Fachkräftemonitor im Bezirk umgesetzt – Bedarf und Angebot nach Branchen wird erfasst

v.li. Wirtschaftsforscherin Sandra Hofmann, LR Johannes Tratter und AMS-Geschäftsführer Anton Kern stellen den Fachkräftemonitor vor. | Foto: Land Tirol
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BEZIRK (cia). Informationsbasis für Unternehmen in Tirol, die Politik und für ‎Jugendliche vor der Berufswahl ist der neue Fachkräftemonitor. Er dient dazu, regionale Fachkräfteengpässe und -entwicklungen zu erkennen und Entscheidungen rechtzeitig darauf ausrichten zu können. Die Internetanwendung ist unter www.fkm-tirol.at frei zugänglich.

„Der Fachkräftemonitor ermöglicht erstmals die angebots- und nachfrageseitige Betrachtung des Fachkräfteangebotes entlang aller Qualifikationsstufen. Zudem sind tätigkeits- und branchenspezifische Analysemöglichkeiten und die Darstellung der strukturellen Entwicklung und deren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt in Tirol möglich – ein praxisgerechtes Instrument für die Tiroler Arbeitsmarktpolitik!“, erläutert Arbeitslandesrat Johannes Tratter. Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf: „Es ist für die Tiroler Unternehmen, ja für unseren gesamten Wirtschaftsstandort von großer Bedeutung, genügend Fachkräfte zur Verfügung zu haben. Nur so können wir die Chancen nutzen, die sich gerade im Export von Tiroler Produkten ergeben. Aber auch für die Erfüllung heimischer Aufträge sind ausreichend Fachkräfte notwendig. Mit dem Fachkräftemonitor Tirol haben wir nunmehr ein Instrument zur Verfügung, das gezielte Steuerungsmaßnahmen ermöglicht und Jugendlichen eine Orientierungshilfe zur Berufswahl bietet.“

Das Projekt wurde gemeinsam von Land Tirol und AMS Tirol initiiert, mit der Realisierung in der Praxis wurde das in diesem Bereich erfahrene WifOR Wirtschaftsforschungs-institut aus Darmstadt beauftragt. AMS-Tirol GF Anton Kern freut sich über die nunmehr erfolgte Umsetzung des Internet-Portals: „Die Visualisierung des Fachkräftearbeitsmarktes in Form einer Web-Anwendung ermöglicht eine einfache Darstellung der Ergebnisse, durch die alle Akteure des Arbeitsmarktes wertvolle Erkenntnisse zur branchenspezifischen Angebot-Nachfrage-Situation gewinnen können.“

Was analysiert der Fachkräftemonitor Tirol?

Er zeigt Angebot und Nachfrage von Fachkräften in Tirol, in fünf Regionen und sieben verschiedenen Branchen bis in das Jahr 2030. Er differenziert das Angebotspotenzial in den fünf Regionen nach zusätzlichen Teilbranchen im Bereich Handel, Industrie, Gewerbe & Handwerk sowie den Sonstigen Dienstleistungen. Er wertet die Arbeitsmarktsituation von verschiedenen Qualifikationen und Tätigkeiten aus.‎ Er weist die Branchen mit dem höchsten Fachkräfteengpass oder -überschuss aus.

Der Fachkräftemonitor greift auf regelmäßig erhobene und aktualisierte (amtliche) Statistiken zurück. Ergänzt wird die Datenbasis durch Einbindung der Konjunkturumfragen der Wirtschaftskammer Tirol und der Industriellenvereinigung Tirol.

Prognose für Tirol 2030 zeigt Fachkräfte-Engpass

Der Wirtschaft in Tirol stehen im Jahr 2030 rund 25.000 Fachkräfte weniger zur Verfügung als heute, sodass sich der Fachkräfteengpass von derzeit 2,4% (8.000 Personen) auf etwa 11,6% (39.000 Personen) im Jahr 2030 erhöhen wird. Ab dem nächsten Jahr kommt es zu einem kontinuierlichen Rückgang des Angebotspotenzials, während jedoch die Nachfrage in den kommenden Jahren weiter wächst. So wird sich der Engpass von 2016 auf 2030 weiter vergrößern.

Zur Sicherung seines Wachstums benötigt der Wirtschaftsstandort Tirol ein ausreichend hohes und qualifiziertes Fachkräftepotenzial. Das Angebot an qualifizierten Arbeitnehmern wird aufgrund des fortschreitenden demografischen Wandels abnehmen. Die Folge ist eine wachsende Fachkräftelücke, die Unternehmen kurz- und mittelfristig vor große Herausforderungen stellen wird.

Fachkräftebedarf in der Region Innsbruck - leicht überdurchschnittlicher Engpass

In der Region Innsbruck liegt im Jahr 2016 ein Engpass von 2,9% (bzw. 4.000 Personen) vor, der im Vergleich zum Bundesland mit ca. 2,4%, leicht überdurchschnittlich ist. Bis zum Jahr 2030 kann der Engpass in der Region Innsbruck auf 11,1% der Nachfrage ansteigen.

Fachkräfteengpässe und -überschüsse in Innsbruck und Innsbruck-Land
In fast allen Tätigkeitsfeldern besteht bereits heute ein Fachkräfteengpass, jedoch bilden die Allgemeinen Bildungsgänge eine Ausnahme: Hier herrscht ein Fachkräfteüberschuss von etwa 800 Personen bzw. 2,6%. Der höchste absolute Fachkräfteengpass lässt sich im Jahr 2016 bei Sozialwissenschaften, Wirtschaft & Recht finden. Hier fehlen etwa 1.400 Personen, was einem Anteil von 4,3% entspricht. Der größte relative Engpass besteht im Tätigkeitsfeld Erziehung: Hier kann jede zehnte Stelle nicht besetzt werden.

Im Jahr 2020 zeichnet sich ein ähnliches Bild ab wie im Jahr 2016. Bei allen Tätigkeitsfeldern ist ein Fachkräfteengpass zu sehen, lediglich im Bereich der Allgemeinen Bildungsgänge übersteigt das Angebot an Arbeitskräften noch die Nachfrage. Allerdings verschärft sich die Situation in den meisten Tätigkeitsfeldern und auch bei den Allgemeinen Bildungsgängen verringert sich der Überschuss auf nur noch 0,3%. Bei den Naturwissenschaften kann nun ebenfalls jede zehnte Stelle nicht mehr mit qualifiziertem Personal besetzt werden und im Tätigkeitsfeld Ingenieurwesen, Verarbeitendes Gewerbe & Baugewerbe vergrößert sich die Fachkräftelücke auf 1.500 Personen.

Im Jahr 2030 herrscht in allen Tätigkeitsfeldern ein Fachkräfteengpass. Bei Sozialwissenschaften, Wirtschaft & Recht verdoppelt sich der Engpass zwischen den Jahren 2020 und 2030 nahezu: Während dieser im Jahr 2020 noch 2.500 Personen bzw. 7,4% betrug, steigt die Zahl bis zum Jahr 2030 auf etwa 2.500 Personen bzw. 14%. Der größte relative Engpass ist nun im Tätigkeitsfeld Gesundheits- & Sozialwesen zu finden, in dem mit 19,8% fehlendem Personal nahezu jede fünfte Stelle nicht besetzt werden kann.

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