"Zuwanderung als Chance begreifen"
Zweite Regionalveranstaltung „Gemeinsam in Kärnten“ des Bezirks in Greifenburg
GREIFENBURG. "Wir müssen die Zuwanderung als Chance begreifen, nicht als Problem." Dies betonte Michael Aichholzer. Der Geschäftsführer des Kärntner Bildungswerks moderierte die zweite Regionalveranstaltung im Bezirk im Rahmen des Integrationsleitbild-Prozesses, den das Land Kärnten bereits im März 2013 beschlossen hatte - also lange vor der dramatisch zugenommenen Zahl an Flüchtlingen vor knapp einem Jahr.
Konkrete Maßnahmen
Während die Regionalveranstaltung im September in Spittal in Form einer Podiumsdiskussion und Diskussion den allgemeinen Handlungsbedarf ermittelte, ging es jetzt in der Drautalgemeinde darum, konkrete Maßnahmenvorschläge für den Bezirk zu erarbeiten. Dazu gehört auch, auf die regionalen Bedürfnisse einzugehen und die regionale Erfahrung und Expertise einfließen zu lassen.
20 junge Flüchtlinge
Greifenburg wurde als Veranstaltungsort für das dreistündige Symposium gewählt, wie Bürgermeister Josef Brandner eingangs anmerkte, weil in der 1.800 Seelen zählenden Gemeinde im Sommer 20 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untergebracht werden sollen. Brandner sagte, die Bevölkerung sei "vorsichtig interessiert und neugierig". Der Rathauschef versprach: "Wir wollen die jungen Flüchtlinge so aufnehmen, dass sie sich wohl fühlen. Aber sie müssen sich auch an unsere Regeln halten."
Alle Kärntner eingebunden
Die für das Thema Integration in der Landesregierung zuständige Nadine Ruthardt sagte in ihrem halbstündigen Einführungsreferat, zwar gebe es zurzeit in Kärnten rund 5.000 Asylwerber und 62.000 Einwohner mit Migrationshintergrund, doch spreche der Integrationsleitbildprozess alle Kärntner an. Hier hakte Alexandra Reiter, die Bezirkshauptmann Klaus Brandner nach dessen Grußworten in den nächsten Stunden vertrat, ein. So sehr sie auch die Integrationsbemühungen begrüße, so dürfe auch nicht die ansässige Bevölkerung vernachlässigt werden. Die in Krems wohnende Mitarbeiterin der Bezirkshauptmannschaft verwies auf die Probleme im ländlichen Raum wie Abwanderung, Arbeitslosigkeit und Schulen, die schließen müssten.
Ähnlich wie Aichholzer argumentierte Ruthardt, indem sie darauf hinwies, dass die eine Thematik nicht die andere ausschließe. So könne der Abwanderung mit der Zuwanderung der Migranten begegnet werden, würden Neuankömmlinge dafür sorgen, dass Schulen in den Dörfern an weiter bestehen könnten.
Wichtig: Anlaufstellen
Konkrete Vorschläge der Teilnehmer waren, in den Gemeinden - eventuell zusammengefasst in mehreren - eine Anlaufstelle zu schaffen, an die sich die Neuankömmlinge wenden können. Umgekehrt soll auf Vorschlag des Steinfelder Bürgermeisters Ewald Tschabitscher in der Bezirkshauptmannschaft eine Ansprechperson für die Kommunen vorhanden sein. Der Spittaler Gemeindebedienstete Christian Petautschnig ergänzte, es fehle zwar nicht an gutem Willen, wohl aber an wirkungsvollen Rahmenbedingungen.
Vereine gefordert
Weiters wurde an Vereine appelliert, selbst auf die Flüchtlinge zu zu gehen. Wichtig sei auch gerade für Neuankömmlinge aus dem Nahen Osten, die weiblichen Flüchtlinge anzusprechen. Hier wollen sich mit interreligiösen Treffen die Spittaler Imam Hasudin Atanovic und Generalsekretär Emir Memic vom Bosnischen Kultur Zentrum einbringen. Am allerwichtigsten aber seien, so die einhellige Meinung, Sprachkurse, um das Leben im Alltag bewältigen und einer Arbeit nachgehen zu können.
Zu den Teilnehmern der Regionalveranstaltung im Drautal gehörten auch AMS-Bezirksstellenleiter Johann Oberlerchner, Ingrid Sommer, Bildungsreferentin der Katholischen Aktion, Andrea Konrad (Spittal), Hildegard Suntinger (Pfarre Mühldorf), der in Flüchtlingsfragen engagierte Fritz Wollner, Seeboden, sowie der bekennede Greifenburger Grüne Sepp Funder.
Zur Sache
In der Kärntner Koalitionsvereinbarung im März 2013 wurde beschlossen, wie auch anderen Bundesländern ein Integrationsleitbild zu erstellen. Denn: "Nicht nur demografische Veränderungen, auch verschiedene Formen der Zuwanderung und der zunehmend globalisierte Wettbewerb machen es unabdingbar, eine sachliche und konstruktive Diskussion über Herausforderungen, Probleme und Chancen einer von Diversität und kultureller Vielfalt gekennzeichneten Gesellschaft zu führen."
Mitwirkende sind die Bezirkshauptmannschaften, Städte/Gemeinden, Nichtregierungsorganisationen, alle Universitäten/Fachhochschulen und nicht zuletzt die Bevölkerung.
Formell soll der Integrationsleitbild-Prozess Ende des Jahres abgeschlossen werden, bevor es um die konkrete Umsetzung der Maßnahmen geht.
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