Wenn Salzburger mit Syrern tanzen
Maroan Öst wurde vom Fackeltanz ausgeladen – beim "Tanz der Kulturen" knüpft er Freundschaften.
SALZBURG (lg). Der Salzburger Fackeltanz, an dem rund 200 Tänzer mitwirken, ist einer der fixen Bestandteile zum Auftakt der Salzburger Festspiele und sorgt für ein stimmungsvolles Bild in der Altstadt. Im Jahr 2010 wirkten erstmals zum Teil lange in Salzburg lebende kroatische Tänzer mit – ein Novum, über das Fackeltänzer und Funktionäre in Heimatvereinen fast zwei Jahre diskutierten. In diesem Jahr lud Wolfram Weber, Obmann der ARGE Volkstanz Salzburg, drei syrische Flüchtlinge zum Mitmachen ein – was Vertretern anderer Volkskulturvereine jedoch missfiel.
Vom Fackeltanz ausgeladen
Letztendlich wurde der Tanzkreis rund um die drei Syrer vom Fackeltanz ausgeladen. "Es ist sehr schade, dass manche sehr engstirnig agieren und anderen Kulturen nicht mit Offenheit begegnen", betont Weber, der die drei Syrer im Vorjahr beim Glöcklerlauf kennenlernte und sie zu seinem Tanzkreis "Tanz der Kulturen" einlud. "Dabei treffen traditionelle Salzburger und interkulturelle Tänzer zusammen und präsentieren durch ihre Musik und Tänze ihre jeweilige Kultur. Mit den Elementen aus den einzelnen Kulturen – von Afrika bis Asien – erarbeiten wir einen komplett neuen Tanz, der die Vielfalt der Kulturlandschaft widerspiegelt", erklärt Weber. Einer der ausgeladenen Syrer ist der 29-jährige Maroan Öst, gelernter Elektrotechniker und seit einem Jahr in Salzburg.
Kurdische Tänze lernen
"Alle zwei Wochen treffen wir uns beim 'Tanz der Kulturen' und tanzen und musizieren miteinander. Für mich war es eine Ehre, dass ich den anderen Teilnehmern schon zwei kurdische Tänze beibringen durfte und gleichzeitig viele andere Kulturen kennenlerne. Es sind afrikanische Tänzer ebenso mit dabei wie kroatische und asiatische. Wir sind ein buntes Bild, in dem jeder seinen Platz hat. Aus den sozialen Kontakten dort sind Freundschaften entstanden. Wir sind neugierig aufeinander und freuen uns auf die Treffen", erzählt Maroan Öst auf Deutsch. Jeden Tag besucht er Deutschkurse, etwa an der Volkshochschule, aber auch die freiwilligen Deutschkurse in der Stadtbibliothek. "Die Sprache ist das Wichtigste für die Integration, ich möchte so schnell wie möglich Deutsch lernen und meinen erlernten Beruf als Elektrotechniker ausführen", so der 29-Jährige, der beim "Fest der Volkskulturen" am Wochenende im Furtwänglerpark in kurdischer Tracht beim "Tanz der Kulturen" mittanzte.
Vielfalt statt Verdrängung
Dass er und zwei weitere Syrer vom Fackeltanz ausgeladen wurden, findet Maroan Öst "sehr schade. Ich wollte sehr gerne daran teilnehmen." Für Weber sind es "unbegründete Ängste", die das Nein bewirkt haben. "Viele fürchten um ihren Platz oder dass die eigene Kultur dadurch verdrängt wird. Dabei tut es jedem Verein gut, wenn er sich öffnet, durch Vielfalt ist noch niemand verdrängt worden", betont Weber, der mit seinem Tanzkreis bereits bei der Veranstaltung "Offener Himmel" der Erzdiözese mitwirkte.
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