Stehen bleiben: Mautstelle

Ungarmaut 1
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Den Schutz vor Angreifern, aber auch Geld für die Stadtkassen, brachte das Mautrecht mit sich. Bis 1931 bezahlte man für die Einfuhr von Waren nach Wiener Neustadt.

WIENER NEUSTADT. Wenn heute von Maut die Rede ist, denken wir alle an Straßengebühren, wie Autobahnen oder Bergstraßen. Den Begriff Maut gibt es aber schon seit Jahrhunderten. So verlieh bereits der Stadtgründer Leopold der V. Wiener Neustadt ein Marktrecht, das die Stadt zur Einhebung eines Obolus für eingeführte Waren berechtigte und mithalf die Stadtkassen zu füllen, um den kommunalen Verpflichtungen wie Schutz der Stadt vor Angreifern, nachkommen zu können. Im Laufe der Zeit veränderte sich das Mautrecht immer wieder und erst 1931 wurde es in der herkömmlichen Form abgeschafft.
Wie aus einem vom Reisebüro der Stadtgemeinde 1928 herausgegebenen Stadtplan, der einem Führer durch Wiener Neustadt beigelegt war, ersichtlich ist, existierte zu dieser Zeit noch das alte Mauthaus an der Brunner Straße. Eines der wichtigsten Mauthäuser stand Ecke Wiener Straße/Kreuzgasse, an der Ecke des heutigen Walther-von-der-Vogelweide-Parks. In der Neunkirchner Straße bestand ein Mauthaus, das die Nummer 82 trug. Am Ende der Akademiemauer, stadtauswärts rechts, nach der Straßenverwaltung, scheint ein weiteres Mauthaus im Straßenregister auf. „Das interessanteste für uns Kinder aber war die Mautstelle in der Ungargasse, wo sich in der Straßenmitte ein Pfahl befand, der sich nach zwei Seiten in einem Zaun fortsetzte. Dieser Zaun war drehbar und wurde abends quer gedreht, so dass er die Straße absperrte und erst morgens wieder in Fahrtrichtung gedreht wurde, damit die Fahrzeuge und Fußgänger (sie kamen ja aus dem Ausland Ungarn) die sich angesammelt hatten, in die Stadt konnten“, schilderte Amtsrat i. R. Helene Reimann ihre Kindheitserinnerungen im Amtsblatt vom August 1988.

Ein Mauthaus besteht noch
Das einzige noch erhaltene Mauthaus befindet sich in der Pottendorfer Straße, stadtauswärts links, vor dem Mahnmal für die Mauthausenopfer. Die Tochter des letzten Mautners, Aloisia Huber geb. Mannhalter, erzählte seinerzeit der damaligen Stadtarchivarin Dr. Gertrud Buttlar von ihrem Vater. Matthäus Mannhalter wurde 1907 vom Magistrat zum Mautner in der Pottendorfer Straße bestellt. Mannhalter bewohnte das kleine Häuschen, bestehend aus Zimmer, Küche und einem kleinen Vorbau, mit seiner Familie, die allmählich auf zehn Personen anwuchs. Hinter dem Mauthaus lag ein kleiner Gartenhof mit einem Schuppen. Das „Dienstzimmer“ befand sich im schmalen Vorhaus, wo sich die Kasse und ein Sessel befanden. Im selben Raum hatte sich Mannhalter, ein gelernter Schuster, eine kleine Werkstätte eingerichtet. Dies war für den Dienstgeber wünschenswert, da das Salär des Mautners sehr bescheiden war und er als Mautner nur fallweise in Aktion zu treten hatte.
Ein vom Mautner händisch zu bedienender Schranken sperrte, von einer Petroleumlampe beleuchtet, in der Nacht die Straße ab. Auf Grund mangelhaft beleuchteter Schranken kam es auch immer wieder zu Unfällen, so dass diese dann besser beleuchtet wurden um der Haftpflicht zu entgehen. Tagsüber war der Schranken geöffnet und jene Fahrzeuge, welche in die Stadt wollten und mautpflichtige Waren mit sich führten, durften erst nach Entrichtung der Maut passieren. So waren für ein Auto 10 Kreuzer, für ein Pferdfuhrwerk 5 Kreuzer und für getragene Ware (z. B. ein Buckelkorb) 2 Kreuzer, Maut zu entrichten. Als der Verkehr immer mehr zunahm, wurden 1931 die Mautstellen aufgelassen. Matthäus Mannshalter, der letzte Mautner Wiener Neustadts, verbrachte seine letzten Dienstjahre als Marktaufseher.
Glücklicherweise ist das Mauthaus in der Pottendorfer Straße noch vorhanden, es ist allerdings renovierungsbedürftig. Vorläufig kann hier nichts renoviert werden, da die Besitzverhältnisse nicht geklärt sind. Sehr interessiert an einer Erhaltung dieses Zeugnisses einer heute anachronistisch anmutenden Einrichtung, die man sich beim heute dahinbrausenden Verkehr gar nicht vorstellen kann, ist NR a. D. Dr. Johann Stippel, Obmann des Industrieviertelmuseums. „Das Mauthaus ein zeitgeschichtliches Juwel, könnte man als historischen Ausstellungsraum nutzen“ erläutert Stippel. „Auch das Kulturamt ist um eine Lösung bemüht“, schließt sich StR Isabella Siedl der Meinung Stippels an.
Quelle: Stadtarchiv, IVM, Amtsblatt

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