Mit Dialekt lässt sich's leichter lernen
Schüler reden wie ihnen der Schnabel gewachsen ist – und das ist gut so. Denn: Mundart hilft beim Verstehen.
BEZIRK, SCHÄRDING (kpr). "Haben Sie schon mal versucht, auf Hochdeutsch zu schimpfen?", fragt Maria Rothböck schmunzelnd. Die Zellerin ist Deutsch- und Geschichteprofessorin an der HAK Schärding. Ihre kleine Tochter habe gerade eine "Hochdeutsch-Phase". Wenn sie etwas aufregt, falle sie aber in den Dialekt zurück.
Kein Wunder, sei Mundart doch die erste Wahl, wenn es um den Ausdruck von Gefühlen geht.
"Der Dialekt ist etwas sehr Emotionales", fasst Rothböck zusammen. "Wir denken schließlich auch in Mundart." Sie ist sich deshalb sicher: Die Schüler müssen zwar ein hohes Niveau des Standarddeutsch erreichen. Die Mundart dürfe aber nicht ausgegrenzt werden. Deshalb setzt die Deutsch-Professorin auf eine Mischung zwischen Standarddeutsch und Dialekt – die Schüler "switchen", wie sie sagt.
"Wenn wir mit einem Thema durch sind, sollen sie es auf Innviertlerisch in einem Satz zusammenfassen", sagt die Professorin. Und das hat einen ganz bestimmten Grund: "Weil der Dialekt uns näher ist, können wir Erklärungen in eigenen Worten besser nachvollziehen", ist sich die Deutsch-Professorin sicher. Deshalb: "Die Mischung aus Mundart und Standarddeutsch macht's." So sei eine Präsentation authentischer, wenn Dialektformulierungen miteinbezogen werden. "Um das perfekt hinzubekommen, ist allerdings ein hohes Sprachniveau nötig", sagt Rothböck.
Worauf die Jugendlichen achten sollten, sei laut der Deutsch-Professorin, den Wortschatz nicht zu verkürzen. So sei in SMS und Mails oft Schnelligkeit das Wichtigste – es wird gekürzt, was das Zeug hält. Und auch Anglizismen aus Film und Fernsehen werden immer mehr Teil der Jugendsprache. Wird der Dialekt dadurch nicht verfälscht? "Die Jugendsprache hat auch ihren Wert", ist sich Rothböck sicher. Als Deutsch-Professorin beobachte sie drei Sprachen – das Standarddeutsch, den Dialekt und die Jugendsprache. "Manche alten Begriffe geraten mit der Zeit in Vergessenheit", sagt die Deutsch-Expertin. Aber das lasse sich nicht vermeiden. Denn: "Sprache ist stets im Wandel." Der Dialekt werde nicht aussterben – auch nicht durch Migranten in den Klassen. "Etwa 15 Prozent der Schüler bei uns lernen Deutsch als Zweitsprache und zwar zuerst den Dialekt", weiß Rothböck zu berichten.
Die BezirksRundschau wollte auch von den Schülern wissen, was Dialekt für sie bedeutet und hat in der 4BHAK, in der Rothböck Deutsch unterrichtet, nachgefragt (siehe Antworten zur Frage "Was bedeutet für dich der Innviertler Dialekt" in der Bildergalerie unten).
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