"Symphonie der Hoffnung" zum Gedenkjahr 2016 im Salzburger Dom
Symphonie in drei Sätzen setzt sich mit jiddischen und slawischen Klängen, Roma-Musik und sehr viel Volksmusik musikalisch mit den Schrecken der Nazizeit in Salzburg auseinander.
Aufführung: Freitag, 8. Juli, 20 Uhr im Salzburger Dom, Eintritt frei.
"Es ist vielleicht nicht die schönste Geschichte, aber es ist unsere Geschichte", sagt LR Hans Mayr. Dieses Mal geht es nicht um Politik, sondern um ein einzigartiges musikalisches Projekt, das sich im Rahmen des Salzburger Jubiläumsjahres 2016 mit einem dunklen Kapitel der Vergangenheit befasst – nämlich mit der Nazizeit. Das Strafgefangenenlager in St. Johann, die Geschichten der Desserteure und des sogenannten Russenfriedhofes ziehen sich wie ein LIbretto durch die "Symphonie der Hoffnung".
Aufführung im Rahmen des Festes der Volkskultur
Die 2005 uraufgeführte Symphonie in drei Sätzen aus der Feder von Komponist Thomas Doss – sie ist damals auf Initiative von Hans Mayr entstanden – wird am Freitagabend im Rahmen des Festes der Volkskultur um 20 Uhr im Salzburger Dom in neuer Fassung auf die Bühne gebracht. Neben dem Schwerpunkt St Johann – Hans Kappacher, der Bürgermeister von 1938 bis 1945 wurde nur drei Jahre nach Ende der Nazizeit erneut zum Bürgermeister gewählt und blieb bis 1978 im Amt – wurden für die neue Adaptierung weitere Themen miteingebunden: die Judenverfolgung von Hallein und Bad Gastein, die Flüchtlingsroute über Saalfelden und den Krimmer Tauern nach Italien, die Bücherverbennung auf dem Residenzplatz und die Zerstörung der Domkuppel im Krieg.
"1.200 Menschen sind im Strafgefangenenlager von St. Johann qualvoll zu Tode gekommen, manche wurden mit einer Schaufel erschlagen worden. Die teilweise schrecklichen Bilder haben wir in früheren Aufführungen mit einem Text kommentiert, dieses Mal konnten wir mit Karl Merkatz einen authentischen Sprecher gewinnen", freut sich Hans Mayr.
Karl Merkatz" Wir kannten das Wort 'KZ' nicht"
Karl Merkatz, der in Wiener Neustadt aufwuchs, erinnert sich an die Nazizeit: "Wir kannten das Wort 'KZ' damals nicht, für uns waren es 'Arbeitslager'." Damals – Merkatz war 1938 acht Jahre alt – habe er vieles nicht verstehen können, etwa: "In meiner Klasse waren drei jüdische Kinder, mit denen ich befreundet war. Sie saßen in der Reihe hinter mir. Als sie eines Tages nicht mehr zum Unterricht erschienen und wir nachfragten, hieß es nur: Die werden wohl woanders hingezogen sein."
"Zeit, die wir heute vergessen haben, weil es uns viel zu gut geht"
Jetzt die alten Schreckens-Bilder für die "Symphonie der Hoffnung" zu sehen, habe ihn sehr berührt, "weil sie sehr nahe an dem liegen, was wir erlebt haben. Ich musste in der HItlerjugend selbst das Horst-Wessel-Lied singen, und ich bin dabei eingegangen. Ich konnte den Text fast nicht über die Lippen bringen. Die 'Symphonie der Hoffnung' führt uns zurück in diese Zeit, die wir vergessen haben, weil es uns viel zu gut geht."
Als musikalischer Solist tritt Romajazz-Musiker Harri Stojka auf. Seine gesamte Familie väterlicherseits kam im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ums Leben. "Wir Roma haben uns nie als Zigeuner, sondern immer als Roma bezeichnet", sagt er und erklärt damit die Abneigung gegenüber dem Wort "Zigeuner". Er sieht es als seinen Beitrag als Roma, die "Musik der Verfolgten einzubringen." Begleitet wird er von Sängerin Jeleha Kritic, die die internationale Roma-Hymne "Djelem, djelem" sowie das Roma-Lied "Tschimilli" singen.
Internationale Hmyne der Roma (Übersetzung):
Auf meinem sehr sehr langen Weg
Traf ich viele schöne Roma
Auf diesem sehr sehr langen Weg
Begegneten mir viele glückliche Roma
Ich hatte einmal eine große Familie
Die Schwarze Legion ermordete sie
Kommt mit mir Roma aus der ganzen Welt
Für die Roma die Straßen geöffnet haben
Jetzt ist die Zeit, steht auf Roma, jetzt
Wir steigen hoch, wenn wir handeln
Refrain:
Ahai, Roma, ahai Kinder,
Ahai, Roma, ahai Kinder!
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