Pflege oder Mord: Jäger im "Visier"

Ein Thema, das polarisiert: Jagdliche Hege als Beitrag zum Tier- und Naturschutz oder als Lizenz zum Töten | Foto: Wissmann Design/Fotolia
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  • Ein Thema, das polarisiert: Jagdliche Hege als Beitrag zum Tier- und Naturschutz oder als Lizenz zum Töten
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Die Jagdsaison ist in vollem Gange und somit auch der Streit zwischen Gegnern und Befürwortern.

BEZIRK ST. PÖLTEN (mh). Franz-Joseph Plank, Gründer und Obmann des Tierschutzvereines "Animal Spirit" in Laaben, hat eine bekannt kritische Haltung zur Jagd: "Spaziergänger oder Radfahrer werden immer wieder von den grünberockten selbst ernannten Herren des Waldes angepöbelt."

Psychotests für Jäger
Seit der Durchsetzung des Wegerechts durch Bruno Kreisky in den 1970er-Jahren dürfe jedoch jeder Mensch im Wald spazieren gehen, weil er als Erholungsgebiet gilt, so Plank, der "im Märchen von der Hege und Pflege und den guten Jägern" eine Reihe von Lügen sieht. "Die Bestände wild lebender Tiere regeln sich in Gebieten ohne menschliche Störung durch Straßen und Siedlungsgebiete selbstständig. Doch man lässt Wölfen, Luchsen und Bären ja keine Chance. Wenn es wieder einmal einer in unsere Gegend schafft, wird er sofort von irgendeinem schießwütigen Jäger illegal abgeknallt." Hobby- und Trophäen-Jäger sind Plank ein besonderer Dorn im Auge: "Das sind Städter, die sich ohne Bezug zur Natur mit sehr viel Geld einkaufen, damit sie sich das tolle Geweih oder andere Leichenteile zu Hause an die Wand hängen können." Der Fall von Alois Hubers Amoklauf (die Bezirksblätter berichteten) habe zudem gezeigt, wie wichtig die Einführung eines Psychotests für Jäger sei. "Bei uns kann jeder, der die Jagdprüfung gemacht hat, ein Mordinstrument legal bei sich zu Hause haben – das gehört einmal hinterfragt", fordert Franz-Joseph Plank.

Jagd ist "nachhaltig"
Alles andere als ein Hobby sieht Johannes Schiesser – ab Anfang November neuer St. Pöltner Bezirksjägermeister – in der Jagd: "Für mich ist sie eine Berufung". Die Natur sich selbst zu überlassen, sei in Österreich und damit auch im Zentralraum von St. Pölten schwierig, so der Waidmann aus Hilpersdorf bei Traismauer. "Durch die Autobahnen und Schnellstraßen, die dichte Besiedelung und die land- und forstwirtschaftliche Nutzung haben die Wildtiere nicht mehr den Lebensraum, den es früher gegeben hat. Das kann man in Alaska oder Sibirien verwirklichen, aber nicht bei uns", sagt Schiesser. "Der eine oder andere Bär oder Wolf wird schon sein Plätzchen finden, aber so wie sich das manche vorstellen, wird das nicht funktionieren, weil die Rückzugsmöglichkeiten für Großraubwild nicht vorhanden sind." Jäger müssen – so Schiesser – die Möglichkeit haben, Biotope zu schaffen, in denen sie Bestände aufhegen können. Nur so gebe es Jahr für Jahr eine "Ernte" und dadurch werde auch die eine oder andere Wildart erhalten, die nicht jagdbar sei. "Du greifst nur so viel ein, dass du eine Population erhältst und immer wieder den Zugang abschöpfen kannst. Jagd ist eine nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen – nicht auf Kosten der Natur, sondern mit der Natur", ist Johannes Schiesser überzeugt.

ZUR SACHE
Auf die 2200 Jagdkarten-Besitzer im Bezirk St. Pölten kommen pro Jahr rund 5500 Abschüsse auf Rehwild (zusätzlich sterben 2300 bei Verkehrsunfällen), 1800 auf Schwarzwild und 100 auf Rotwild, wie uns Noch-Bezirksjägermeister Josef Petschko in seiner letzten Funktionswoche mitteilte.

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