Familiendrama: "Haben den Kontakt nie gesucht"

Kirchstetten: Hier lebte die Familie fast 20 Jahre
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  • hochgeladen von Alisa Haugeneder

SCHILDBERG/KIRCHSTETTEN (ah). Zwei Orte stehen seit letzter Woche unter Schock, als bekannt wurde, dass eine 35-jährige Mutter ihre Mutter (59), ihren Bruder (41), ihre drei Kinder im Alter von 7, 9 und 10 Jahren und danach sich selbst erschossen haben soll.

Böheimkirchen leidet mit

Erst im April 2015 zog die Familie in ein ehemaliges Gasthaus nach Schildberg, einer Katastralgemeinde Böheimkirchens. Bürgermeister Johann Hell: "Seitens der Gemeinde herrscht tiefe Betroffenheit. Alle sind mitgenommen von dem Ereignis. Wir können uns nicht vorstellen, wie es zu so einem Drama kommen konnte." Hell kannte die Familie, die laut Nachbarn sehr zurückgezogen gelebt haben soll, persönlich nicht.

"Nachbarn erzählen, dass sie nicht sehr gesellig waren. Sie haben sich nicht in die Gemeinschaft eingelebt", so Hell. Irgendwelche Auffälligkeiten bemerkte man aber in der Nachbarschaft nicht.

Das Tatmotiv der Mutter liegt noch völlig im Dunkeln. Man geht aber davon aus, dass es sich um eine geplante Tat gehandelt haben könnte, denn am 21. November entschuldigte die Mutter ihre drei Kinder, die alle die VS Böheimkirchen besuchten, mit der Begründung, dass die Großmutter verstorben sei, für einige Tage vom Unterricht.

20 Jahre in Kirchstetten

Bevor die Familie nach Schildberg zog, lebte sie fast 20 Jahre in Kirchstetten. Ortschef Paul Horsak im Gespräch: "Meine Berührungspunkte mit der Familie waren auf die Schule und den Kindergarten beschränkt. Sie waren aber überhaupt nicht in die Gemeinschaft eingebunden. Man traf sie bei keinen öffentlichen Festen. Obwohl man die Familie kaum kannte, ist die Betroffenheit in Kirchstetten dennoch groß. „Auch wenn man nicht persönlich mit ihnen zu tun hat, ist das eine schreckliche Tat und man fühlt sich betroffen. Die Familienkonstellation - Mutter, Großmutter, Bruder und später die Kinder - bestand immer“, bestätigt Horsak. „Mit dem Bruder habe ich in den Jahren kein einziges Wort gesprochen.“

Beim Lokalaugenschein im Dorfwirtshaus "Zum Schani Onkel" ist die Bluttat ebenso Tagesgespräch. Ein Kirchstettner erzählte gegenüber den Bezirksblättern, dass ihm der ermordete Bruder einmal erzählte, die Familie stecke in großen finanziellen Schwierigkeiten. "Die Schwester hat laut dem Bruder gesagt, wenn es so weitergeht, dann bringt sie sich und alle anderen um."

Auch die ehemaligen Nachbarn in Kirchstetten wissen einiges zu berichten: "Man hörte die Kinder kaum spielen. Wenn sie einmal vor dem Haus waren, dann wurden sie meist sofort wieder von der Mutter ins Haus geholt." Die Großmutter bekam eine Nachbarin in den vielen Jahren kaum zu Gesicht. "Kontakt zu uns haben sie nie gesucht", so die Frau.

Tschick kaufen in Neulengbach

In Neulengbach war die Mutter (35) Stammkundin in der Trafik Wittmann. Dort gibt man bekannt: "Ein Mal im Monat kam die Familie zu uns, um Zigaretten zu kaufen. Auf uns machte sie einen ganz normalen Eindruck."

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