Was wünschen Sie: Sarg oder Urne?

Wiener Verein | Foto: Kaserer

Sterben ist nicht jedermanns Sache, es nützt aber nichts: Da muss jeder mal durch! Auch, wenn man sonst nicht oft daran denkt – speziell der 2. November, genannt Allerseelen, ist ein Tag, an dem das Thema in den Vordergrund rückt, immerhin dient er dem Gedächtnis der Verstorbenen. Jeden Tag mit dem Tod zu tun haben die Tennengauer Bestattungsunternehmer. Das Bezirksblatt hat einen davon, den „Wiener Verein“ in Hallein, besucht.

HALLEIN (tres). Ist man einmal tot, beginnt für die Angehörigen ein nervenaufreibender und nicht ganz billiger Prozess: Der Tod ist nämlich mit zahlreichen behördlichen Rennereien verbunden. Die meisten davon kann einem aber ein Bestatter abnehmen.

Nicht wenige und immer mehr machen sich daher aus Rücksicht auf die Hinterbliebenen rechtzeitig Gedanken über das eigene Ableben, organisieren quasi schon im Vorhinein das eigene Begräbnis, mit allem was dazu gehört (Sarg- oder Urnenauswahl, Zeremonie, Musik, Partenversand, Testament usw.).

Es herrscht Friedhofszwang
Die Bestattungsmöglichkeiten selbst sind dabei eher dürftig: In Österreich herrscht nämlich grundsätzlich Friedhofszwang. D. h.: Ein Sarg oder eine Urne (Ein-äscherung im Krematorium) müssen auf einem Friedhof beigesetzt werden. Allerdings kann man mit Bewilligung der Gemeinde eine Urne (keinen Sarg!) auch mit nach Hause nehmen. „Die Urne muss aber in einem verschließbaren Schrank oder einer eigenen Urnennische aufbewahrt werden. Sie darf auch im Garten eingegraben werden, wenn die Grabstelle entsprechend gekennzeichnet ist. Nicht erlaubt ist, die Urne zu öffnen und die Asche irgendwo zu verstreuen“, informiert Bestatter Haymo Vogl vom „Wiener Verein“.

Immer mehr Naturfriedhöfe
Immer mehr Gemeinden - z. B. seit heuer auch Hallein - bieten daher schon einen so genannten „Naturfriedhof“ an, wo die Asche der Verstorbenen unter Bäumen oder auf einer Wiese ausgestreut werden darf. Auch jene, die aus der Kirche ausgetreten sind, müssen übrigens am Friedhof beerdigt werden. Verstorbene Nicht-Christen, wie etwa Moslems, werden, laut Vogl, meist nach Hause (z. B. in die Türkei) gebracht: „Aber früher oder später wird man in Hallein nicht drum herum kommen, einen eigenen Friedhofsteil für Moslems zu errichten. In größeren Städten, auch z. B. in Salzburg, gibt es das schon.“

Die Urnenbestattung wird immer beliebter: 2009 haben sich in Hallein bereits über 50 % für die Einäscherung entschieden. Die Vorteile liegen auf der Hand: Es sind die Kosten. „Man braucht nicht unbedingt ein Grab, das mit allen Nebenkosten schon um die 5.000 Euro kostet“, erklärt Vogl: „Und in einem Grab haben nur wenig Särge, aber viele Urnen Platz. Eine Urnennische ist im Vergleich dazu deutlich günstiger. Außerdem wollen viele Menschen keine Grabpflege mehr betreiben.“ Auch der, nennen wir ihn „ästhetische Gedanke“ spielt ein Rolle: Mit dem eigenen Verwesungsprozess kann und will sich nicht jeder anfreunden.
Vermehrt wird der Wunsch geäußert, dass man nach der Einäscherung gern von seinem Lieblingsberg oder in seinem Lieblingssee verstreut werden möchte. Das ist gesetzlich in Österreich aber nicht erlaubt.

Berg- und Diamantbestattungen
Trotzdem bieten die heimischen Bestatter Alternativlösungen an. Beim „Wiener Verein“ ist das z. B. die „Seebestattung“ (Nord- oder Ostsee, Adria), „Naturbestattungen“ in Form von Ascheverstreuung z. B. in Friedwäldern im benachbarten Ausland (Slowakei, Schweiz), einer „Bergbestattung“ in der Schweiz, die „Wasserfontänenbestattung“ in Budapest, oder - ganz exklusiv: eine „Diamantbestattung“ in der Schweiz.

Letztere setzt eine Einäscherung voraus, danach wird die Asche einem aufwändigen chemischen Prozess unterzogen, am Ende übrig bleibt ein Diamant, der nach Österreich zurückgesendet und dem Hinterbliebenen ausgehändigt wird. „Diese Bestattungsart weckt zwar Interesse, wurde bei uns aber noch nie bestellt“, betont Vogl. Viele schrecken die Kosten ab: Ein Einkaräter kostet immerhin soviel wie ein Kleinwagen. Vielleicht will aber auch keiner einen Toten als Ring oder Anhänger mit sich herumtragen.

Der Tod ist manchmal kurios
„Die Arbeit ist natürlich nicht immer leicht“, erklärt Vogl: „Man ist meist als einer der Ersten vor Ort und da sind dann viele trauernde Angehörige. Gefühle unsererseits sind dann durchaus erlaubt, aber man darf das alles auch nicht zu nahe an sich herankommen lassen. Wenn ein Kind stirbt, das sind allerdings Schicksale, die schwer zu ertragen sind. Es gibt aber auch Angenehmes - speziell dann, wenn sich Angehörige bedanken, weil man ihnen in einer schweren Zeit sehr geholfen hat.“

Es gibt aber auch immer wieder Kurioses: „Ein passionierter Jäger wurde in voller Jagdbekleidung beerdigt., aber ohne Waffe - das wäre verboten! Und ein Uni-Professor wurde im Talar und mit dazugehöriger Kopfbedeckung bestattet. Natürlich versuchen wir alle Wünsche zu erfüllen, solange es gesetzlich möglich ist. Bestimmte Grenzen muss man aber auch nach dem Tod einhalten.“

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