch mit einem Mehrwert versieht – das ist ihr besonderes Design, das die Stücke einzigartig macht. "Ich arbeite mit dem, was ich in 20 Jahren auf Flohmärkten zusammengetragen habe und natürlich nutze ich meinen enormen Stoffreste-Fundus aus der Kostümproduktion. Ich kaufe nichts Neues – außer vielleicht einmal einen Reißverschluss oder einen Knopf, wenn ich unter meinen 5.000 Knöpfen keinen passenden finde", erzählt sie.

Ihre Arbeit versteht sie als Statement. "Es ist eine Wertschätzung der Arbeit, die bereits passiert ist – egal, ob das vor zwei Jahren eine Schneiderin in Indien für eine große Textilkette gemacht hat oder vor 40 Jahren in kunstvoller Handarbeit von einer Frau irgendwo auf der Welt hergestellt wurde. Meine Arbeit ist eine Verbeugung vor diesen Menschen. Und mir macht es Spaß zu sehen, was ich noch draus machen kann."

Freude daran, aus etwas Altem etwas Neues zu machen, hat auch Elisabeth Riedel aus Bayern. Die ausgebildete Krankenschwester war mit ihrem eigenen Hochzeitskleid von der Stange so unglücklich – obwohl sie es gegen den Widerstand des Brautmodengeschäfts dort umändern ließ –, dass sie nun anderen Bräuten zum perfekten Kleid verhelfen will. "Ich habe damals bemerkt – und das höre ich auch von meinen Kundinnen immer wieder –, dass die Brautmodengeschäfte die Kleider gerne kürzen oder eine Nummer kleiner machen, aber das war es dann." Sie selbst setzt jetzt ihre Kreativität gemeinsam mit einer ausgebildeten Schneiderin ein und peppt nicht nur neu gekaufte Brautkleider auf, sondern mit Vorliebe auch alte Brautkleider auf. Zu den Kleidern kommt sie, weil sie (meist ohnehin nur einmal) getragene Brautkleider auf Kommission annimmt. In ihrem "Vintage Wedding Dress" Atelier in Traunstein will sie Bräuten genau das Kleid auf den Leib schneidern, dass sie sich wünschen – "und das passend zum vorhandenen Budget."

Zurück zu Janett Sumbera: Um ihre Kleidungsstücke zu tragen, brauche man nicht "extrem viel Mut", versichert die kreative Salzburgerin. Sie ortet außerdem ein Umdenken bei den Menschen. Es gebe einen Trend hin zu bewusstem Textilkonsum. "Immer mehr Menschen wollen nicht mehr schnell etwas kaufen, es zwei Mal anziehen und dann wegschmeißen. Das ist auf Dauer ja nicht nur anstrengend, weil man sich ständig etwas Neues kaufen muss, sondern auch fragwürdig. Was ich mache, ist Ressourcen schonen und vor allem: Ich schaffe kein Müllprodukt."

Ihre Werkstatt in der Haydngasse 4 im Salzburger Andräviertel ist donnerstags – zur Schrannenzeit – immer geöffnet. Neben ihrer Upcycling-Mode handelt Janett Sumbera auch mit anderen nachhaltigen Produkten, wie Geschirr aus Bambus, Taschen aus einem Frauen-Projekt in Kambodscha, mit Produkten aus recyceltem Glas oder mit Nagellackentferner auf Sojaölbasis.

Das "Vintage Wedding Dress"-Atelier von Elisabeth Riedel in Traunstein ist immer donnerstagnachmittags und samstags von 9 bis 13 Uhr geöffnet. Zu Homepage geht es hier.

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