Nicht Preis definiert Luxus

Immobilienmaklerin Marlies Muhr leitet ihr Unternehmen mit 15 Mitarbeitern in Salzburg, Wien und Kitzbühel. | Foto: Mirja Geh
  • Immobilienmaklerin Marlies Muhr leitet ihr Unternehmen mit 15 Mitarbeitern in Salzburg, Wien und Kitzbühel.
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Sie sind auf Facebook aktiv und handeln mit Luxusimmobilien. Passt das zusammen?
MARLIES MUHR:
Wir sind sehr aktiv auf Facebook, das ist zwar viel Arbeit, aber auch notwendig, vielleicht nicht so sehr beim Verkauf von Immobilien, aber bei der Vermietung. Hier hat sich in den letzten Jahren viel verändert. Ich finde dort eine Zielgruppe, die sich für das Wohnen interessiert und dann – wenn plötzlich Bedarf nach einer neuen Wohnung ist – gleich weiß, an wen sie sich wenden kann. Ich vermiete zunehmend Wohnungen direkt über Facebook.

Ab wann beginnt Luxus?
MARLIES MUHR: Das kann eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit goldenen Wasserhähnen und einem Marmorbad sein oder ein Haus um 4,5 Millionen Euro, das dann vielleicht auch noch sechs Garagenplätze für die geliebten Oldtimer hat. Für mich persönlich bedeutet Luxus, Platz zu haben. Für jemand anderen kann es der schöne Ausblick sein. Das lässt sich nicht über den Quadratmeterpreis definieren. Ich verkaufe Liebhaber-Objekte und dafür zahlt man auch Liebhaber-Preise.

Wie sehr spüren Sie in Salzburg die Hauptwohnsitzregelung?
MARLIES MUHR: Sie ist eine große Erschwernis, weil Nicht-Salzburger nur eine Wohnung, ein Haus kaufen dürfen, wenn es ein Hauptwohnsitz ist – mit allen nachfolgenden Konsequenzen. Das gilt nicht nur für Ausländer, sondern auch für Österreicher aus anderen Bundesländern.

Die Regelung sollte den Markt für Einheimische leistbarer machen. Funktioniert das?
MARLIES MUHR: Nur weil eine Käufergruppe wegfällt, heißt das ja nicht, dass sich alle anderen Menschen die verfügbaren Wohnungen leisten können. Einige Wohnungen werden sich nicht verkaufen lassen und leer stehen bleiben. Das werden etwa Gemeinden wie Zell am See, aber auch die gesamte Region im Salzkammergut in den kommenden Jahren zu spüren bekommen. Man darf nicht vergessen: Auch Bewohner, die nur eine gewissen Zeit im Jahr bei uns verbringen, geben ihr Geld in Geschäften, in Gasthäusern, Restaurants und Freizeiteinrichtungen aus. Das fällt weg.

Wie reagieren Ihre Kunden?
MARLIES MUHR: Es ist meine Aufgabe, dem Käufer vor Augen zu führen, dass er mit dem Kauf seinen Hauptwohnsitz nach Salzburg verlegen muss. Und das wird ja auch exekutiert. Das habe ich aber noch nie erlebt. In der Praxis ist es dann so, dass dann die Frau und Kinder eines Deutschen ihren Hauptwohnsitz nach Salzburg verlegen, die Kinder hier auch in die Schule gehen – der Vater bzw. Mann aber per Flugzeug zwischen zum Beispiel Hamburg und Salzburg pendelt.

Wenn Sie weniger an den Luxusimmobilienmarkt denken: Was müsste die Politik Grundbesitzern anbieten, damit gewidmetes Bauland auch tatsächlich mobilisiert werden könnte?
MARLIES MUHR: Da gäbe es viele Ansatzpunkte, die sich nicht in einer Aussage zusammenfassen lassen. Grund ist nicht vermehrbar und wird nicht an Wert verlieren. Letztlich ist es immer eine Frage des Preises. Wenn einer ein unmoralisches Angebot bekommt, dann wird er anfangen, darüber nachzudenken. Um solche Grundpreise ist aber geförderter Wohnbau nicht möglich.

Sind unsichere Finanzmärkte mit kaum Zinsertrag weiter Anreiz für den Immobilienkauf?
MARLIES MUHR: Mit Sicherheit. In Salzburg ist der komplette Markt an Zwei-Zimmer-Wohnungen im Preissegment von 150.000 bis 250.000 aufgekauft. Das sind Wohnungen, die in der Regel auf den Mietwohnungsmarkt kommen.

Wohnen ist in Salzburg so teuer, dass es für immer mehr Menschen nicht mehr leistbar ist.
MARLIES MUHR: Dass sich nicht jeder alles leisten kann, das hat es immer gegeben. In Zukunft wird unsere Flexibilität aber höher werden. Menschen, die beruflich nach Salzburg kommen, sind heute eher bereit, eine schöne Stadtwohnung zu mieten, als sie zu kaufen. Der Zugang zu Eigentum wird sich für die jüngere Generation ändern, sie wird die Miete bevorzugen.

Müssen wir uns daran gewöhnen, dass Immobilienkauf nur etwas für "Reiche" ist?
MARLIES MUHR: Bei jedem Neubauprojekt muss ein Teil für den geförderten Wohnbau zur Verfügung stehen. Es wird also auch im leistbaren Bereich einiges gebaut. Viele rechnen immer noch in Schilling um und sagen mir: "Frau Muhr, ganz ehrlich, wissen Sie wie viel das in echtem Geld ist?" Ja, es hat sich etwas verändert. Aber auch die Substanz des Wohnens hat sich verändert in Richtung Nachhaltigkeit und bessere Materialien. Wir spüren die Sehnsucht nach Gemütlichkeit. Deshalb sind Bauernhäuser gefragt, vor allem bei "Heimkehrern", die auf der ganzen Welt gelebt haben.

Interessiert an mehr Chefinnen-Gesrpächen? Hier geht es zur Interview-Reihe "Chefinnen-Gespräch".

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