Bargeld für Bentley und Traktor
Finanzspritze für Urlaub, Miete, ja sogar Pferde: Immer mehr St. Pöltner wagen den Schritt ins Pfandhaus.
ST. PÖLTEN (bt). Was tun, wenn die Pension so knapp ist, dass das Geld für eine Anschaffung fehlt? Eine wichtige Zahlung nicht beim Unternehmer eintrudelt, und dieser so selbst in Zahlungsschwierigkeiten schlittert? Oder man sich einfach einen langersehnten Urlaub gönnen will, auch wenn der Gürtel eng geschnallt werden muss?
Immer mehr St. Pöltner entscheiden sich genau aus diesen Situationen heraus für eine Belehnung ihres Fahrzeuges. Autos, Traktoren, Boote, Lkws, Motorräder, Mopeds, für all das gibt’s beim Auto-Pfandhaus St. Pölten Geld. Die Bezirksblätter ließen sich den Ablauf erklären und durften Geschichten dahinter kennenlernen.
Traktor und Lamborghini
Eine bestimmte Klientel hat das Auto-Pfandhaus nicht, informieren Karin Neußner und Anita Pletterbauer. "Jedermann, von Unternehmern über Bauern und Hausfrauen bis hin zu Pensionisten." Ja sogar Lamborghinis und Bentleys fuhren schon vor. Die häufigsten Gründe? Dringende Rechnungen an Ämter, Strafen und größere Anschaffungen. "Eine wollte ihrer Tochter zu Weihnachten ein Pferd schenken", erinnern sich die Damen, die in St. Pölten die Stellung halten. Momentan boomt das Geschäft, weil sich viele St. Pöltner ihre Urlaubsträume erfüllen wollen.
Scham dafür ist überholt
Die Verzweiflung der Kunden ist oft groß, so wie die Scham. "Wir haben schon Leute gehabt, die vor Scham geweint haben", denkt Neußner zurück. "Viele parken ihr Auto auch in einer anderen Straße", meint Pletterbauer. Da das Pfandhaus direkt an der Mariazeller Straße liegt, haben sie Angst gesehen zu werden. Hier pochen Karin Neußner und Anita Pletterbauer auf mehr Akzeptanz. Schon oft haben sie Existenzen vor dem Zerschmettern bewahrt. "Ein angesehener Bürger aus St. Pölten hat uns nachher eine Torte gebracht." Diese Dankbarkeit ist wohl das Schönste am täglichen Geschäft.
Hohe Zahlungsmoral
Mit dem belehnten Fahrzeug darf weiterhin durch die Gegend geflitzt werden. Können die Raten nicht gezahlt werden, wird es verkauft. Eine Seltenheit, denn "die St. Pöltner zahlen brav zurück", klopft Neußner auf den Tisch.
Zur Sache: Der Ablauf
Unter Vorlage einiger Belehnungsunterlagen erhalten die Kunden Bargeld, wie bei einer Bank. Der Unterschied liegt darin, dass kein Eintrag in ein offizielles Kreditregister erfolgt. Auch Menschen, die bei einer Bank oft leer ausgehen, wie etwa Pensionisten oder Arbeitslose, können den Dienst in Anspruch nehmen. Muss das belehnte Objekt verkauft werden, geschieht das meist mit den Kunden gemeinsam, die oft selbst Verkäufer stellen.
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