Kleine Händler haben's schwer am Land
Kleine Geschäfte haben zu kämpfen, die zwei Gemeinden ohne Lebensmittel-Geschäft wissen sich zu helfen – die Zukunft der Nahversorgung im Bezirk Schärding.
BEZIRK (ska). Mit dem Bus einmal in der Woche zum Spar oder Lebensmittel-Schließfächer unterm Gemeindeamt? Die zwei Gemeinden im Bezirk, die ohne Nahversorger auskommen müssen, werden kreativ, wenn es darum geht, nicht auf der Strecke zu bleiben.
Vichtenstein und Mayrhof sind laut einer aktuellen Strukturanalyse des Landesgremiums für Lebensmittelhandel die einzigen Kommunen des Bezirks ohne Lebensmittel-Geschäft. (Mehr über die Studie lesen Sie unten) Die BezirksRundschau hat nachgefragt, wie sie mit der Situation umgehen.
Kühlschränke im Keller des Gemeindeamts in Mayrhof
Für die kleinste Gemeinde des Bezirks, Mayrhof, ist der Nahversorger-Mangel weniger ein Problem: "Die Bürger weichen in die Nachbargemeinde Andorf aus", sagt Bürgermeister Johann Blümlinger. In sieben Minuten sind die Mayrhofer beim nächsten Einkaufszentrum. Eine zumutbare Distanz, wie der Ortschef meint. Dennoch tüftelt die Gemeinde an Ideen, um die Lebensmittel näher zu den Bürgern zu bringen. So möchte Blümlinger ein Projekt, das schon seit Jahren in der Gemeinde-Schublade liegt, wieder aufleben lassen: "Angedacht ist eine Kooperation mit einem Supermarkt. Die Bürger bestellen am Morgen ihre Lebensmittel. Der Markt liefert sie ins Gemeindeamt", erklärt er. Aus Kühl- und Gefrierschränken im Keller des Rathauses könnten sich die Mayrhofer dann die Waren abholen. "Vielleicht findet das Projekt bei den zugezogenen jüngeren Familien wieder mehr Anklang", hofft Blümlinger.
Lebensmittelgeschäfte ausbauen, um zu überleben
Insgesamt sind in Oberösterreich derzeit 41 Gemeinden ohne Nahversorger. Eine vergleichsweise niedrige Zahl, waren es 2009 doch noch 56 Gemeinden. Dennoch hat sie für Peter Redlingshofer, Spar-Filialleiter in Esternberg, einen bitteren Beigeschmack. Denn obwohl die Nahversorgung derzeit auf gute Füße gestellt sei, sehe die Zukunft für kleine Geschäfte nicht sehr rosig aus. "Wer nicht auf 500 Quadratmeter Verkaufsfläche vergrößern kann, wird es in den nächsten zehn bis 15 Jahren schwer haben, zu überleben", ist er sich sicher. Er selbst ist derzeit auf der Suche nach einem Gründstück, um ein größeres Geschäft zu bauen.
Den Spar-Markt mitten im Ortszentrum mit einer Fläche von 250 Quadratmetern führt Redlingshofer seit 13 Jahren. Jetzt wird er zu klein, wie der Esternberger sagt. "Die Zeiten ändern sich, die Ansprüche der Kunden steigen. Und beim Preiskampf der großen Ketten können wir am Land oft nicht mithalten", sagt er. "Vom Umsatz alleine können wir nicht leben."
Vichtenstein: Supermarkt-Bus kommt
Der Spar in Esternberg ist unter anderem für die Vichtensteiner ein wichtiger Nahversorger. Seit das eigene Geschäft vor zehn Jahren zumachte, hat die Sauwaldgemeinde versucht, diese Lücke zu schließen.
Zwei Jahre lang gab es sogar einen Dorfladen, aber dieser hat sich nicht gerechnet, wie Bürgermeister Martin Friedl sagt. Nun lässt die Gemeinde mit einem neuen Projekt aufhorchen: Noch heuer im Herbst soll der Startschuss für eine sogenannte Einkaufstour fallen. "Die Vichtensteiner – vor allem die älteren und nicht mehr mobilen – werden ein- bis zweimal in der Woche mit einem Bus zum Supermarkt gefahren und wieder heim", berichtet Friedl. Der Ortschef hofft dabei auf Unterstützung von Ehrenamtlichen.
Strukturanalyse zeigt: Das Land ist gut versorgt
Für die Strukturanalyse wurden 2718 Lebensmittelhändler aus der Mitgliederdatenbank der Wirtschaftskammer kontaktiert. Klein präsentiert sich nach wie vor die durchschnittliche Verkaufsfläche der Lebensmitteleinzelhändler. 40 Prozent der Unternehmen in dieser Branche haben ein bis maximal 80 Quadratmeter großes Geschäft. Bei 30 Prozent ist die Fläche zwischen 401 und 800 Quadratmeter groß. 59 Prozent der Lebensmitteleinzelhändler sind Vollsortimenter, 41 Prozent Teilsortimenter. Dazu zählen Bäckereien, Biofachhändler, Tankstellen und Fleischereien.
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