Erotische Balance und Tipps, die prickeln

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TELFS (bine). „Ohne Lust kein Leben.“, zitiert der aus Telfs stammende Dipl. Paar- und Sexualtherapeut, Dipl. Lebens- und Sozialberater sowie systemischer Coach und Supervisor Bernhard Moritz Friedrich Nietzsche. Und zwar in seinem neuen Buch "Work-Love-Balance - Lustvolles Liebesleben trotz Stress und Alltag", ein Humboldt-Praxisratgeber für Paare und Singles mit mehr als 100 alltagstauglichen Ideen für mehr Sinnlichkeit, Erotik und Sex im Alltag. Denn wer kennt es nicht, wenn Du Lust auf Grund von zu viel Alltag auf der Strecke bleibt!?
Hier zum Buch:
http://www.meinbezirk.at/telfs/gesundheit/tipps-fuer-ein-spritziges-sexleben-trotz-alltag-d1875929.html

Das Bezirksblatt Telfs bat den heimischen Autor zum Interview.

Langsam nähern wir uns wieder der kuscheligen Jahreszeit, doch wie die „Kuschelzeit“ starten, wenn die Lust zwischen Beruf, Kindern und Haushalt irgendwo verschollen ist?

Bernhard Moritz: Ich glaube nicht, dass die Lust verschollen ist, vor allem nicht die Lust auf Erotik und Sinnlichkeit, auch nicht die Lust auf eine erotisch-sinnliche Zeit miteinander.
Wenn Sex nach dem Prinzip „Vollzug, Ergebnis und Leistung“ erlebt wird, dann wird er nicht als schöne Auszeit und erotische Wellness empfunden, sondern als etwas, was eben „dazugehört“ oder was man zu machen hat in einer Beziehung. „Vollzug, Ergebnis und Leistung“ das kennen wir vom Beruf, von der Kindererziehung und vom Haushalt. Das ist auf Dauer weder attraktiv noch besonders spannend und lustvoll. Und etwas zu starten, was wenig attraktiv, spannend und lustvoll ist, macht verständlicherweise keinen Sinn.
Umso wichtiger ist es, Kuschelzeiten aktiv zu gestalten, sich zu überlegen, was denn fein und kuschelig wäre. Wenn daraus dann Lust entsteht und auch die Lust miteinander Sex zu haben, dies aber keine Bedingung ist, dann ist die Chance groß, dass so etwas wie „Vorfreude“ entsteht. Und „Vorfreude auf Erotik“ ist eine Qualität in langjährigen Beziehungen.

Lässt sich die Erotik und Sinnlichkeit immer wieder neu beleben oder ist dies nach vielen Partnerschaftsjahren fast ein Ding der Unmöglichkeit?
Erotik, Sinnlichkeit und Sex ist in erster Linie Kommunikation. Und daran fehlt es aus meiner Sicht. Mein Eindruck ist, dass vor allem die Alltagszärtlichkeiten im Laufe einer langen Partnerschaft schwinden. Vieles ist selbstverständlich geworden und wird dann nur mehr am Mutter- bzw. Vatertag oder bei anderen „Feiertagen“ hervorgehoben. Im Alltag haben Paare die Tendenz die Aufmerksamkeit mehr auf das zu lenken, was nicht geht und damit schleicht sich eine unzärtliche Grundstimmung ein.
Erotik, Sinnlichkeit und Sex sind dann kein Thema mehr. Man tut es einfach oder eben nicht mehr beziehungsweise zu besonderen Anlässen.
Erotik, Sinnlichkeit und Sex ist in langjährigen Beziehungen eine Frage der Entscheidung, der Neugier und der Aufmerksamkeit. In jedem Abschnitt und in jedem Zustand einer Paarbeziehung besteht die Möglichkeit und die Chance Erotik und Sinnlichkeit wieder in den Mittelpunkt der Beziehung zu stellen. Es ist nicht eine Frage des Könnens, sondern eine des Wollens.
Wenn Paare sich auch nach langen Jahren auch erotisch-sexuell zu einander aktiv bekennen, sich wieder bemühen begehrenswert füreinander zu werden, dann gelingt es auch wieder Sinnlichkeit, Erotik und Sex als spannend-spielerische Auszeit aus dem Alltag zu gestalten.

„Verkehrsberuhigt“ heißt zwangsläufig nicht „verkehrsuntauglich“ oder?
Absolut nicht. Niemand ist „verkehrsuntauglich“. Ich habe vielmehr den Eindruck, dass der Sinn und die Ideen für Erotik und Sinnlichkeit fehlen. Auch kreative Ideen eine Zeit zu zweit miteinander zu gestalten. Das ist zu zweit schon schwer, geschweige denn, wenn man auch noch Kinder hat.
Umso wichtiger ist es, eine erotische „Willkommenskultur“ zu pflegen. Und das ist eine Entscheidung, die Paare füreinander und miteinander treffen müssen, wenn sie aus der „verkehrsberuhigten Zone“ wieder auf die „Romantikstrasse“ kommen wollen.


In Ihrem Erotik-Ratgeber sind viele Tipps, Tricks, Anregungen und Impulse zu finden, um gemeinsam wieder Schwung ins Schlafzimmer zu bringen. Welches Kapitel liegt Ihnen am meisten am Herzen?

Das lässt sich nicht an einzelnen Kapiteln festmachen. Generell ist es mir ein Anliegen, die Leserinnen und Leser zu ermutigen, sich selber nicht als erotisches Sonderangebot wahrzunehmen, sondern den Mut zu haben, sich als „individueller erotischer Feinkostladen“ zu begreifen, der in seiner Art eben auch einzigartig ist. Jeder ist in seiner Art Lust und Erotik zu genießen und zu schenken einzigartig. Der Modus von „Besser und Schlechter“ ist Quatsch. Und wer selbstbewusst in seinen „Feinkostladen“ einlädt, der wird nicht „bedürftig“ dastehen sondern einladend.
Die Ideen und Impulse sind im Gegensatz zu anderen Ratgebern keine „Sextipps to go“. Es geht mir vielmehr darum, Paare dabei zu unterstützen sich wieder als sinnlich und begehrenswert zu erleben und zu zeigen und dazu braucht es vielleicht ein anderes, neues erotisches Drehbuch.

Gibt es einen Tipp, der noch niemals fehlgeschlagen ist?
Die häufigsten Sätze beim Sex sind: „Da nicht.“, „So nicht.“, „Nicht so fest.“ und – tirolerisch gesagt: „Tua amol. I wear dir schon soagn, obs passt oder nit.“ – Das klingt alles negativ. Mein Tipp: Sagen oder zeigen was man will und wie man es will und damit dem Partner signalisieren, dass er willkommen ist.

Und ein zweiter Tipp: Es gibt einen Spruch der heißt: „Wer f****** muss freundlich sein.“ Das gilt sowohl für einen selber, im Sinne von zu sich selber freundlich und erlaubend sein und auch gegenüber seinem Partner. Dann wird aus einer Erwartung eine Einladung und zu etwas eingeladen werden ist immer ein freundlicher Akt; auch im Bett.

Foto: privat
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