Wolfgang Troicher: "Die Rallye im Bezirk St. Veit ist gestorben"
Nun ist es fix, Wolfgang Troicher zieht sich als Rallyeveranstalter zurück. Er kritisiert das Vorgehen der Exekutive.
WOCHE: Warum plötzlich diese Entscheidung sich als Veranstalter zurückzuziehen?
Wolfgang Troicher: Das kam keinesfalls plötzlich, sondern ist im Laufe der Vorbereitungen für 2016 gefallen. Die Intensität der Planungsphase, der Arbeitsaufwand und das finanzielle Risiko so eines Mega-Events stehen in keinem Verhältnis zur Wertschätzung der Verantwortlichen des Raumes Mittelkärnten.
Zudem werden die Auflagen der Behörden immer größer und die Unterstützung der Exekutive ist gleich null. Die Bereitstellung von vier Beamten zur Absicherung der Sonderprüfungen während des ganzen Rallyetages wird uns vom zuständigen Chef der Verkehrsabteilung in St. Veit einfach abgelehnt.
Mit welcher Begründung?
Die Begründungen wie "wir haben das Personal nicht oder das Land muss sparen" sind für mich nicht akzeptabel. Wir müssen diese Beamten sowieso bezahlen und außerdem, bei anderen Veranstaltungen werden ganze Armeen an Beamten eingesetzt.
Wo zum Beipiel?
Krampus-, Faschings- oder Wiesenmarktumzug, wo mehr als vier Polizisten beigestellt werden. Für mich ist das eine Ungleichbehandlung und in Anbetracht der eingesetzten Polizisten zur Überwachung der STVO während der Rallye steht das in krassem Widerspruch.
Wo sehen Sie da den Widerspruch?
Natürlich darin, dass diesmal eine für mich übetriebene Anzahl an Beamten die Überwachung durchgeführt hat, und uns als Veranstalter nicht ein Beamter zur Verfügung stand. Dass Radarüberwachungen auf den Verbindungsetappen durchgeführt werden, wird von uns durchaus begrüßt und die Nichteinhaltung der STVO führt laut Ausschreibung auch zu Konsequenzen bei den Teilnehmern, bis hin zum Ausschluss.
Dass aber Fahrzeugpapiere von Teilnehmern sogar in den für den öffentlichen Verkehr gesperrten Teilstrecken überprüft wurden, diese dadurch die nächste Zeitkontrolle zu spät erreicht haben und Strafminuten bekommen haben, gab es wohl noch bei keiner Rallye auf dieser Welt. Die Exekutive hat damit sogar in den Rennverlauf eingegriffen und den Erfolg von Teilnehmern verhindert.
Das heißt es gab verärgerte Teilnehmer?
Einige Piloten aus Italien haben deshalb sogar Besuche von Kärnten in Frage gestellt und wollen auch bei keiner Rallye in Österreich mehr teilnehmen. Auch ich bin sehr betroffen über diese Aktion, die unserer Rallye und dem Image von Kärnten geschadet hat und ich glaube, dass es unter dem leider nach Klagenfurt abgewanderten Ex-Bezirkspolizeikommandant Horst Jessenitschnig nicht zu so einem eigenartigen Großeinsatz rund um die Rallye gekommen wäre.
Ich möchte an dieser Stelle aber auch erwähnen, dass ich selbst mit einigen Beamten vor Ort gesprochen und festgestellt habe, dass der Großteil dieser Beamten diese Sache nicht gerne gemacht hat, aber leider ihre Dienstaufträge ausführen mussten.
Diese Situation ist aber nicht ausschlaggebend für Ihren Rücktritt.
Nein, aber die Zusammenarbeit und die fehlende Unterstützung der Exekutive ist ein wichtiger Baustein im ganzen System. Bei uns fehlt diese leider und das trägt zur enormen Kostenexplosion und auch zu meiner Demotivation bei.
Was ist unter Kostenexplosion gemeint?
Neben den hohen Securitykosten sind in den letzten Jahren auch die Kosten der Sicherheitsstaffeln, der Zeitnehmung, der Versicherung der Rennleitung und die Nächtigungskosten extrem angestiegen. Wir bezahlen jährlich um die 400 Nächtigungen alleine für das Personal. Zusätzlich kommen bei uns noch die Kosten für die Feuerwehren, denn die bei anderen Rallyes üblichen Praxis, dass die Feuerwehren Verpflegungsstände einrichtet, statt Mann und Gerät zu verrechnen, gibt bei uns im Bezirk auch nicht.
Das heißt, die Rallye im Bezirk wird es nicht mehr geben?
Unter diesen Voraussetzungen glaube ich, ist die Rallye gestorben. Ich bezweifle, dass in Anbetracht der momentanen Umstände eine Person gefunden wird, die die Rallye organisiert. Wenn es so weitergeht, werden noch einige Veranstaltungen in den nächsten Jahren sterben.
Was werden Sie nun tun?
Der Sport- und Eventverein, dessen Obmann ich bin, bleibt erhalten. Wir kümmern uns nun um andere Veranstaltungen.
Wolfgang Troicher veranstaltete nun das 10. Jahr die Kärnten Rallye. Davor war er zehn Jahre lang Mitorganisator der "Krappfeld-Rallye".
Bei der diesjährigen 1. Hirter Kärnten Rallye nahmen 89 internationale Fahrer teil.
Auf der Rennstrecke
Troicher kennt den Rallyesport wie seine Westentasche: Er fuhr 15 Jahre lang Rallye. 1994 wurde er österreichischer Rallye-Challenge-Sieger.
Geburtstag: 28. Juli 1956
Wohnort:Der gebürtige Althofner wohnt in Hörzendorf.
Familie: Wolfgang Troicher ist mit Alexandra verheiratet. Er hat vier Kinder.
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