Für ein Leben auf anderen Seite der Hausmauer

Mit dem Projekt "Vinzi-Dach - Housing First" erhalten Obdachlose Unterstützung. | Foto: VinziWerke
  • Mit dem Projekt "Vinzi-Dach - Housing First" erhalten Obdachlose Unterstützung.
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SALZBURG (lg). Wie jede größere Stadt hat auch Salzburg zwei Gesichter: auf der einen Seite die glamouröse und kosmopolitische Festspielstadt, auf der anderen Seite eine Stadt, in der Menschen von Armut betroffen sind, kein Dach über dem Kopf haben und die Nächte auf Parkbänken oder unter Brücken verbringen müssen. In Salzburg geht man aktuell von rund 60 Personen aus – Tendenz steigend.

Obdachlose von der Straße wegbringen

Hier setzen die Vinzi-Werke, eine karitative Organisation, mit ihrem Projekt "Vinzi-Dach - Housing First" an. Dabei wird ehemals obdachlosen Menschen der Bezug einer eigenen Wohnung sowie individuelle und intensive Unterstützung bei der Wiedereingliederung in unsere Gesellschaft ermöglicht. Die Zielgruppe stellen dabei Langzeitobdachlose – so genannte „rough sleeper“ – in Salzburg dar, die von anderen Einrichtungen als nicht mehr wohnfähig eingestuft werden und davor teilweise bis zu sechs Jahre auf der Straße hausen. Ein Team aus fünf Sozialarbeiterinnen sucht diese im öffentlichen Raum auf und versucht durch kontinuierlichen Kontakt eine Eingliederung in das Projekt zu erzielen. Vinzi-Dach – Housing First ist Träger des "Essl Social Price 2012" und hat seit der Gründung das Ziel, Obdachlose weg von den Gefahren des Lebens auf der Straße in den Schutz der eigenen Vier Wände zu bringen. Ziel ist es, betreute Personen psychisch und gesundheitlich zu stabilisieren, ihnen den „normalen Alltag“ wieder nahe zu bringen und diesen ehemals obdachlosen Menschen eine nachhaltige Wohnversorgung zu ermöglichen, was mit einer allgemeinen Verbesserung ihrer Lebenssituation einhergeht.

Alkohol, Gewalt und Drogen

Eine, die aus eigener Erfahrung berichtet, ist die 45-jährige Maria, die in verschiedeen Pflegefamilien aufwuchs und keine abgeschlossene Ausbildung absolvierte. "Beim Kellnern lernte ich meinen späteren Partner kennen. Ich zog zu ihm und wurde bald schwanger. Er selbst war starker Alkoholiker und schlug mich bereits während der Schwangerschaft. Das Jugendamt brachte daraufhin mein erstes Kind gleich nach der Geburt fremd unter. Dieser Verlust war für mich so schwierig, dass ich begann, Medikamente zu nehmen. Einige Jahre später wurde ich erneut schwanger, trennte mich jedoch noch in der Schwangerschaft. Trotz der Unterstützung vom Jugendamt blieb mir als Alleinerzieherin mit Suchterkrankung und Gelegenheitsjobs nur wenig Geld, um mich und meine Tochter über Wasser zu halten. Das Jungendamt brachte deshalb auch mein zweites Kind bei Pflegeeltern unter. Ich verlor die Wohnung, wurde stark depressiv, kam noch einige Zeit bei Bekannten unter und habe mit 30 das erste Mal Heroin genommen. Es folgten bittere Jahre auf der Straße", erzählt die 45-Jährige. Nach mehrmaligen Diebstählen wurde Maria inhaftiert. Als sie wieder entlassen wurde, hatte sie keine Wohnung und ging zurück in ihr altes Umfeld. Auf der Straße lernten Vinzi-Sozialarbeiterinnen Maria schließlich kennen. Als ihr am Wohnungsamt Salzburg eine Wohnung zugesichert wurde, konnte sie noch einige Zeit in der Caritas Notschlafstelle überbrücken, bis die Wohnung tatsächlich bezugsfähig war. Gemeinsam mit den Betreuerinnen wurde die Wohnungsübergaben erledigt, die Wohnung gemeinsam eingerichtet und ein Einkommen geltend gemacht sowie ein Konto organisiert. Maria ist nach wie vor in der Wohnung und mittlerweile in einem Drogenersatzprogramm.

Mehr Wohnungen dringend benötigt

Durch die zunehmend schwierigere Wohnungssituation in Salzburg steht das Projekt "Vinzi-Dach - Housing First" derzeit vor einem Problem. Ziel ist es, zehn Personen pro Jahr in einem eigenen Wohnraum unterzubringen. Am Ende des nun vierten Jahres verzeichnet das Projekt fünfunddreißig Bezüge, sechs obdachlose Menschen stehen bereits auf der Warteliste. Jetzt richten die Projektverantwortlichen einen Appell an Genossenschaften und den privaten Wohnungsmarkt. Benötigt werden kleinere Wohnungen mit maximal zwei Zimmern oder Garconierewohnungen.

Freizeit gemeinsam gestalten

Um den betroffenen Menschen die Integration in die Gesellschaft zu erleichtern, ist man auf der Suche nach ehrenamtlichen Freizeitpaten, die ihre Freizeit gerne in den Dienst der guten Sache stellen möchten. Dabei geht es darum, mit den Bewohner Zeit zu verbringen, Ausflüge zu begleiten und mitzugestalten. Bei Interesse kann man sich bei Andrea Schneglberger unter der Telefonnummer 0676 / 87 42 31 17 oder der E-Mail: andrea.schneglberger@vinzi.at melden. Nähere Informationen auch unter www.vinzi.at.

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