In die Lehrlingsoffensive gehen

Foto: Yvonne Brandstetter

STEYR. "Nicht die Wirtschaft braucht neue Anreize, sondern die Lehrlinge", ist sich Bundesrat David Stögmüller sicher. Er plädiert unter anderem für einen Imagewandel des Lehrberufes.

Die Arbeitslosenquote in Steyr beträgt 12,7 Prozent, davon sind 522 Jugendliche unter 24 Jahren (Stand: Juli 2016). Auf 120 offene Lehrstellen im Bezirk kommen 113 Lehrstellensuchende - zu wenig. "Es geht hier um die Zukunftsperspektiven der jungen Leute und es muss etwas getan werden", fordert Stögmüller.

Mehr Geld, mehr Urlaub
Das Image der Lehre ist leider kein allzu gutes mehr. Matura scheint schon Pflicht und Standard zu sein, immer weniger Jugendliche wählen einen anderen Weg. "Doch die Lehre ist eine hochqualifizierte Ausbildung", ist sich der Bundesrat sicher. "Und Betriebe sind auf Lehrlinge angewiesen." Die Grünen sind sich der Bedeutung der Lehre für den Arbeitsmarkt und die wirtschaftliche Entwicklung bewusst.

Initiiert wurde der Antrag zur Verbesserung der Situation von Sozial- und Arbeitssprecher der Grünen im Bundesrat, David Stögmüller und Tobias Reder, Mitglied des grünen Landesvorstands und ehemaliger Lehrling. Konkret fordern sie vor allem: Eine bessere Entlohnung der Lehrlinge sowie mehr Urlaub. Nur so könne man den Anreiz stärken. "In vielen Spaten ist die Bezahlung sehr niedrig. So kommt man beispielsweise als Zahntechniker auf 340 Euro brutto im Monat, als Bäcker auf 458", erklärt Stögmüller. Das finden die Grünen zu wenig und fordern 500 Euro Mindestlohn im ersten Lehrjahr für alle Berufe. Hinzu kommt noch der Selbstbehalt für das Internat, den man auf 0 setzen möchte sowie um Wohnbeihilfe kämpfen. Die konkrete Idee wäre ein "Topf" für Betriebe, in denen jene einzahlen müssen, die keine Lehrlinge ausbilden und die, die es tun, werden darauf gefördert. So soll es auch hierbei einen Anreiz geben.

Ein weiterer Punkt ist der Urlaub. "Fünf Wochen wie bei einem normalen Arbeiter ist für so einen jungen Menschen zu wenig", so Stögmüller. "Man vergleicht sich mit anderen im selben Alter, die in der Schulzeit extrem viel Ferien haben und da bieten fünf Wochen natürlich keinen Anreiz. Von der Möglichkeit eines Ferialjobs gar nicht erst zu sprechen." Die Grünen wollen den Urlaubsanspruch auf mindestens sechs Wochen erhöhen.

"Es muss entstaubt werden"

Nach einer deutlichen Verbesserung der persönlichen finanziellen Situation ist auch an der Ausbildung anzusetzen. Hier fordert man bestens ausgebildete und motivierte Lehrkräfte in den Berufsschulen und eine "Entstaubung" des Lehrplans. Wichtig hierbei sei die moderne Ausstattung, um den Anforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden. Hinzu kommt eine dringend benötigte Modernisierung der Lehrpläne.

Max Mayrhofer ist selber Lehrling der Berufsfotografie in Linz. Er unterstützt die Grünen in ihrem Vorhaben und versteht die Einwände. "Vor allem verstehe ich nicht, wieso die Bezahlung so unterschiedlich ist", so der 18-jährige. "Wieso ist mein Beruf weniger wert als beispielsweise ein Metallberuf?" Bei den Kosten sind laut Mayrhofer die meisten auf Erspartes oder Unterstützung der Verwandten angewiesen, anders ginge es nicht. Für den jungen Lehrling ist es auch wichtig, die Lehrpläne zu aktualisieren. "Natürlich verstehe ich, warum wir noch das Entwickeln von Fotos lernen müssen, es ist wichtig, das zu kennen. Aber dennoch muss die Struktur etwas modernisiert werden. Auch ein Metaller sollte sich nicht auf das Feilen konzentrieren." Seine Berufsschule wurde kürzlich renoviert. "Man ist einfach motivierter, wenn der Campus ansprechend ist und man keine alten Computer mehr hat, auf denen man nicht ordentlich arbeiten kann", wirft Stögmüller ein.

Das Projekt "Lehre mit Matura" ist laut Stögmüller, so wie sie umgesetzt wurde, schief gelaufen. "Derzeit haben in OÖ lediglich 7,4 Prozent der angemeldeten Lehrlinge auch abgeschlossen, 758 sind das bis jetzt." Es hapert an der Bürokratie und der Kommunikation. "Das System muss reformiert und entbürokratisiert werden", ist er sich sicher.

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