In Gaming wurde vor "zu viel Neid" gewarnt
Hochkarätige Gespräche zwischen Kirchenvertretern und Gewerkschaftern in Gaming.
GAMING. Bei der Sommerakademie der Katholischen Arbeitnehmer/innen-Bewegung (KAB) und der Betriebsseelsorge wurde der Dialog zwischen Kirche und Gewerkschaft gewürdigt.
Zu viel Neid in der Gesellschaft
Die dreitägige Tagung thematisierte in Gaming die moderne Arbeitswelt sowie Migranten in den Betrieben. Betriebsräte verschieden großer Unternehmen warnen dabei vor einer Neiddebatte. Neid entstehe vielfach dort, wo es niedrige Löhne gebe und das treffe dann die Allerärmsten wie Flüchtlinge.
Die Solidarität geht zurück
Die Teilnehmer aus dem kirchlichen und gewerkschaftlichen Bereich stellten fest, dass beide über ein großes Netzwerk an Ehrenamtlichen verfügten, die sich außerordentlich stark für Kirche oder Gewerkschaft engagieren.
Allerdings orte man, dass der Einsatz für Solidarität und für den Nächsten in der Gesellschaft insgesamt zurückgehe.
Für beide Organisationen gelte: Sie seien gut in Fragen der Barmherzigkeit etwa zugunsten von Einzelnen, aber könnten keine gerechten Strukturen mehr schaffen. Vielfach könne man aber auch Erfolge zugunsten von Ärmeren oder Unterdrückten nicht mehr gut kommunizieren. Kirche und Gewerkschaften wüssten um diese Schwächen und würden daran arbeiten, sich wieder verstärkt für gerechtere Strukturen einzusetzen.
Verhältnis zwischen Migranten und Einheimischen
Betriebsräte von verschieden großen Unternehmen berichteten vom unterschiedlichen Verhältnis zwischen Beschäftigten mit und ohne Migrationshintergrund.
Der Betriebsrat eines großen niederösterreichischen Weltkonzerns erzählte etwa, dass es in seinem Unternehmen kaum direkte Probleme gebe. Die Angestellten seien den Umgang mit Migranten aufgrund ihrer weltweiten Kommunikation gewohnt, Arbeiterinnen und Arbeiter hätten in Jobs, bei denen es hohe Qualifikation brauche keinen Verdrängungsdruck.
Anders sehe es etwa in jenen Betrieben aus, die weniger Bildung erfordern. Manche Jüngere hätten Ängste davor, in Minderheit zu geraten, den Arbeitsplatz zu verlieren oder bei der Karriere zu kurz zu kommen. Hier gebe es durchaus Neid-Debatten, viel Negatives würde über die sozialen Netzwerke wie Facebook in die Unternehmen hineinschwappen.
Wichtig sei die Vorbildwirkung von Vorgesetzten bzw. Eigentümern, etwa wenn die Familie Umdasch in soziale Projekte investiere.
Aufgeheizte Stimmung in Betrieben
Fragen wie die vielen Flüchtlinge, Islam oder auch Terrorismus seien ein großes Thema in den Unternehmen, teils gebe es eine aufgeheizte Stimmung.
Unbehagen gebe es weiters, wenn ausländische Beschäftigte zu schlechteren Bedingungen zu arbeiten bereiten sind.
Kritisch würden viele auch sehen, wenn sich in den Betrieben die diversen ethnischen Gruppen in ihrer Muttersprache und nicht auf Deutsch unterhalten. Manche Betriebsräte berichten, die Hemmschwelle, über Migranten negativ zu sprechen, sei viel niedriger geworden.
Die Teilnehmer der Sommerakademie riefen dazu auf, auf die Sprache zu achten und nicht nur über andere zu sprechen, sondern mit den Zuwanderern. Gebe es gemeinsame Interessen wie Fußball würde das die Beziehungen verbessern. Vielfach würden heimische Beschäftige einfordern, dass die hiesigen kulturellen Standards – etwa Frauen als Chefs – akzeptiert werden.
Betriebsbesuch und Steuerausgleich
Die Sommerakademie wurde von der KAB gemeinsam mit der Betriebsseelsorge, der Arbeiterkammer NÖ und dem ÖGB Niederösterreich veranstaltet. Die Teilnehmer kamen aus dem kirchlichen Bereich, aus der Gewerkschaft sowie aus der Politik. Am Programm standen weiters ein Betriebsbesuch der Firma Welser in Gresten und Diskussionen das Steuersystem Österreichs im internationalen Vergleich.
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