Bademeister sagt Lebwohl! Paul Gufler hat den letzten Turmsprung überwacht

Als das Foto entstand, hat Paul Gufler seine letzte Aufsicht beim Sprungturm absolviert. Die Kinder verabschieden sich von ihm. | Foto: Dietmar Walpoth
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Es gibt kaum ein Kind oder auch Erwachsenen im Raum Schwaz, der ihn nicht kennt: Paul Gufler war der längstdienende Bademeister Tirols und geht heuer, nach 37 Jahren, in Pension. Er hat uns einiges aus seiner Zeit als Badewart im Schwazer Erlebnisschwimmbad erzählt.

Der gelernte KfZ-Mechaniker ging 1974 zum Bundesheer und hat sich nach seinem Grundwehrdienst dazu entschieden, Berufssoldat zu werden. Insgesamt sechs Jahre hat er diesen Beruf ausgeübt, davon war er auch ein halbes Jahr auf den Golan-Höhen zwischen Israel und Syrien stationiert. In dieser Zeit hat er die Unteroffiziers-Ausbildung absolviert. 1980 ist er abgerüstet und war auf Jobsuche. In Schwaz wurde zu dieser Zeit gerade eine Bademeister-Stelle ausgeschrieben. Unter Dieter Bürger hat er schließlich am 1. Juni 1980 seinen Dienst begonnen. In den Wintermonaten hat er entweder als Skilehrer oder als Skimonteur und -verkäufer gearbeitet, bis er 1988 fix bei der Gemeinde Schwaz übernommen wurde. Bereits zwei Jahre darauf hat er die Schwimmbadleitung übernommen. Er war maßgeblich an den zwei letzten Umbauarbeiten beteiligt. Das war 1992 die blaue, 74 Meter lange Rutschbahn und zum anderen der große Schwimmbad-Umbau 2001/2002 ins heutige Erlebnisbad. „Da war ich bei den ganzen Planungen und Ausführungen dabei, weil ich gesagt habe, die Leute brauchen einfach etwas Neues“, erinnert sich Paul. Nun, nach 37 Jahren Bademeister, davon 27 Jahre als Schwimmbadleiter, geht Paul in Pension. Noch kurz vor Abschluss seiner letzten Saison hat er einen kleinen gesundheitlichen Schock erlitten. „Beim Aufwärmen zum Sport spürte ich ein leichtes Ziehen. Ich hatte drei Gefäßverengungen im Herzen, die mit drei Stents bereinigt wurden. Nach einem vierwöchigen Aufenthalt in der Spitzeneinrichtung des Rehazentrums in Münster war ich wieder fit“, beschreibt Gufler die Erfahrung dieses Sommers.

Viele prägnante Ereignisse

In seinen 37 Jahren Erfahrung hat er auf fast drei Millionen Besucher aufgepasst und an die 2000 Kindern hat er das Schwimmen beigebracht. „Jetzt ist es schon so, dass ich Kindern das Schwimmen beibringe, deren Eltern auch schon hier ihre ersten Schwimmversuche machten. Die Leute vergessen dich nicht, das ist schön. Auch Jugendliche von früher, dich ich schon auch manches Mal zurechtweisen musste, kommen heute als gestandene Männer zu mir und meinen, dass ich ja eh Recht gehabt hätte“, freut sich der Bademeister über viele Begegnungen.
Es war auch oft Glück mit im Spiel, dass nie etwas Ernsteres passiert ist. Neben den kleineren alltäglichen Verletzungen kam es im Juli 2013 zu einem Todesfall eines 16-Jährigen, der nach einem Herzstillstand tot ins Becken gefallen ist. Alle Reanimationsversuche, die auch zum Teil Paul durchgeführt hat, waren vergebens. „Besonders das Gespräch mit den Eltern ist mir sehr nahegegangen und hat mich sehr geprägt“, blickt Gufler zurück.
Aber es gab auch viele lustige und freudige Ereignisse. „Für mich war wichtig, dass jeder Besucher etwas vom Badetag hat. Kinder sollen das tun dürfen, was für sie im Rahmen ist, genauso die Jugendlichen. Aber auch die Erwachsenen sollen in ihrem Bereich Ruhe haben. Es ist mir immer wichtig gewesen, dass diese drei Generationen ihre Bereiche haben, ohne dass es Probleme gibt, und das ist mir, glaube ich, gelungen, auch wenn es zeitweise schwierig war“, erklärt Gufler.

Gesellschaft verändert sich

„Die ganze Gesellschaft hat sich geändert. Es wird über alles immer diskutiert. Die Leute sind unverständlicher geworden. Das gilt für Kinder wie für Erwachsene. Der Respekt hat gewaltig nachgelassen und es wird sofort widersprochen. Meine Linie durchzuhalten wurde jedes Jahr schwieriger“, gesteht der Bademeister ein und beschreibt Begebenheiten, in denen Eltern mit Kindern mit Schwimmflügerln vom Turm springen wollten und es partout nicht einsahen, dass dies gefährlich sein könnte.

Berufsbild Bademeister

Als langjähriger Obmann des Vereins der Tiroler Bademeister ist er immer schon für diese Sparte eingetreten. Es gab auch Bestrebungen, den Beruf des Bademeisters zum Lehrberuf zu machen, was allerdings nicht durchgegangen ist. „Die Arbeit des Bademeisters wird oft belächelt, was nicht gerechtfertigt ist. Der Bademeister hat nicht nur die ganze Verantwortung für die Badegäste, sondern ist auch für die kompletten Anlagen und die Reinigung zuständig. Er schaut drauf, dass alles tip-top ist und der Badegast den Tag genießen kann.“

Wehmut und Freude

„Es war eine schöne Zeit, muss ich wirklich sagen, aber irgendwann ist die berufliche Zeit auch vorbei, wenn man das richtige Alter erreicht hat. Wenn man den beruflichen Abschnitt hinter sich lässt und gesund den letzten Abschnitt beginnen kann“, freut sich Paul auf seine neu gefundene Freizeit. Er hat immer schon gerne Sport betrieben, ist auf den Berg gegangen, Rad gefahren, im Winter Skitouren und Skifahren gegangen und hat Eishockey gespielt. Außerdem ist er seit 20 Jahren Fußballschiedsrichter. Für diese Tätigkeiten musste er sich bislang die Zeit immer stehlen, jetzt kann er die sportlichen Aktivitäten endlich in so einem Rahmen ausüben, wie es für ihn wunderbar einteilbar ist.
„Die ganzen Jahre hatten wir auch Glück mit unseren Mitarbeitern. Es ist schwierig, in diesem Bereich jemanden zu finden, der die Verantwortung übernimmt und wo immer alles gut funktioniert. Mein Nachfolger ist Christian Bürger, der Sohn von Dieter Bürger, der mich eingelernt hat. So schließt sich der Kreis“, erzählt Paul Gufler.
Besonders die Kinder werden ihren Bademeister Paul vermissen. Mit seiner Strenge, die viele Kinder oft gebraucht haben, hat er sich im ersten Moment nicht immer beliebt gemacht, doch auf lange Sicht war ihm noch jeder dankbar dafür, dass er so gut auf sie alle aufgepasst hat.

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