RMagazin Buchtipp: Elfriede Hammerl „Von Liebe und Einsamkeit“
Liebe ohne Illusionen
In elf Erzählungen taucht die österreichische Journalistin und Autorin Elfriede Hammerl in ihrem neuesten Buch tief in die Abgründe der menschlichen Seele ein. Hammerl, die in ihren gesellschaftskritischen Kolumnen für die Zeitschrift „profil“ häufig soziale Missstände anprangert, stellt hier die Ungerechtigkeiten bei der Suche nach dem (bescheidenen) Lebens- und Liebesglück in den Mittelpunkt: Gehässigkeit, Intrigen, Manipulation, Betrug. Sie lässt Männer und Frauen, vor allem Frauen, Pläne schmieden, Ziele und Hoffnungen formulieren und an deren Umsetzung scheitern. Weil sie sich selbst im Wege stehen, weil Neid und Missgunst Hürden bauen oder der Zufall selbst Regie führt; man kann es Schicksal nennen. Es fehlt an Empathie, an menschlicher Wärme, Großzügigkeit und Verständnis. Quer durch alle sozialen Gruppen und Altersschichten porträtiert Hammerl Suchende. Da ist etwa Charlotte, lebenslustige Rentnerin, deren Kinder ihr Selbständigkeit und Eigenverantwortung absprechen: „Sie rechnen ihr ihr Alter vor, aber sie denken nicht daran, wie wenig Zeit ihr noch bleibt. Warum vermiesen sie ihr diese kurze Zeit, statt zuzulassen, dass sie für sich das Schönste daraus macht?“. Ingrid hingegen möchte trauern um ihre große Liebe, doch das klappt nicht; zu sehr wurde sie verletzt und gedemütigt. Barbara wiederum nimmt auf ihre ganz eigene Weise Rache an der Überheblichkeit ihrer Nachbarin Sissy. Elfriede Hammerl sympathisiert mit ihren Figuren, mit einigen zumindest, zeigt menschliche Abgründe und Konflikte auf, die brodeln und eskalieren, sie deckt auf und analysiert. Vermutlich alles sehr nahe an der Realität. Die Figuren berühren die Lesenden, in all ihren Facetten.
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