Politisch korrekt, aber unlesbar?

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Aufregung um Schulbücher, in denen männliche und weibliche Formen gleichermaßen vorkommen, herrscht auch in Salzburg. Auch wenn es das entsprechende Gesetz seit 1998 gibt: Einen Leitfaden zum Gendern von Schulbüchern ab der fünften Schulstufe hat das Unterrichtsministerium erst 2012 herausgebracht und gegenderte Schulbücher waren bislang die Ausnahme, denn nur Neuauflagen – und davon kommen nun einige auf die Schulen zu – werden gegendert.

Wenig Verständnis für die Aufregung hat Salzburgs Landesrätin für Frauen und Chancengleichheit Martina Berthold (GRÜNE): „Es gibt nun mal Ärztinnen und Ärzte, Lehrer und Lehrerinnen, Sportlerinnen und Sportler. Ich trete klar für eine Sprache ein, die Frauen und Männer in unserer Gesellschaft gleichermaßen sichtbar macht. Das soll auch für alle Bücher und Materialien im Kindergarten und in der Schule gelten. Egal ob Binnen-I, beide Formen verwendet werden oder auch neutrale Formulierungen (die Lehrenden, die Studierenden) – alle Menschen müssen in unserer Sprache sichtbar gemacht werden“, so Berthold.

Beispieltext: "Arbeitet nun zu zweit. Lest den rechts stehenden Text (S.7) folgendermaßen: Eine/r ist Zuhörer/in, der /die andere ist Vorleser/in. Eine/r liest den Abschnitt vor, der/die Zuhörer/in fasst das Gehörte zusammen. Der/die Vorleser/in muss angeben, ob die Zusammenfassung richtig war. Wechselt euch nach jedem Textabschnitt in der Rolle ab".

"Ja, Sprache schafft Realität, aber man kann es auch übertreiben", meint dazu Salzburgs Landesschulinspektor Gunter Bittner – und weist darauf hin, dass das Gendern etwa in Deutschland nicht so "penetrant" betrieben werde wie in Österreich. Abgesehen davon, dass Aufgaben der höheren Mathematik nicht unbedingt einfacher würden, indem man die eigentliche Aufgabenstellung mit einem Rattenschwanz an gegenderten Formulierungen versehe ("Ich kann mir vorstellen, dass das in einer Prüfungssituation nicht unbedingt förderlich ist.") frage er sich: "Wo bleibt hier das eine Promille der Bevölkerung, das nicht eindeutig einem der beiden Geschlechter 'Mann' und 'Frau' zuordenbar ist? Zwischengeschlechtliche Menschen und jene, die sich mit dem jeweils anderen Geschlecht identifizieren, werden mit der Erwähnung weiblicher und männlicher Formen ausgeschlossen."

Landesschulinspektor: "Männliche und weibliche Formen schließen wieder nicht alle Geschlechter ein."

Aufgrund der besseren Lesbarkeit würde er, Bittner, eine Formulierung am Anfang der Bücher bevorzugen, aus der hervorgehe, dass mit der jeweiligen Berufsbezeichnung wie etwa "Hebamme" oder "Arzt" auch alle anderen Geschlechter gemeint seien. "Die Nennung von männlichen und weiblichen Bezeichnungen mag der politischen Correctness entsprechen, ist aber für die Lesbarkeit ein Rückschlag und schließt außerdem erst wieder nicht alle Geschlechter ein."

Berthold: "Es geht darum die Wirklichkeit abzubilden"

Wenn es um unsere Sprache gehe, dann würden schnell die Emotionen hochkochen, so Berthold weiter. "Am heißesten – und auch spannendsten – sind die Diskussionen über geschlechtergerechte Formulierungen. Von Verschandelung, viel zu umständlich und total übertrieben ist da die Rede. Solche Aussagen sind interessant, denn da geht es ja 'nur' darum, die Wirklichkeit abzubilden."

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Landesschulinspektor Gunter Bittner | Foto: Franz Neumayr
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