Stubaier Schmiede mit der Kraft des Schlickerbachs

Rupert Ebenbichler von der Wasser Tirol, die Kraftwerksbetreiber und Schmiedebetriebsbesitzer Johann Span, Karl Gleirscher und Leo Span beim Lokalaugenschein des im Bau befindlichen revitalisierten Kleinwasserkraftwers am Schlickerbach in Telfes in Stubai
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  • Rupert Ebenbichler von der Wasser Tirol, die Kraftwerksbetreiber und Schmiedebetriebsbesitzer Johann Span, Karl Gleirscher und Leo Span beim Lokalaugenschein des im Bau befindlichen revitalisierten Kleinwasserkraftwers am Schlickerbach in Telfes in Stubai
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TELFES. Vier Kleinkraftwerke am Schlickerbach werden zu einem zusammengelegt. Damit soll die Stromerzeugung um rund 30 Prozent auf fast 2,4 Millionen kWh gesteigert werden. Bei einem Lokalaugenschein überzeugten sich LHStv. Josef Geisler und LHStv. Ingrid Felipe vom Fortschritt des Projekts.

Seit den 1930er Jahren wird die Wasserkraft am Schlickerbach genutzt. Heute wie damals wird die Kraft des Wassers für den Antrieb der Maschinen in den Metall verarbeitenden Betrieben verwendet – früher mechanisch heute in Form von Elektrizität. „Die Wasserkraft ist für den Bestand unserer Betriebe essentiell. Wir haben in der Metallverarbeitung einen sehr hohen Strombedarf. Ohne eigene Stromversorgung wären wir am Weltmarkt wirtschaftlich im Nachteil“, fasst Kraftwerksbetreiber und Werkzeugschmied Karl Gleirscher die Bedeutung der Kleinwasserkraft am Schlickerbach für die Unternehmen Gleirscher und Span mit insgesamt rund 40 MitarbeiterInnen zusammen.

Die Arbeiten laufen bereits

Mit dem Neubau der Wasserfassung, der Druckrohrleitung und des Krafthauses wurde soeben begonnen. Fertiggestellt wird das Projekt voraussichtlich im Sommer dieses Jahres. Der Grundstein für die Revitalisierung der Kleinwasserkraft am Schlickerbach wurde Ende 2012 mit der Erstberatung im Rahmen der Beratungsförderung des Landes gelegt. Nach der Begehung im Jahr 2013 erfolgte die vertiefende Planung. Bei der Behörde eingereicht wurde das Projekt schließlich im Frühjahr 2015, die Bewilligung wurde im August des vergangenen Jahres erteilt.
Wasserkraft sichert Arbeitsplätze

„Das Kraftwerksprojekt von Karl Gleirscher ist ein Musterbeispiel dafür, dass die Kleinwasserkraft in Tirol nicht nur Tradition hat, sondern den wirtschaftlichen Erfolg unserer Betriebe sowie Arbeitsplätze in den Tälern Tirols sichert. Die Kleinwasserkraft ist kulturelles Erbe und gleichzeitig ein wesentlicher Faktor für die Erreichung der Energieunabhängigkeit Tirols“, gratuliert Geisler zum Revitalisierungsprojekt.

Strom spielt im Energiesystem der Zukunft eine zentrale Rolle. „Wir wollen bis zum Jahr 2050 bei halbiertem Energiebedarf ohne Öl und Gas auskommen und uns selbst mit erneuerbarer Energie aus heimischer Erzeugung versorgen. Das schaffen wir nur mit Elektrizität“, erläutert Geisler. Ein Plus von 2.800 Millionen Kilowattstunden Strom ist dafür notwendig. Davon sollen wiederum 300 Millionen Kilowattstunden aus der Revitalisierung bestehender Kleinwasserkraftwerke kommen.

Zweistufige Beratungsförderung des Landes

Um das vorhandene Energiepotenzial bestehender Wasserkraftanlagen zu nutzen, hat das Land Tirol 2011 die Beratungsförderung für die Revitalisierung von Kleinwasserkraft ins Leben gerufen. 119 KraftwerksbetreiberInnen haben daran bereits teilgenommen. Das Kleinwasserkraftwerk von Gleirscher ist eines von bisher neun umgesetzten, genehmigten oder zur Bewilligung eingereichten Projekten.

„Grundsätzlich haben alle Kraftwerksbetreiberinnen und -betreiber Interesse, ihr Kraftwerk weiterhin zu betreiben und auch auszubauen“, weiß Rupert Ebenbichler von der Wasser Tirol, die die Beratungsförderung für das Land durchführt. Bei den bisherigen Ergebnissen hat sich gezeigt, dass bei Umsetzung entsprechender Maßnahmen die Energieerzeugung um durchschnittlich 30 Prozent erhöht werden kann. Eine Herausforderung für die Umsetzung der mit Unterstützung des Landes ausgearbeiteten Revitalisierungsprojekte sind jedoch neben dem derzeit geringen Strompreis die komplexen und strengen gesetzlichen Regelungen. Dies und die erforderlichen Gutachten seien Gründe dafür, dass die konkrete Umsetzung der Optimierungspotenziale oftmals mehrere Jahre dauert.

Bestehende Anlagen naturverträglich ausbauen

Ein Bekenntnis zur Optimierung bestehender Kleinwasserkraftanlagen gibt auch Naturschutzlandesrätin Felipe ab: „Es macht Sinn, bestehende Anlagen naturverträglich zu revitalisieren“. Auch der Umbau des Mobilitätssystems benötigt elektrische Energie. Mit der letztjährigen Novelle ermöglicht der Naturschutz den Erhalt der Kleinwasserkraft. „Besonderes Augenmerk gilt dabei weiterhin gewässerökologischen Aspekten“, betont Felipe. Lob gibt es insbesondere für das Projekt von Karl Gleirscher: „Das Projekt am Schlickerbach zeigt, dass in bestehenden Kleinwasserkraftwerken ein nicht zu unterschätzendes Potenzial steckt, das ökologisch gehoben werden kann.“

Revitalisierung Kleinwasserkraft:
Zweistufige Beratungsförderung des Landes Tirol zur Optimierung und Effizienzsteigerung besehender Kleinwasserkraftwerke.
1. Stufe: Kostenlose Erstberatung mit Grobabschätzung der Revitalisierungspotenziale
2. Stufe: Vor-Ort-Begehung durch unabhängiges ExpertInnenteam, Erarbeitung von Optimierungsvarianten und Erstellung eines detaillierten Beratungsberichts unter Kostenbeteiligung durch BetreiberInnen.
Förderanträge können bis 31.12.2016 gestellt werden. Bei Bedarf wird die Förderaktion verlängert.
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