Den Geheimnissen des Schlossbichl auf der Spur

Am Osthang des Schlossbichl stießen die Archäologen auf frühgeschichtliche Mauerreste. Links im Bild: Die Grabungsleiter Markus Wild und Tamara Senfter im Gespräch mit Mag. Johannes Pöll, dem Chefarchäologen des Denkmalamtes in Tirol. | Foto: MG Telfs/Dietrich
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  • Am Osthang des Schlossbichl stießen die Archäologen auf frühgeschichtliche Mauerreste. Links im Bild: Die Grabungsleiter Markus Wild und Tamara Senfter im Gespräch mit Mag. Johannes Pöll, dem Chefarchäologen des Denkmalamtes in Tirol.
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  • hochgeladen von Sabine Schletterer

TELFS. Seit der Probegrabung im vergangenen Sommer ist endgültig klar, dass sich vor mehr als 2000 Jahren auf dem Schlossbichl im Westen von Telfs ein frühgeschichtliches Opferheiligtum befand. Seit kurzem liegt der ausführliche Bericht der Archäologen über die Sondierungsgrabung vor.
Den Anstoß zur Ausgrabung auf dem inzwischen demkmalgeschützten Schlossbichl gaben bekanntlich Fundstücke, die illegale Metallsucher geborgen haben. Diese Objekte ergeben zusammen mit den neuen Funden der Archäologen ein eindrucksvolles Spektrum von mehr als 130 Gegenständen. Die Objekte reichen von prächtigen Schildbuckeln und Lanzenspitzen über Münzen bis hin zu scheinbar unauffälligen, aber für die Fachleute sehr aussagekräftigen Keramikscherben. Für die Grabungsleiter Markus Wild und Tamara Senfter lassen die spezielle Zusammensetzung der Funde – es sind Großteils Opfergaben – und ihre Menge nur den Schluss auf ein Heiligtum zu. Der Hauptteil der Gegenstände stammt aus dem 1. Jahrhundert v. Chr., Einzelstücke reichen aber auch in die Römerzeit.
Bei der auf wenige Flächen beschränkten Probegrabung wurde der zentrale Opferplatz, den man irgendwo auf der Hügelspitze vermutet, zwar noch nicht entdeckt, wohl aber gab es andere Hinweise auf die kultische Ausrichtung der Anlage, etwa Brandschichten mit Knochen- und Keramikresten. Besonders interessant: An der Westseite, dem natürlichen Zugang zur Hügelspitze, identifizierten die Archäologen ein künstliches Wall-Grabe-System. Da diese Anlage nicht als Befestigung taugte, kann es sich nur um eine symbolische Abgrenzung des Heiligtums handeln. Ausgräber Wild vermutet eine „optische Barriere, hinter der eine sakrale Welt beginnt“ und zu der ein Prozessionsweg geführt haben könnte. Als sensationell betrachten die Fachleute, dass man am Rand des Wallsystems auch verbrannte menschliche Knochenreste und Grabbeigaben aus der Zeit um 50 n. Chr. gefunden hat. Offenbar wurde die Anlage – vielleicht erst nach ihrer Hauptblütezeit – für Bestattungen verwendet. Sicher erscheint jedenfalls, dass die Stätte noch nach der römischen Eroberung des Alpenraums im Jahr 15 v. Chr. besucht und genutzt wurde. Das ist eine Erkenntnis, die für die Forschung über die Lokalgeschichte hinaus von Interesse ist. Nicht weniger erstaunlich war das Grabungsergebnis am weitläufigen Ostabhang des Hügels. Dort stießen die Archäologen in einer künstlich angelegten Terrasse auf die Überreste einer eingestürzten Steinmauer. Auch fand man hier große Mengen von Schlacken, wie sie bei der Metallverarbeitung entstehen. „Vielleicht wurden die Reste der hauseigenen Esse aufgedeckt“, heißt es im Grabungsbericht.
Die Chancen stehen gut, dass die Forschungen auf dem Schlossbichl im nächsten Jahr fortgesetzt werden können. Denkmalamt und Gemeinde haben jedenfalls Interesse an weiteren Forschungen signalisiert.

Am Osthang des Schlossbichl stießen die Archäologen auf frühgeschichtliche Mauerreste. Links im Bild: Die Grabungsleiter Markus Wild und Tamara Senfter im Gespräch mit Mag. Johannes Pöll, dem Chefarchäologen des Denkmalamtes in Tirol. | Foto: MG Telfs/Dietrich
Menschliche Knochenreste, wie sie bei der Verbrennung eines Leichnams auf dem Scheiterhaufen übrig bleiben. Die Überreste wurden um das Jahr 50 n. Chr. zusammen mit Beigaben am Schlossbichl bestattet. | Foto: MG Telfs/Dietrich
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