Tullner "verschenken" Grund für Stadthotel
Schlafen in bester Lage: Archäologische Grabungen sind wertmindernd
TULLN. "Ein reiner Vergleich von Quadratmeterpreisen ist immer mit Vorsicht zu genießen", warnt Viktor Geyrhofer, seines Zeichens Stadtamtsdirektor von Tulln.
Die Bezirkshauptstadt hat das Ziel ein zentrumsnahes, hochwertiges Hotel anzusiedeln, um die positive Entwicklung als Wirtschafts- und Tourismusstandort weiter zu fördern. Nach intensiver Suche – über die Vorgeschichte haben die Bezirksblätter ausführlich berichtet – konnte ein Projektentwickler gefunden werden, der "Hotel und Wohnen in Tulln" in die Realität umsetzen wird. Dazu muss das Areal in bester Lage geteilt werden – wie Geyrhofer mitteilt. Etwa 3.300 m² entfallen auf Wohnen – knappe 1,8 Mio Euro (544 Euro/m²) fließen dafür in die Stadtkassa. Auf einer Fläche von 2.200 m² wird das Hotel errichtet. Die Stadtkassa geht leer aus. Geyrhofer hält fest, dass beim Preisvergleich immer "besondere Umstände vorliegen und zu berücksichtigen sind". In diesem Fall errichtet der Investor auf seine Kosten das Hotel und muss dies auch auf eigenes Risiko betreiben. Auch umfangreiche archäologische Grabungen würden sich wertmindernd auswirken. Eines steht jedoch fest: "Eine andere Verwendung dieses Grundstückteiles ist auch später durch eine entsprechende Umwidmung ausgeschlossen", so der Stadtamtsdirektor. Im Vergleich dazu: 683 Euro/m² wurden für die Stadtoase bezahlt, wo der Investor außerdem verpflichtet war, einen Stadtsaal zu errichten.
Keine Handschlagqualität?
Ein kurioses Angebot wurde TOP-Stadtrat Ludwig Buchinger von der Stadt unterbreitet: Für das Grundstück zwischen Bahn und seinem Haus in der Wilhelmstraße sollte er 140 Euro (anstatt 190 wegen Servitut) bezahlen. Knapp ein halbes Jahr später wurde der Preis auf 400 Euro erhöht. Warum? "Das Grundstück soll geteilt werden, auf der einen Seite werden Wohnungen errichtet. Durch die Bebaubarkeit ergibt sich auch der Quadratmeterpreis. Was man bei den ersten Verhandlungen mit Buchinger noch nicht gewusst habe war, dass auch jenes Land, das man dem Listenstadtrat zum Kauf angeboten habe, "unter gewissen Voraussetzungen bebaubar ist", so die Rechtfertigung des Stadtamtsdirektors, Viktor Geyrhofer. Buchinger ist über die Vorgehensweise erzürnt: "Jeder Teppichhändler am Basar in Istanbul hat mehr Handschlagqualität", hält er fest, dass er am Grundstück kein Interesse hätte. "Vielleicht gibt es einen der VP nahestehenden Betrieb, der auch dieses Grundstück übernimmt", so Buchinger, dass im November 2014 jenes Land, das sich südlich der Bahn befindet, um 102 Euro/m² verkauft wurde. Das sei nicht vergleichbar, führt Geyrhofer den Verkauf an Schmiedberger aus, da darüber ein öffentlicher Fuß- und Radweg führt, der erstens eine Bebaubarkeit unmöglich macht, zweitens dem Käufer die Verpflichtung zur Durchführung des Winterdienstes übertragen wurde.
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