Burn-Out und Depression – wen kann es treffen?
Der spannende Vortragsabend mit erfahrenen Referenten und Berichten Betroffener / Angehöriger am 6. November fand viele interessierte Besucher.
SCHWARZENAU (kuli). Das Team „Gesunde Gemeinde Schwarzenau“ um Gemeinderat Reinhard Poppinger hat mit Dr. Sabine Gill und Klaus Helmreich zwei sehr erfahrene Experten vom Psychosozialen Dienst (PSD) der Caritas für die Diözese St. Pölten als Vortagende gewinnen können. In einer Art Doppelconférence erläuterten die beiden Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Gesundheitsstörungen aus der Sicht der psychiatrischen Medizin wie auch der Sozialarbeit, nachdem zuvor Schlagwörter aus dem Publikum gesammelt worden waren. Während Depression mittlerweile international als Krankheit anerkannt ist, trifft dies auf Burn-Out nicht zu, obwohl die ersten sieben Stadien der Entstehung zumeist praktisch identisch verlaufen, welche aber eher im geheimen, schleichend und oft zu spät bemerkt vor sich gehen. Zu den Symptomen zählen etwa der Zwang, sich etwas beweisen zu müssen, die Vernachlässigung eigener Bedürfnisse, Umdeutung von Werten oder auch sozialer Rückzug. Nicht selten spielt vermehrter Alkoholkonsum eine fatale Rolle. Wird nicht behandelt bzw. bewusst gegengesteuert, kann sich die Depression bis zum Selbstmord (-versuch) entwickeln, beim Burn-Out führt das zu totaler Erschöpfung mit Risiken des vorzeitigen Ablebens.
Die Behandlung steht auf den drei Säulen Medikamentöse Therapie, Psychotherapie und Soziotherapie, wobei die Psychotherapie nicht von den Krankenkassen bezuschusst wird, die anderen beiden schon.
Katharina, Jg. 1951, erzählte dann ihre Leidensgeschichte, die neben einigen Enttäuschungen und Schicksalsschlägen auch zwei Suizidversuche beinhaltet. Durch die sozialmedizinische Betreuung im psychiatrischen Krankenhaus in Mauer fand sie letztendlich wieder Halt und Freude am Leben. Abschließend berichtete Herr Starkl, gesunder Vater einer stark depressiv gewordenen jungen Frau, in welchem Maße auch Familienangehörige leiden müssen, wenn aus einer anfänglichen Überforderung heraus eine ausweglos erscheinende Krise erwächst, die zum Nicht-mehr-leben-Wollen eines geliebten Menschen führt.
Hernach gab es noch rege Diskussionen mit interessanten Beiträgen aus dem Publikum.
Betroffen ist übrigens schon jeder vierte Österreicher, wobei eine höhere Dunkelziffer anzunehmen ist. Allein in Niederösterreich leiden mehr als 150.000 Menschen unter Depression. Da auch zunehmend Jugendliche und Schulkinder zu den Betroffenen zählen, muss die Frage erlaubt sein, ob nicht gesellschaftliche Entwicklungen dafür verantwortlich sind, und ob nicht von dieser Seite aus etwas gegen diese offensichtlichen volksgesundheitlichen Missstände getan werden sollte.
Weitere Informationen sind erhältlich unter http://www.caritas-stpoelten.at/
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