Nicht jeder muss Lederhose tragen

Julia Graffer leitet das Integrationszentrum Salzburg des Österreichischen Integrationsfonds
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Was macht das Integrationszentrum eigentlich?
JULIA GRAFFER:
Wir treiben die sprachliche, berufliche und gesellschaftliche Integration von Flüchtlingen und Zuwanderern voran.

Welche Schwerpunkte gibt es?

JULIA GRAFFER: Im letzten Jahr haben wir den Fokus verstärkt auf die Sprachförderung gelegt, wir unterstützen anerkannte Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte bei Sprachkursen – von der Alphabetisierung bis zum B2-Niveau – finanziell.

Ist Ihre Arbeit mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein?
JULIA GRAFFER: Auf jeden Fall. Wir wickeln derzeit das Sonderbudget des Bundes für Sprachförderung ab – das sind für Salzburg 330.000 Euro. Darüber hinaus machen wir sehr viel mehr: Mit „Treffpunkt Deutsch“ haben wir im Herbst 2015 ein Freiwilligenprojekt gestartet. Ehrenamtliche unterstützen Flüchtlinge, EU-Bürger oder Migranten aus Drittstaaten kostenlos beim Deutschlernen und stärken ihre soziale Integration. Wir sind auf der Suche nach weiteren Menschen mit pädagogischem Hintergrund, die uns ehrenamtlich unterstützen wollen.

Integration ist aber mehr als Deutschkurse, oder?
JULIA GRAFFER: Ja. Wir beraten Migranten bei allen Fragen der Integration. 2014 hatten wir 2.500 Beratungskontakte, im Vorjahr waren es 4.000. Für Asylberechtigte und Zuwanderer, die gut qualifiziert sind, bieten wir gemeinsam mit Wirtschaftskammer und AMS ein Mentoring-Projekt an. Derzeit haben wir 15 solcher Mentoring-Paare. Mehr als 90 Prozent der Mentees verfügen übrigens über einen Hochschulabschluss.

Wie erleben Sie den Umgang von Flüchtlingen gegenüber Frauen?

JULIA GRAFFER: Bei uns gibt es da keine Probleme. Wenn man Menschen – egal, ob Flüchtlingen oder jemand anderem – auf Augenhöhe begegnet, dann kommt das auch so zurück. Manchmal sind es die Österreicher, die mir mehr Angst machen, die sich beschweren, was alles für Ausländer getan wird. Von März bis Mai des Vorjahres sind uns hier zwei Mal unsere kompletten Fensterscheiben eingeschlagen worden. (Der Beschuldigte stand vorige Woche wegen 53 nationalsozialistisch motivierten Straftaten vor Gericht und wurde nicht rechtskräftig verurteilt, Anm.)

Seit März bieten Sie die achtstündigen Werte- und Orientierungskurse an. Kann man in acht Stunden österreichische Werte lernen?

JULIA GRAFFER: Unser Ziel ist es nicht, aus Flüchtlingen Lederhosen-Träger zu machen. Die Wertekurse sind ein Anfang, der hilft, unsere Werte sukzessive zu verinnerlichen.

Was lernt man dort?

JULIA GRAFFER: Neben grundlegenden Werten wie Meinungsfreiheit oder der Gleichstellung von Mann und Frau auch sehr Alltägliches wie etwa: Was tue ich, wenn ich krank bin? Oder dass man das Leitungswasser in Österreich trinken kann.

Zahlen, Daten, Fakten aus 2015 zum Integrationszentrum

120 Teilnehmer besuchten einen von acht Workshops der Reihe "Erfolgreich in Salzburg" (unter anderem zu "Kommunikation für die Arbeitswelt" oder "Positiver Asylbescheid – was nun?"). Im Herbst richtete das Land Salzburg unter Einbeziehung des Integrationszentrums Salzburg die erste Integrationsplattform für ein ganzes Bundesland ein – sie berät die Landesregierung. Fünf Gemeinden (Bischofshofen, Hallein, St. Johann, Tamsweg und Zell/See) bieten regionale Beratung durch einen mobilen ÖIF-Standort an. 1.200 Menschen wurden von April bis Dezember mit "Gemeinde als Heimat für alle", eine Veranstaltungsreihe mit Kabarettist Fritz Messner, erreicht. Außerdem fanden 170 Vernetzungstreffen mit Multiplikatoren statt.

Interessiert an mehr Chefinnen-Gesrpächen? Hier geht es zur Interview-Reihe "Chefinnen-Gespräch".

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