Innovation aus dem Internet

Hannes Selhofer von Salzburg Research | Foto: Bryan Reinhart Photography
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Am Innovation Lab wird erforscht, wie Unternehmen IT-gestützt Innovationstrends erkennen und für sich nützen können. Die Einrichtung von Salzburg Research unterstützt und begleitet Innovationsprojekte, entwickelt neue Innovationsmethoden und führt gemeinsam mit Unternehmen Pilotprojekte durch.

Warum ist Innovation so wichtig?
HANNES SELHOFER:
Wer sich oder sein Produkt nicht ständig verbessert, den wird es irgendwann am Markt nicht mehr geben. Innovation ist also ein Zwang. Und im globalen Wettbewerb werden wir nicht mit niedrigen Lohnkosten punkten können, sondern nur dann, wenn wir innovativ sind.

Wie wird man denn innovativ?
HANNES SELHOFER:
Professionalisierung ist ein wichtiges Thema. Längerfristig muss man den Innovationsprozess als Geschäftsprozess betrachten, so wie sich das beim Managementprozess entwickelt hat. Innovationsmanagement hat sich mittlerweile schon als eigener Studiengang, etwa an Fachhochschulen , etabliert.

Neue Produkte wurden lange hinter verschlossenen Türen kreiert, aus Angst, die Konkurrenz könnte sich etwas abschauen. Hat sich das verändert?
HANNES SELHOFER:
Ja, es gibt einen Trend zu 'Open Innovation'. Das bedeutet, Kunden und Lieferanten werden frühzeitig in den Innovationsprozess eingebunden – vor allem, wenn es um die Generierung neuer Ideen geht. Man fragt also die Kunden: Was braucht ihr? Das hat etwa die Sparkasse bei der Entwicklung ihres neuen Online-Banking 'George' getan. Diese Neuentwicklung ist ein gutes Beispiel für 'Crowd Sourcing'. Das bedeutet das Einholen von Ideen aus der verteilten ‚Menge‘ (der Kunden), häufig über Plattformen im Internet, und ist eine Technik von 'Open Innovation'.

Große Unternehmen haben eigene Forschungsabteilungen. Was können Salzburgs kleine und mittlere Betriebe tun, um neue Ideen und Produkte zu entwickeln?
HANNES SELHOFER:
Auch hier spielt das Internet eine große Rolle. Es ist viel leichter geworden, Kunden und andere Stakeholder einzubinden, weil sie sich ja online ohnehin in bestimmten Foren austauschen. Etwa das, was viele Konsumenten in einschlägigen Foren zu Hotels, Autos oder Freizeitangeboten online stellen – wir sprechen da von 'Innovation Signals'. Unternehmen können dieses vorhandene und online verfügbare Wissen für sich nutzen. Wir haben ein spezielles inhaltsanalytisches Verfahren dazu entwickelt.

Mit klassischer Inhaltsanalyse? Das klingt nach enormem Zeitaufwand.
HANNES SELHOFER:
Eben nicht rein „klassisch“, sondern mit einem ist Hybridansatz. Wir haben ein Software-Tool entwickelt, das uns dabei hilft, die relevanten Inhalte systematisch aus Foren zu extrahieren, und nach Schlagworten zu kategorisieren.. Danach müssen die Forscher das Ganze allerdings „klassisch“ durchsehen und die Bedürfnisse seiner Kunden analysieren. Wir sprechen hier von 'leisen Signalen'.

Das bedeutet, dass das, was Menschen online posten, sehr ernst genommen wird.
HANNES SELHOFER:
Es gibt besonders intensive Nutzer von Produkten, so genannte 'Lead Users', die quasi als Produkt-Junkies oft kreative Ideen haben, wie man gewisse Dinge verbessern kann und die das dann auch im Internet artikulieren. Da lohnt es sich, mitzuhören und Ideen für Produktverbesserungen zu gewinnen. Natürlich muss man diese Informationen dann auch noch quantifizieren: Ist das eine Einzelmeinung oder findet darüber eine Diskussion statt, die auf mehrere von einem 'Problem' betroffene Kunden hinweist.

Welche Möglichkeiten gibt es abseits von Internetforen, um mögliche blinde Flecken zu erkennen?
HANNES SELHOFER:
Es gibt meistens Grundannahmen, die nicht hinterfragt werden. Aber Rahmenbedingungen können sich ändern, es gibt Umwelteinflüsse und neue Technologien. Wir wollen am Innovation Lab eine Technologie-gestützte Methode entwickeln, wie man diese Grundannahmen identifizieren und damit Risiken erkennen und daraus neue Potenziale ableiten kann. Unter dem Titel 'Innovation Lens' haben wir dazu gerade ein neues, zweijähriges Forschungsprojekt gestartet.

Was kann ein Unternehmen selber dazu beitragen, um intern für ein gutes Innovationsklima zu sorgen?
HANNES SELHOFER:
Ein wichtiger Aspekt ist: Wie werden Mitarbeiter dazu ermutigt, Vorschläge zu machen, auch wenn das bedeuten kann, Bestehendes in Frage zu stellen. Gibt es positive Reaktionen? Man kann nicht auf Knopfdruck ein gutes Innovationsklima schaffen, wenn man gleichzeitig kritische Meldungen verteufelt. Es braucht aber auch einen systematischen Umgang mit solchen neuen Ideen: man sollte sich alle paar Monate zusammensetzen, neue Ideen anschauen, bewerten und dann entscheiden, welche weiterverfolgt werden. Und dann muss man das in Angriff nehmen. Da gibt es vor allem bei den kleineren und mittleren Unternehmen noch Potenzial, die machen das vielfach intuitiv, aber noch nicht systematisch.

Welche Rolle spielt die Angst vor der Konkurrenz für die kleinen und mittleren Betriebe?
HANNES SELHOFER:
Natürlich muss man immer abwägen: Wie kann ich meine Kunden im Sinn von 'Open Innovation' einbinden, signalisiere ich damit auch der Konkurrenz, dass ich etwas Neues vorhabe, und was will ich geheim halten? Mit 'Open Innovation' kann ein Unternehmen Fehler früher eliminieren und hat möglicherweise höhere Trefferquoten mit seinen Innovationen. Vor allem aber bekommt es Ideen geliefert, auf die es sonst vielleicht nie käme.

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