Fachkräftemangel im Bezirk
Trotz Arbeitslosenrekord finden viele Betriebe in unserer Region keine geeigneten Fachkräfte.
BEZIRK. Liest man die Schlagzeilen der vergangenen Wochen, dann kann man es kaum glauben. Alle reden von Arbeitslosigkeit, aber es gibt Firmen im Bezirk, die keine Fachkräfte finden. Derzeit könnten die Firmen im Mostviertel 38.500 Fachkräfte beschäftigen, nur 37.200 der Stellen sind besetzt. Das heißt, es gibt 1.300 weniger ausgebildetes Personal als Jobs. Schaut man ins Jahr 2019 ist es noch deutlicher: Die Firmen werden in der Region 39.800 Jobs anbieten, aber nur 37.900 Fachkräfte werden vorhanden sein.
Bedarf wird nicht abreißen
"Auch in der derzeit nicht besonders günstigen Lage am Arbeitsmarkt gilt, dass der Bedarf an gut ausgebildeten Mitarbeitern nicht abreißen wird. Die Anzahl junger Menschen, die ins Berufsleben einsteigen, wird in den nächsten Jahren stagnieren beziehungsweise sogar leicht abnehmen. Wenn die Zahl der jungen Menschen im Bezirk Scheibbs insgesamt abnimmt und der Anteil derer, die eine Lehre beginnen, nicht gleichzeitig steigt, kommt es zu einem nachhaltigen Mangel an Fachkräften für die Wirtschaft in unserer Region. Die größten Angebotslücken an Fachkräften bestehen in den Bereichen Metall und Bau, aber auch Fleischer, Optiker und medizinisch-technische Fachkräfte werden dringend gesucht", erläutert der Geschäftsführer vom Arbeitsmarktservice in Scheibbs.
Motiviertes Personal ist selten
"Die Firma Pöchacker Fenster und Türen ist ein Grestner Kleinbetrieb mit sechs Mitarbeitern. Fachkräfte, die wirklich motiviert sind, sind leider immer schwerer zu finden. Sollte der Betrieb während der nächsten Jahre expandieren, könnte dies zu einem Riesenproblem werden. Ich habe das Gefühl, dass viele junge Menschen nur noch arbeiten wollen, um Geld zu verdienen", blickt Geschäftsführer Franz Pöchacker in die Zukunft.
Firmenkultur ist entscheidend
Ganz anders sieht Christian Bruckner von der Firma Haustechnik Bruckner aus Oberndorf die Dinge: "Ich halte diese ständige Lästerei für übertrieben. Wir beschäftigen in unserem Betrieb 50 Mitarbeiter und ich denke, man wird auch in allen Altersgruppen weiterhin topmotiviertes Personal finden. Die Begeisterung für den jeweiligen Beruf hängt einfach vom internen Firmenklima ab."
Asylwerber sollen Wirtschaft retten
Trotz Rekordarbeitslosigkeit finden Firmen keine geeigneten Kräfte. Warum?
WOLFGANG SOBOTKA: "Ein Drittel der Arbeitslosen hat keinen Schulabschluss. Wir müssen Jugendliche ansprechen, die mit 15 untertauchen und nicht am Arbeitsmarkt sind. Auch Teilqualifikationen sind denkbar. Etwa ein Tischler, der nur Möbel montiert. Hier bremst die Arbeiterkammer massiv, und ich frage mich warum?"
2030 wird der Fachkräftemangel noch größer sein...
"Zwei Drittel aller Kinder, die derzeit geboren werden, werden Jobs haben, die es jetzt noch gar nicht gibt. Da müssen wir einerseits flexibel sein und die Ausbildung anpassen. Andererseits müssen wir die Begabungen der Kinder entdecken und fördern. Und – ein Tabuthema – wir müssen auch unter den Asylwerbern die Besten aussuchen, welche die geforderten Aufgaben bewältigen können."
Wie werden diese Aufgaben in Zukunft aussehen?
"Der NÖAAB startet im Herbst einen Schwerpunkt zur "Arbeit der Zukunft". Eines ist klar: Viele junge Menschen wollen flexiblere Modelle. Der Trend geht auch in Richtung Teilzeit, aber wer heute Teilzeit arbeitet, ist der Trottel. Warum? Weil flexible Modelle fehlen und oft Überstunden nicht honoriert werden. Es gibt eben Leute, die wollen 45 Stunden arbeiten und andere nur 30 Stunden. Dafür brauchen wir Modelle mit flexibler Arbeitszeit."
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