Jakob Bürgler: "Versuchen Angst zu nehmen"

Diözesanadministrator Jakob Bürgler stand den BEZIRKSBLÄTTERN vor der Karwoche Rede und Antwort. | Foto: Gstaltmeyr
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BEZIRKSBLÄTTER: Seit 18. Jänner leiten Sie als Diözesan-administrator die Diözese Innsbruck. Was hat sich für Sie geändert?
Jakob Bürgler: "Die Grundaufgaben sind sehr ähnlich geblieben. Als Generalvikar war ich sehr nach innen orientiert. Diese Verwaltungsaufgaben konnte ich zum Teil an meinen ständigen Vertreter delegieren. Dazugekommen sind Termine in der Öffentlichkeit, der Repräsentation und auch inhaltliche Diskussionsprozesse. Diese Zusatzaufgaben füllen den Kalender zwar noch stärker, machen mir aber auch Freude, weil sie mit der Begegnung mit Menschen und zwischen Gesellschaft und Kirche zu tun haben."

Welche Aufgaben sind das im Besonderen?
"Die Aufgabe des Diözesanadministrators ist eine Brückenaufgabe. Primär geht es darum, dass ich die Leitung im Sinne einer Weiterführung des eingeschlagenen Weges mit der Einschränkung wahrnehme, dass ich keine richtungsweisenden Entscheidungen treffen kann, die einen neuen Bischof in seiner Amtsführung binden. Die Personalplanung ist eine Hauptaufgabe. Es geht darum, inhaltlich an Fragen dranzubleiben. Zum Beispiel: Wie engagiert sich die Kirche in Bezug auf Flüchtlinge, wie können wir aus der Bischofssynode Impulse umsetze?"

Wie sieht das in der Karwoche und der Osterzeit aus?
"In den vergangenen Jahren war ich zu Ostern voll im Karmel engagiert, jetzt kommt der Dom dazu. Ich habe mit Probst Florian Huber vereinbart, dass ich bestimmte Gottesdienste als Diözesanadministrator leiten werde. Diese sind konkret am Gründonnerstag, die Trauermetten, der Gottesdienst am Ostersonntag und die Ostervesper. Es ist die zentrale Feierwoche des Glaubens – aber die gesellschaftlichen Probleme bleiben dabei nicht vor der Tür. Deswegen kommt kein Flüchtling weniger."

Das ist ja momentan ohnehin eine der ganz besonders wichtigen Aufgaben.
"Die österreichische Bischofskonferenz hat dazu klar Stellung genommen und das Recht auf Asyl betont. Gleichzeitig hat sie die europäische Solidarität in dieser Frage deutlich eingemahnt. Kardinal Schönborn hat es als Heuchelei bezeichnet, auf der einen Seite die finanzielle Unterstützung im Bereich der Entwicklungshilfe stetig zu reduzieren und Waffenlieferungen weiterhin zu gestatten, andererseits den Zugang zu Europa zu blockieren. Wir als Kirche wissen uns in der Verantwortung für vom Krieg und Gewalt traumatisierte Menschen und versuchen, in guter Kooperation mit den politisch Verantwortlichen Möglichkeiten für Schutzsuchende zu schaffen."

Was heißt das für die Diözese?
"Da gibt es für uns noch viel zu tun. Das bedeutet, dass wir uns an der Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten, an der Suche nach Liegenschaften und in sozialen Hilfestellungen beteiligen. Das heißt auch, dass wir uns in den Diskussionsprozess, der leider oft von geschürter Angst, Abwertung und Ausgrenzung geprägt ist, einbringen. Wir als Kirche versuchen, Angst durch Begegnung und Kommunikation zu nehmen. Wo immer Begegnung gelingt und konkrete Menschen sichtbar werden, dort verliert die Angst ihre Macht."

Das ist doch auch die Botschaft von Ostern.
"Ostern birgt in sich die Dynamik von Hoffnung und Zuversicht, weil der Schrecken, das Leiden und der Tod nicht das letzte Wort haben. Mit Ostern schafft Gott einen Weg des Aufstehens und des Lebens. Wenn wir uns auf diesen Weg einlassen, werden wir solidarisch und engagiert an einer Gesellschaft bauen, die dem Menschen gerecht wird." (cia)

Diözesanadministrator Jakob Bürgler stand den BEZIRKSBLÄTTERN vor der Karwoche Rede und Antwort. | Foto: Gstaltmeyr
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