Ein Raum der Gegensätze

Gabor Schuster nutzt die Möglichkeiten einer schnelllebigen digitalen Zeit um Beschauliches zu produzieren und zu fördern.
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  • hochgeladen von Christian Kaserer

SALZBURG (ck). Alte, verstaubte Bücher und Sammlerstücke aller Art auf der einen, massentaugliche Neuerscheinungen auf der anderen Seite. Das sind die Gegensätze von Antiquariat und normaler Buchhandlung. Gabor Schuster weiß sie in seinem Laden „Neues Leben“ zu vereinen. Überhaupt, so scheint es, ist es Schusters selbstgestellte Aufgabe, unvereinbares zu vereinen. Mitten in der Altstadt befindet sich seine Buchhandlung in der Bergstraße 16, die man jedoch aufgrund ihrer Beschaulichkeit getrost auch Berggasse nennen könnte. Bereits von außen werden die Gegensätze ersichtlich, wenn in den Schaufenstern Neuheiten von antiquarischen Seltenheiten flankiert werden und betritt man erst ein Mal die Geschäftsräume, wird man in diesem Eindruck nur noch weiter bestärkt. Kein Regal, kein Tisch, keine Fläche die nicht zum bersten gefüllt wäre. Hier Lenins gesammelte Werke, dort Herta Müllers populärer Roman Atemschaukel und etwas weiter hinten, eine aus dem frühen 20. Jahrhundert stammende Schulbuchausgabe von Homers Ilias.

Regionalität und Kosmopolitismus

Gabor Schuster schöpft aus regionalen Quellen und vertreibt diese auf internationalem Terrain. Neben seinen antiquarischen Büchern aus allen Epochen und Orten der Weltgeschichte, versucht er das Regionale zu fördern und zu nutzen. So stammt naturgemäß ein großer Teil seiner Stammkunden aus der Stadt. Auch die alten Werke holt er sich aus Nachlässen in der Umgebung und bei der Wahl seiner Mitarbeiter versucht er Salzburger Studierenden zu helfen, ihr Studium zu finanzieren. Beim Verkauf seiner antiken Schätze setzt Gabor nicht nur auf die eigenen vier Wände, sondern ebenso auf das Internet. Er vergleicht die Preise und versucht dabei stets im untersten Bereich zu bleiben, weshalb sich der Buchhändler auch weltweit einer gewissen Beliebtheit erfreut. Doch die Bezeichnung Buchhändler alleine käme für einen umtriebigen Gesellen wie Gabor Schuster deutlich zu kurz.

Geschichten aus dem echten Leben

Während er früher dem journalistischen Handwerk nachging, betätigt er sich inzwischen als Lektor und Verleger. In Zeiten der überdimensionierten und parteigesteuerten Verlagshäuser, folgt Gabor der alten Tradition der Verlagsbuchhandlung. Die Bücher werden von ihm in puncto Grammatik, Rechtschreibung und Stilistik aufgebessert, hernach digital gesetzt und zum Schluss in Druckereien aus Deutschland und Österreich in Auflagen von einigen hundert Exemplaren gedruckt und mit einer ISBN-Kennzeichnung überall verfügbar gemacht. Bereits Goethe und Schiller griffen mit Verlegern wie Cotta oder Göschen auf dieses Modell zurück. Ob die Verlagsbuchhandlung Neues Leben eines Tages ebenfalls einen Dichterfürsten oder eine Dichterfürstin hervorbringen wird, kann man nie wissen. Doch darum geht es Gabor Schuster in Wirklichkeit nicht. "Zu mir kommen Leute, die sich über Jahre ihr Leben vom Leib geschrieben haben - die kleinen Leute. Ich bin selber klein, habe aber zu meinem Glück die Möglichkeiten diesen Geschichten, dem echten Leben, einen Raum und eine Öffentlichkeit zu geben. Wir haben da zum Beispiel den Geigenbaumeister, der über 10 Jahre hinweg einen großen Gegenwartsroman mit über 1200 Seiten geschrieben hat. Wir haben ihn auf die Hälfte heruntergebrochen und auf zwei Bände verteilt. Sein "Planet Mozart" ist ein berührender, sozial- und gesellschaftskritischer Roman, teilweise überaus bissig und erscheint die kommenden Wochen bei mir. Dann gibt es unter vielen Anderen auch noch die Tanzpädagogin Diana Reitenbach, die sich mit "Weiherimpressionen" und "Salzburgblicke" in lyrischen Momentaufnahmem der Stadt und Leopoldskron zuwendet. Hier, also bei uns, bei mir im Laden, bei den Büchern und Projekten, geht es immer um die Geschichten selbst; um das gelebte Leben.", erzählt mir Gabor voller Hingabe mit einem Lächeln in seinem Gesicht.

Ein Ort zum Wohlfühlen

Wichtig ist es ihm einen Ort zu haben, an welchem er sich wohl fühlen kann. Aber nicht nur er, sondern auch seine Kunden genießen die malerische und heimelige Atmosphäre. Wobei es schwer ist von Kunden zu sprechen, wo doch viele von ihnen eher Besucher sind. Besucher, die einen Kaffee trinken, die mit ihm reden, virtuos auf seinem Klavier spielen und den Geist von Vergangenem und Gegenwärtigem genießen wollen. Der Erfolg gibt Gabor Schuster recht, denn sein Modell geht auf. Neben dem Geschäft in der Berggasse - Verzeihung: Bergstraße - übernahm er auch eine Buchhandlung in Mülln und denkt bereits über eine Expansion in die Hauptstadt nach. Als Büchernarr oder Liebhaber von besonderen Kleinigkeiten kann man hohe Summen bei Gabor zurücklassen und als Mensch, der das Beschauliche und Kuriose liebt, findet man bei ihm einen Ort ohne Konsumzwang. Aber nach all diesen Impressionen sticht vor allem eine Sache immer wieder hervor: Die Buchhandlung Neues Leben ist ein Ort der Gegensätze.

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