Wirtepaar wegen Brandstiftung vor Gericht
Fels am Wagram: Familie plädiert auf "nicht schuldig". Prozess wurde vertagt.
BEZIRK TULLN / ST. PÖLTEN. Der Vollbrand eines Traditionsgasthauses in der Nacht zum 13. März 2013 ließ nicht nur zum Löschen dieses Brandes alle Sirenen schrillen. Bereits 2011 brannte ein Lokal des Wirtepaares im Pielachtal, bei dem von Brandstiftung eines bis dato Unbekannten ausgegangen worden war.
Vermutung: Brand selbst gelegt
Für den zweiten Brand macht die St. Pöltner Staatsanwältin Kathrin Bauer nun die
52-jährige Besitzerin des Gasthauses und deren 59-jährigen Ehemann verantwortlich. Sie sollen den Brand im vergangenen März selbst gelegt haben, um an eine nach dem ersten Brand erhöhte Versicherungssumme zu kommen.
Die beiden Angeklagten bekannten sich zu Beginn des Prozesses nicht schuldig.
Motiv fehlt
Verteidiger Andreas Reiff dazu: „Ein Motiv würde meinen Mandanten gänzlich fehlen.“ Man habe für den nächsten Tag bereits den Saal für eine größere Veranstaltung mit 18 Tischen und je sechs Sessel, also über hundert Personen gerichtet.
Vorwürfe gegen Beamten
Schwere Vorwürfe erhob das Paar gegen den ermittelnden Beamten, der entscheidende Aussagen der Wirtin abgewimmelt und nicht protokolliert habe. Auch eine versuchte Vergewaltigung der Tochter des Paares durch einen der Zeugen kam zur Sprache, wobei Richter Markus Pree vor den schweren Folgen einer möglichen Verleumdung warnte.
Fahrlässig: Tschick in Plastikbeutel entsorgt
Gegen das Ehepaar spricht, dass in der Brandnacht ausnahmsweise keines der insgesamt neun Familienmitglieder im Gasthaus übernachtete. Sogar den Hund hatte man mitgenommen. Stutzig machte Pree unter anderem auch die Tatsache, dass die 52-Jährige, nachdem sie informiert worden war, mehr als eine Stunde brauchte, um von dem nahegelegenen Wohnhaus zum Brandort zu kommen. Sie habe den Autoschlüssel gesucht, lautete ihre Erklärung. Als schwer fahrlässig bezeichnete der Richter auch das Vorgehen des 59-Jährigen, wonach er den Inhalt voller Aschenbecher immer in einen Plastiksack leerte, der in einem Nebenraum deponiert wurde.
Brand dauerte länger als eine Stunde
„Es müsste mehr als eine Stunde gebrannt haben“, schätzte der Sachverständige zum fortgeschrittenen Brand beim Eintreffen der Feuerwehr. Die Wirtin hat ihrer Aussage nach etwa eineinhalb Stunden zuvor abgeschlossen und sei nach Hause gefahren. Brandbeschleuniger konnte keiner festgestellt werden, auch der Auslöser des Brandes sei nicht nachweisbar, so der Gutachter.
Für den Schöffensenat blieben nach der mehrstündigen Verhandlung noch viele Fragen offen. Ein zweites Gutachten und die Einvernahme weiterer Zeugen machten eine Vertagung des Prozesses notwendig.
Zum Artikel:
Großbrand in Fels: Brandermittler im Einsatz, vom 13. März 2013
http://www.meinbezirk.at/tulln-an-der-donau/chronik/nach-grossbrand-brandermittler-im-einsatz-d505935.html
Vermutung: Wirtepaar soll Brand gelegt haben, vom 1. August 2013
http://www.meinbezirk.at/tulln-an-der-donau/chronik/vermutung-wirtepaar-soll-brand-selbst-gelegt-haben-d649772.html
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