Warum wir aufhören sollten, ständig weiter wachsen zu wollen

Der Irrsdorfer Landwirt Paul Kaiser in seinem Roggenfeld.
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  • Der Irrsdorfer Landwirt Paul Kaiser in seinem Roggenfeld.
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Mit dem Fahrrad radelt Paul Kaiser zum nicht weit von seinem Bauernhaus entfernten Roggenfeld. Es geht vorbei an Feldern mit Mais, Gerste und Weizen. Die Getreidehalme strahlen in Grün, Gelb und Gold mit der glühenden Sonne am wolkenlosen Himmel um die Wette. Es ist Juli und das Getreide entwickelt sich gut, trotz starker Wetterschwankungen.

"Es kann schon einmal feigeln, aber vom Jammern halte ich nichts. Und ja, es ist auch viel Arbeit, aber wenn man es gerne macht, dann macht man es gerne."

Paul Kaiser bewirtschaftet den 400 Jahre alten Erbhof als letzter Vollerwerbsbauer in Irrsdorf bei Straßwalchen. Seine Haupteinnahmequelle ist die Stiermast. Seine rund 220 Tiere erhalten zum Großteil Mais aus eigenem Anbau, aber auch eigene Gerste und Weizen sowie Kraftfutter. Stroh und Heu gibt es als Aperitif. „Wir müssen unseren Hof intensiv bewirtschaften, da brauchen wir uns nichts vorzumachen“, sagt der Bauer. Denn wenn man die Konsumenten frage, ob sie bereit seien, mehr Geld für Bio-Ware auszugeben, dann sei das so, als würde man sie fragen, ob sie ihrem Partner treu wären. „Da sagen alle ja, aber in Wahrheit schaut es anders aus.“ Seinen Hof hat er nicht bio-zertifiziert, weil er überzeugt ist, dass der Markt für Bio-Fleisch nicht so groß ist. „Einer legt Wert darauf, der andere nicht, das war immer schon so. Und das AMA-Gütesiegel, das wir haben, ist ohnehin sehr hochwertig.“

Vor einem kleinen Roggenfeld hält er an, steigt vom Rad und schaut die Ähren prüfend an. Vom ständigen Streben nach mehr Wachstum hält Paul Kaiser auch nichts. „Wir sollten wirklich wieder lernen mit dem zufrieden zu sein, was wir haben. Ich habe 220 Jungstiere, und ich möchte nicht mehr weiter wachsen, sondern lieber in allem, was ich mache, noch ein bisschen besser werden. Und wir haben hier einen gesegneten Boden. Eineinhalb Meter unter der Oberfläche ist Schotter, das heißt, es bildet sich keine Staunässe.“ Das sei ideal für den Getreideanbau, erklärt er und schreitet dabei durch das Roggenfeld. Rund 5.000 Tonnen pro Hektar produziert er hier und liefert das Getreide an den benachbarten Johann Asen. Der wiederum verarbeitet es in seiner traditionellen Holzofenbäckerei zu Schwarzbrot, einfachem, saftigen Roggenbrot.

Dass die Menschen das Einfache wieder schätzen lernen, das wünscht sich der Landwirt. Und dabei richten sich manche Dinge eben nach dem Jahreskreislauf. „Bei uns zu Hause gibt es keinen Apfelstrudel, wenn wir keine eigenen Äpfel haben. Unsere Äpfel glänzen nicht so wie die im Geschäft. Dafür kommen sie aber nicht von irgendwo her. Wenn du dann so einen zerschrumpelten Lederapfel kostest, dann weißt du, was ein guter Apfel ist.“

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