Studie für Tulln bestätigt: Kreisverkehre reduzieren Unfallrisiko
Risiko gegenüber einer "normalen" Straßenkreuzung um 45 Prozent reduziert.
TULLN. Durch die Errichtung eines Kreisverkehrs kann das Unfallrisiko im Vergleich zu einer „normalen“ Straßenkreuzung um 45% reduziert werden – so eine aktuelle Studie über die Auswirkungen von Kreisverkehren auf die Verkehrssicherheit, durchgeführt in der NÖ Bezirkshauptstadt Tulln. Die Stadt Tulln investierte mit ihren 26 Kreisverkehren daher nachhaltig in die Verkehrssicherheit von BürgerInnen und Gästen.
Welches Potenzial hinsichtlich einer Verbesserung der Verkehrssicherheit an Knotenpunkten ergeben sich durch den Einsatz von Kreisverkehren – mit dieser zentralen Frage beschäftigt sich eine Studie aus dem Jahr 2013. Als Untersuchungsobjekt wurde die Stadtgemeinde Tulln mit ihren insgesamt 26 Kreisverkehren herangezogen.
Verringerung des Unfallrisikos um bis zu 80%
In zitierten Studien der Arbeit ist durch die Errichtung eines Kreisverkehrs im Vergleich zu einer ampel- oder ungeregelten Kreuzung ein bis zu 80 Prozent geringeres Unfallrisiko festzustellen. In der Tullner Untersuchung wurden die Unfallzahlen von Knotenpunkten jeweils vor und nach dem Bau des jeweiligen Kreisverkehrs betrachtet, um Vergleichswerte ziehen zu können. Auf diesem Weg wurden insgesamt 89 Kreuzungs- und 78 Kreisverkehrsunfälle untersucht.
Bei der Studie am Beispiel von Tullner Kreisverkehren gegenüber Kreuzungen zeigte sich u.a.:
- eine Verringerung der Unfälle mit Personenschaden um 45 Prozent
- eine Verringerung der Verunglückten um 58 Prozent
- eine Verringerung der verunglückten PKW-Insassen um 78 Prozent
Großteils leichte Verletzungen und Unfälle mit zwei PKW
Auch die Verletzungsgrade der an den Unfällen beteiligten Personen wurden untersucht: Der Großteil (70 Prozent) erlitt bei Unfällen an Kreisverkehren nur leichte Verletzungen. Beteiligte Verkehrsteilnehmer waren bei den meisten Unfällen zwei PKW (26 Prozent), gefolgt von PKW/Fahrrad (19 Prozent) und PKW/Fußgänger (10 Prozent). Dies zeigt auch, dass Fußgänger und vor allem Radfahrer in Kreisverkehren mitunter gefährdet sind. Durchdachte Konzepte für den Verlauf von Rad- und Fußübergängen sind daher von großer Bedeutung.
Tulln und seine Kreisverkehre – eine Erfolgsgeschichte
„Seit der Errichtung des Kreisverkehrs Hafenstraße/Donaulände im Jahr 1990 setzen wir verstärkt auf Kreisverkehre zur Erhöhung der Sicherheit im Straßenverkehr – zu Recht, wie bereits viele Studien bewiesen haben, unlängst die Untersuchung ausschließlich über Tulln“, freut sich Bürgermeister Peter Eisenschenk über die Ergebnisse der Kreisverkehr-Studie. Gründe für den Einsatz sind seit jeher mehr Sicherheit durch geringere Geschwindigkeiten, besserer Verkehrsfluss und weniger Schadstoffausstoß durch weniger Stop-and-Go-Verkehr. „Wir hatten sogar schon mehrere Anfragen zu eignen Kreisverkehr-Führungen, die wir sehr gerne mit den interessierten Gästen gemacht haben“, so Eisenschenk weiter.
Diplomarbeit des FH-Studiengangs Logistik & Transportmanagement
Die beschriebene Studie wurde von Alexander Keller, MA im Rahmen seiner Diplomarbeit am FH- Studiengang Logistik & Transportmanagement des bfi Wien in Zusammenarbeit mit seinem Betreuer DI Klaus Robatsch, hauptberuflich tätig beim Kuratorium für Verkehrssicherheit, erstellt. Ziel der Arbeit war es, Daten zum Einfluss von Kreisverkehren auf die Verkehrssicherheit zu erheben und damit eine Entscheidungshilfe für die EntscheidungsträgerInnen österreichischer Städte und Gemeinden hinsichtlich der Errichtung von Kreisverkehren zu bieten. Datengrundlage der Arbeit sind die Unfallberichte der betreffenden Tullner Kreuzungen bzw. Kreisverkehre, entnommen aus der Unfalldatenbank des Kuratoriums für Verkehrssicherheit. Konkret wurden für 89 Kreuzungs- und 78 Kreisverkehrsunfälle folgende Daten erhoben: Unfalldatum, aufgetretene Verletzungsgrade, Anzahl der Verunglückten, beteiligte Verkehrsmittel, Unfalltyp, Straßenzustand und Alkoholisierung von VerkehrsteilnehmerInnen.
Einige der Vorteile eines Kreisverkehrs entsprechend der angesprochenen Studie:
- Geringere Fahrgeschwindigkeit
- besseres Einschätzen von Verkehrssituationen und dadurch weniger bzw. weniger
schwere Unfälle
- Vorrangregel klar begreifbar, nur einfache Entscheidungen für Verkehrsteilnehmer
- Weniger sog. „Konfliktpunkte“: Bei einer Kreuzung sind bis zu 32 Konfliktpunkte
(acht Ein- und Ausfahrpunkte, 16 Kreuzungspunkte) vorhanden, bei einem Kreisverkehr entfallen Kreuzungs-, Linksabbiege- und Linkseinbiegekonflikte. Für einen vierarmigen Kreisverkehr gibt es demnach nur acht Konfliktpunkte (Zu- und Ausfahrten)
Die vollständige Arbeit über die Tullner Kreisverkehre sowie deren Zusammenfassung finden Sie auf http://www.tulln.at unter „News“ und „Verkehr“.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.