KNOBLAUCHSRAUKE. Märchen und Geschichten für Kinder, Kindsköpfe und Kind gebliebene - Teil 76

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"Wenn die Bärlauch-Zeit im Frühling vorbei ist, kann man für viele Gerichte alternativ die Knoblauchsrauke nehmen" hab ich vor kurzem gelesen. Beim Recherchieren bin ich auf spannendes, für mich neues Wissen gestoßen:
So soll Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) schon 4000 v. Chr. im Mesolithikum als Gewürz benutzt worden sein und als das älteste bekannte einheimische Gewürz gelten.

Im Mittelalter wurde die Knoblauchsrauke mit ihrem pfeffrig-knoblauchartigen Geschmack vor allem von der ärmeren Bevölkerung genutzt, die sich die teuren Gewürze nicht leisten konnte. Zum Essen werden die Blätter von April bis Juni gesammelt. In England ist sie als "Jack-by-the hedge" als Sandwichfüllung beliebt.

In der Volksheilkunde galt sie als antiseptisch, leicht harntreibend und schleimlösend. Man sagte ihr angeblich gar antiasthmatische Eigenschaften nach. Nur haltbarmachen lässt sie sich nicht gern. Bei der Trocknung und eingefriert soll sie viele Inhaltsstoffe verlieren (Quelle: Wikipädia). Aber jetzt zur heutigen Geschichte - diesmal wieder kindlich verspielte leichte Kost ; - )

Der kleine Vampir Rudi

Langsam schlägt der kleine Vampir Rudi die Augen auf. Alles ist da - genauso wie immer - die verstaubte Gewölbedecke, die Särge in denen die anderen Vampire ihr Nickerchen machen, die Statuen und schweren silbernen Kerzenhalter. Aber trotzdem fühlt es sich nicht richtig an - als ob irgendwas nicht stimmte. Während er sich kräftig durchstreckt und vorsichtig aus dem modrigen Sarg heraus späht, fällt ihm plötzlich alles wieder ein. Er hatte die letzten 150 Jahre geschlafen! Alle anderen Särge, der von Großonkel Ivan und den anderen Vampiren sind noch fest geschlossen.

Rudi erinnert sich auch wieder daran, warum er so lange geschlafen hat. Rudi war anders als die meisten seiner Artgenossen. Er hatte es satt anderen Lebewesen das Blut auszusaugen. Und was war überhaupt lustig daran, Menschen zu beißen? Vampire gabs genügend und unfreiwillige Neuzugänge unter Zwangsverpflichtung waren noch nie besonders vielversprechend. Rudi ekelte davor, Menschen oder Tieren das Blut auszusaugen. Und außerdem war er schrecklich einsam. Weil nämlich Vampire so furchtbar viel Zeit verbringen, Menschen zu beißen, kamen nur ganz selten Vampirbabys zur Welt. Gott sei Dank verwandelten sich die gebissenen Menschen selber in Vampire.

"Man müsste so etwas wie eine Blutersatzlösung herstellen können!" kam es dem kleinen Vampir eines Nachts in den Sinn. Dann wär endlich Schluss mit der dummen Beißerei und das Leben wäre viiiiiieeeel relaxter!" Als er Großonkel Ivan von seiner Idee erzählte, war dieser sofort Feuer und Flamme. Ivan war der fortschrittlichste Vampir den Rudi kannte und noch dazu ein hervorragender Chemiker. Allerdings glich seine Einstellung verdächtig der seines Großneffen Rudi. Daher galt er auch als schwarzes Schaf in der Familie.

An Rudis 112ten Geburtstag, nimmt ihn Ivan mit in seinen Club, wo alte Gentlemen-Vampire jeden Abend von 21.00 bis 24.00 diskutieren, wetten und sich die Zeit vertrieben. "Gentlemen, das hier ist mein Großneffe Rudi - ein angehender Erfinder mit hervorragenden Ideen. Er hat mir gestern vorgeschlagen, zusammen eine Blutersatzlösung zu entwickeln, die uns Vampiren als Alternative zu Menschenblut dienen könnte. Wer von Ihnen möchte uns bei diesem Projekt behilflich sein?"

Ivan, Rudi und die Herrschaften der Chemischen Gesellschaft forschten eine ganze Woche lang. Zum Schluss war Rudis Bahnbrechende Erfindung fertig - es fehlte allerdings noch eine winzige Kleinigkeit. Um die Blutersatzlösung für Vampire gut verdaulich zu machen, fehlte irgend ein Kräutlein. Herauszufinden welches das war, erwies sich aber als sehr schwierig.

Da erscheint Graf Drakula auf der Schwelle des Vampirlabors. Der oberste Vampir hatte vom vegetarischen Vorhaben des Vampirjungen gehört und mit einem furchtbar wütenden Schrei darauf reagiert.

"Wenn ihr die geheime Zutat bis MItternacht findet, sollt ihr als vegetarische Vampire in Frieden Leben dürfen. Wenn nicht, verurteile ich euch zu 150 Jahren Schlaf!"

----- 150 Jahre später... ----------

Als Rudi aus dem Sarg gekrochen ist, beschließt er etwas draußen zu bummeln, bevor die anderen wach werden. Doch schon beim Aufstoßen der schweren eisenbeschlagenen Tür bekommt er einen riesen Schreck und wird beinahe von einem Auto überfahren. Dort wo noch vor 100 Jahren ein altehrwürdiges Herrenhaus mit Kapelle und Familiengruft gestanden war, ist jetzt ein Einkaufszentrum mit Parkhaus. Wie von der Tarantel gestochen läuft Rudi schreiend und um noch einen Ton bleicher als sonst blindlings davon. Panik kriecht in ihm hoch und wenn Vampire schwitzen gekonnt hätten, wäre sein weißes Hemd pitschnass gewesen vor lauter Angst.

"Laufen, laufen laufen! Nur nicht stehen bleiben!" hämmert es in seinem Kopf. "Bum!" Als er um die Ecke biegt, kracht er mit einem Menschenjungen zusammen, der inetwa die gleiche Größe hat wie er selber.

Der freche Kevin hat auf dem Nachhauseweg vom Spielplatz die Zeit verbummelt und ist in die Dunkelheit gekommen. Daheim warten ohnehin nur Fernseher und WII auf ihn. Freunde hat er auch auf dem Spielplatz keine. Die Kinder hänseln ihn weil er dick ist und schwer lernt. Er haut und erpresst sie.

"Allmächtiger! Was bist du denn? Ein Vampir???" stößt er hervor, während er sich die Beule an seiner Stirn reibt. Schnell reißt er einen Büschel Knoblauchsrauke aus, der unter einer Werbetafel am Straßenrand wächst, hält ihn Rudi unter die Nase und ruft: "Jetzt bist du dran, Blutsauger! Mich kriegst du nicht . Hasta la Vista Baby - schmor in der Hölle!"

Rudi quiekt vor Angst wie ein Schwein und will sich, als ihm auch noch der Geruch von Knoblauch in die Nase steigt, in eine Fledermaus verwandeln und davonfliegen. In dem Moment nimmt er noch etwas anderes wahr. Eine ganz neue Note, die auf keinen Fall von echtem Knoblauch stammen kann.

"Hmmm, riecht das gut!" Rudi schnuppert genüsslich an der grünen Pflanze mit den weißen Blüten. "Was ist das? Ich kann mich gar nicht davon sattriechen!" Kevin lässt verdutzt die Hand sinken, in der er noch immer das Büschel Knoblauchsrauke hält. "Das ist Knoblauchsrauke! Sie riecht sogar nach Knoblauch und eigentlich müsstest du jetzt schreiend Reißaus nehmen oder auf der Stelle tod umfallen! Du bist doch ein Vampir, oder?" Jetzt ist Rudi an der Reihe, verdutzt drein zu schauen. "Wenn das wirklich eine Art Knoblauch ist, hast du eigentlich Recht. Es riecht auch so - sieht aber ganz anders aus. Mein erster Impuls war eigentlich auch Flucht, aber da war dann noch ein anderer Geruch dabei, einer der fast süchtig macht und soooooooo gut duftet - hmmmmmm!"

"Hier hast du die Knoblauchrauke! Iss sie bevor du mich beißt! Ich will nämlich kein Vampir werden." "Nicht?" Da tut Rudi so, als wolle er sichg auf Kevin stürzen und ihn in den Hals beißen. Der wiederum sinkt kreidebleich und zitternd auf die Knie - bis er merkt, dass Rudi vor lauter Lachen auf dem Boden liegt und nach Luft japst. "Hihihi, ich bin ja gar kein Blutsauger, hihihi! Mein Großonkel Ivan und ich wurden sogar bestraft, weil wir kein Menschenblut mögen und nach einer Blutersatzlösung geforscht haben. Leider haben wir die
geheime Zutat nicht rechtzeitig gefunden!" Jetzt seufzt Rudi wieder und ist traurig.

"Hast du es schon mal mit Knoblauchsraucke versucht?" schlägt Kevin nachdenklich vor.
"Nee..."
"Aber das solltest du unbedingt tun! Wenn ihr Vampire so sehr darauf abfährt, könnte das doch die Lösung sein!"

Ohne zu zögern macht sich Rudi auf in die geheime Gruft, denn das Labor ist direkt angeschlossen. "He, warte!" ruft Kevin Rudi nach. "Wenn du ein Vegetarier bist, und mir nichts tust, dann kannst du mich doch wenigstens mitnehmen. Immerhin war das mit der Knoblauchsrauke meine Idee!"

Als die anderen Vampire der Chemischen Gesellschaft erwachen, haben die beiden schon eine exzellente neue Blutersatzlösung fertig gestellt. "Wie hast du das wieder fertig gebracht und was ist die geheime Zutat?" will Großonkel Ivan völlig überrascht wissen. "Das mein Lieber bleibt UNSER Geheimnis!" mischt sich jetzt der freche Kevin ein. "Solange ihr mir nix tut, werden Rudi und ich viiiieeeel Blutersatzlösung herstellen. Aber wehe ihr beißt mich! Dann ist Schluss mit Lustig und ihr könnt gleich wieder für 150 Jahre in eure Kisten hüpfen! Das hat mir Rudi versprochen! Unser Geheimnis ist meine Lebensversicherung."

Damit muss sich Großonkel Ivan zähneknirschend zufrieden geben. Der freche Kevin und der kleine Vampir Rudi aber, werden die besten Freunde und erleben gemeinsam noch viele spannende Abenteuer.

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