Die Neugier auf's Neue erhalten
Julian Ronacher ist Lehrer, entwickelt Lern-Software und will, dass Schüler beim Lernen Spaß haben.
"Lernen muss Spaß machen", ist Julian Ronacher überzeugt. "In der Volksschule sind die Kinder total motiviert, wollen alles Neue kennenlernen, und irgendwo in der Hauptschule oder in der Unterstufe des Gymnasiums kommt dann der Bruch. Dagegen wollen wir mit unserer Lernsoftware arbeiten." Er ist nicht nur Mit-Eigentümer des Salzburger Lernsoftware-Herstellers Lernmax, sondern hat Physik und Mathematik studiert, zwei Mal das österreichische Nationalteam zur Physik-WM (heuer errang die Mannschaft in Russland übrigens Bronze) begleitet und nun im BG Zaunergasse erstmals als Klassenvorstand eine eigene Klasse übernommen.
Animierte Elektronen in Physik
Den Computer oder Tablets im Unterricht einzusetzen, habe nichts mit "Spielen" zu tun, sondern könne gezielt zum Lernen eingesetzt werden. So sei es etwa schwierig den Kindern das Phänomen "Strom" einfach nur mit Worten zu erklären. "Wir sagen, hier fließt Strom. Wenn ich ein Kabel aufschneide, fließt aber nichts. Wenn ich aber einen kleinen Film habe – und der darf nicht länger als eine bis drei Minuten sein, denn sonst schalten die Kinder wieder ab – in dem ich animierte Elektronen zeigen kann, die durch das Kabel fließen, dann ist das schon viel aufregender."
Es geht um's Verstehen, nicht ums Auswendiglernen
Vor acht Jahren haben er und seine Eltern begonnen, Sachunterrichtsprogramme als Lernsoftware zu entwicklen. Heute bieten sie nahezu in allen Fächern Programme an, die auf Bifie-Standards ausgerichtet sind. Die sollen einerseits den Schülern helfen, Lerninhalte besser zu verstehen, andererseits aber auch für den Lehrer eine Hilfe sein und Abwechslung in den Unterricht bringen. "Und es geht immer darum, dass die Kinder das Prinzip eines Rechenvorganges, einer Grammatik-Regel oder eines physikalischen Gesetzes verstehen, es geht nicht ums Auswendiglernen."
Deutsch in der (nicht-deutschen) Muttersprache lernen
Speziell für Kinder, die kaum oder gar kein Deutsch können, hat das Familienunternehmen Lernmax mit zehn Mitarbeitern nun auch eine Lernsoftware für Deutsch als Zweitsprache entwickelt. "Die unterscheidet sich erheblich von anderen ‚Deutsch als Fremdsprache’-Programmen und richtet sich speziell an Kinder vom Kindergartenalter bis etwa 15 Jahre. Wir haben uns die Frage gestellt, wie man überhaupt Deutsch lernt, wie wir Deutsch lernen – vom Babyalter angefangen. Und wir sind zur Überzeugung gelangt, dass man nicht mit der Grammatik – dem Schwierigsten – beginnen sollte, sondern wie ein Baby oder Kleinkind: mit Zuhören. Freilich muss es schneller gehen als in der üblichen kindlichen Entwicklung, aber im Prinzip ist unser Programm aufs Zuhören und Nachsprechen aufgebaut", erklärt Julian Ronacher.
"Diese Kinder fühlen sich komplett isoliert"
Noch eine Besonderheit: Das Kind wird in seiner Muttersprache – von Arabisch über Dari und Urdu, Farsi, Türkisch bis zu ost- und westeuropäischen Sprachen – durch das Programm geführt – alles andere macht seiner Meinung nach auch keinen Sinn. "Kinder, die vielleicht aufgrund ihrer Fluchtgeschichte bei uns gelandet sind, fühlen sich ohnehin komplett isoliert, verstehen kein Wort Deutsch und sollen dann mit Anweisungen in Deutsch etwas lernen? Das kann ja nicht funktionieren."
In 300 Schulen im Einsatz
Österreichweit rund 300 Schulen verwenden "Deutsch als Zweitsprache" von Lernmax. "Und wir bekommen durchwegs positive Rückmeldungen, weil die Software den Lehrer entlastet. Die Schüler schaffen es alleine durch das Programm – der Lehrer hat sehr viel mehr Zeit, sich allen anderen Kindern zu widmen." Nun arbeiten Julian Ronacher und sein Team an einem Alphabetisierungs-Programm für Deutsch als Zweitsprache.
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