Landeck sagt Nein zum Sanna-Kraftwerk

Der Landecker Gemeinderat mit Bgm. Wolfgang Jörg (stehend) lenhte einstimmig das geplante Sanna-Kraftwerk ab.
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LANDECK (otko). Mit Spannung wurde seit Wochen die angekündigte Abstimmung über eine Beteiligung am umstrittenen Sanna-Kraftwerk im Landecker Gemeinderat erwartet. Der Publikumsandrang war am Donnerstagabend entsprechend groß. Neben Gegnern und Vertretern des Kraftwerksentwicklers Infra hatten sich auch Gemeinderäte aus den Nachbargemeinden unter die Zuschauer gemischt.

Keine Verzögerungstaktik

Bgm. Dr. Wolfgang Jörg ließ zum Beginn der Sitzung das bisher Geschehene Revue passieren. "Wir haben die Zusammenarbeitserklärung mit der Firma Infra im Februar 2013 mehrheitlich beschlossen, aber während der Erstellung des Projekts haben sich Probleme herausgestellt. Wir haben Infra Zeit gegeben das Projekt zu entwickeln, aber nur weil man dabei ist, muss auch die Möglichkeit gegeben werden gewisse Dinge anzusprechen", erklärte Jörg. Man sei während der eineinhalb Jahre immer Fair zum Projektentwickler gewesen. Jeder Gemeinderat habe sich ein Bild machen können und es gab eine Fülle von Informationen. "Wir haben alle Seiten gehört und jetzt muss eine Entscheidung fallen - wir müssen Farbe bekennen. Ich bin nicht gegen die Wasserkraft, aber es stellt sich die Frage, ob es sie überall braucht und wir dadurch den Lebensraum gefährden", betonte Jörg. Die in der letzten Zeit viel diskutierte Frage der Wirtschaftlichkeit des Kraftwerks bezeichnete das Stadtoberhaupt als "Kaffeesudleserei".

Für die heimische Wirtschaft

Vizebgm. Herbert Mayer (ÖVP) verwies darauf, dass die Bedenken der Rafter und der heimischen Touristiker ernst genommen werden müssen. Durch eine 3-jährige Baustelle müsste auch der gut frequentierte Radweg durch die Lötz verlegt werden. "Im Zweifel stimme ich aber für die heimische Wirtschaft, für die Hoteliers, die Rafter, Touristiker, für den Lebensraum und die Lebensqualität", so Mayer.
FPÖ-Stadtrat Roland König bezeichnete Landeck als Flussstadt und beklagte den Verlust des Inn-Wasser durch das Kraftwerk Runserau. "Wir wollen nicht auch noch an der Sanna neun bis zehn Monate Restwasser haben", meinte König. Zudem habe die Gemeinde andere Aufgaben zu bewältigen. "In Sachen Strompreis schauen wir in eine Glaskugel und das Kraftwerk bringt uns keine Kommunalsteuer. Ich bin für touristische Geschäfte und gegen Spekulation", plädierte König.

Abstimmung zu früh?

Vizebgm. Manfred Jenewein (SPÖ) kritisierte den Abstimmungstermin, da man noch bis Mitte 2015 Zeit gehabt hätte: "Wir hätten uns das noch ein halbes Jahr ohne Druck anschauen können. Bisher haben wir auch keinen Cent investiert" Etwas befremdend zeigte sich Jenewein von der Art der Diskussion der letzten Wochen, wo nicht mehr Argumente präsentiert, sondern der andere teilweise schlecht gemacht worden sei. "Aus meiner Sicht als Finanzstadtrat ist das Projekt aus kurz- und mittelfristig nicht besonders verlockend", argumentierte Jenewein seine Ablehnung.

Gegen Spekulation

Der Grüne Gemeinderat LA Ahment Demir erklärte, dass seine Entscheidung dagegen zu 100 Prozent emotional sei: "Wollen wir das in Zukunft 14 Badewannen Restwasser durch Landeck fließen? Die Rafter und Fischer haben einen Mehrwert für die Stadt." Auch Peter Vöhl (ÖVP), betonte emotional für die künftigen Generationen zu entscheiden. Für den Sanna-Anrainer Mathias Niederbacher (SPÖ) ist die Stadt mit einer Beteiligung spekulativ unterwegs.
ÖVP-Fraktionschef Thomas Hittler betonte zwar ein Verfechter der Wasserkraft zu sein, kritisierte aber gleichzeitig, dass Infra die Hausaufgaben nicht gemacht habe. "Es hat keine Einigung mit den anderen Stakeholdern gegeben. Zudem wurde auch die Wirtschaftlichkeit nicht nachgewiesen", stellte Hittler klar.
Einstimmig sprachen sich die Mandatare aller vier Fraktionen dann nach der 70-minütigen Debatte gegen eine finanzielle Beteiligung der Stadtgemeinde an der Kraftwerksgesellschaft aus. Beim Punkt über die weitere Vorgehensweise wurde einstimmig beschlossen, dass sich Landeck gegen den Kraftwerksbau ausspricht. Einige Gemeinderäte erklärten zudem, künftig Initiativen gegen den Bau zu unterstützen.

Lesen Sie dazu auch: Kraftwerk Sanna: Projekt wird weiter verfolgt

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